Donnerstag, Mai 31, 2007

Heinz Gstrein: Einführung in den Islam

Gestern hatte ich das Privileg durch Dr. Heinz Gstrein eine zweistündige, konzentrierte Einführung in den Islam zu erhalten. Gerne gebe ich meine Zusammenfassung dieses Vortrags weiter:
Mohammed und sein Umfeld.
Mohammed wurde 570 in Mekka geboren. In Arabien war damals das Heidentum vorherrschend mit seinem Polytheismus (Vielgötterei). Die oberste Göttin war die Mondgöttin Uzza mit dem Symbol des Halbmonds, das vom Islam dann übernommen wurde. Es herrschte sittlich-moralischer Tiefstand, jeder tat, was ihn gut dünkte.
Neben dem Heidentum gab es ein beachtliches Judentum auf der arabischen Habinsel. Es gab jüdische Stämme im Norden und jüdische Theokartien im Süden, so König Dhu Nuwas im Jemen, der Christen verfolgte.
Es gab auch arabische Christen: einerseits die monophysitischen Ghassaniden, die nur die göttliche Natur an Jesus akzeptierten und die Nestorianer, die an eine eigenwillige Dreifaltigkeit glaubten: Vater, Mutter und Sohn Gottes. Beide waren verhängnisvoll für Mohammeds Gottes- und Christusbild. Mohammed lernte auch christliche Mönche kennen, die seine Frömmigkeit beeinflussten. So geht das Ramadanfasten auf die Mönche zurück, indem man zeitweise auf die guten Gaben Gottes verzichtet, sie aber nicht ganz zurückweist, ebenso die fünf Gebetszeiten.

Mohammed war Analphabet, Gottsucher, Grübler und Epileptiker. Epilepsie galt als heilige Krankheit. Er wurde dabei vom Erzengel Gabriel aufgesucht, was auch wiederum eine Remiszenz an die Bibel ist.
Der Koran sei ihm in Arabisch diktiert worden. (Das ist die islamische Sicht. Historisch gesehen war die erste Koranversion in Hebräisch aufgeschrieben worden.) Er ist vollkommen und anders als die Bibel, die „nur“ von Gott inspiriert ist und von Menschen verfasst ist. Der Islam ist eine absolute Buchreligion und der Koran umfasst Versen und Strophen, die zur Busse aufrufen und vor der Endzeit warnen. Abraham wird als „Hanif“, als edler Heide dargestellt. Der erste Teil, der in Mekka entstanden ist, ist gewaltlos.
Mohammed musste nach Medina emigrieren. Damit begann auch die islamische Zeitrechnung und die „Hidschra“, eine neue Aera und ein neues Konzept: Der Islam als Reich von dieser Welt: Ein Gott, ein Volk und ein Reich. Brüderlichkeit gilt nur unter diesen Bedingungen. Mohammed wollte das Judentum und Christentum unter sich vereinen und erneuern, indem er das jüdische Gesetz reformieren wollte. Er anerkannte Teile der Bibel, so die fünf Bücher Mose, die Psalmen und ein Evangelium, hielt sie aber für verfälscht. Die Kirche sollte das allgemeine Priestertum einführen, der Gottesdienst müsse vor allem Gebet und Predigt umfassen. Fasten wäre wichtig und Bilder würden verboten. Jesus ist im Islam Profet, Heiler, Messias und Weltenrichter, aber nicht Gottessohn und Erlöser, der für die Menschen am Kreuz gestorben ist. Der Islam kennt daher kein „Heil“ und keine Heilsgewissheit. (Ausnahme: Märtyrer für die Ausbreitung des Islams, heute die Selbstmordattentäter, dürfen sich des Paradieses sicher sein.) Doch nicht alle Juden und Christen liessen sich überzeugen und einbinden und wiesen Mohammed zurück. So wurde er ihr Feind und begann sie zu unterdrücken und zu verfolgen. Als Besitzer von heiligen Schriften behielten sie aber gewisse Rechte wie die Kultfreiheit. Dabei von „Toleranz“ zu sprechen ist jedoch übertrieben, denn Muslime dürfen Christinnen heiraten, aber nicht umgekehrt. Und die Kinder dieser Ehen sind immer Muslime. Zudem mussten die Nichtmuslime die ganze Steuerlast tragen und konnten in islamischen Staaten keine Karriere machen.
Mohammed war in Medina vor allem Heerführer und Machthaber. Er liess Männer umbringen, machte Sklaven und nahm sich mehrere Frauen. Es gelang ihm auch, Mekka zurückzuerobern. Der Islam wurde politisch, eine „politische Ideologie gewaltsamer Weltherrschaft“, ein Reich von dieser Welt! Deshalb wurde mit Feuer und Schwert das islamische Reich ausgebreitet, was nicht gleichbedeutend mit dem islamischen Glauben ist!
(Die christlichen Kreuzzüge können damit nicht direkt verglichen werden, weil es dabei „nur“ um Sicherung der Pilgerwege nach Jerusalem ging, die von türkischen Horden gefährdet wurden und nicht um territoriale Ausbreitung des Christentums.)

Mohammeds Nachfolger
Mohammeds Nachfolger sind die Kalifen, die zuerst gewählt wurden. Nach einiger Zeit gab es deswegen eine Spaltung: die „Schia“, die Abspaltung, bestand darauf, dass der Kalif eine Nachkomme Mohammeds sein muss. Die „Sunna“, was richtige Ueberlieferung bedeutet, wollte den Besten zum Kalifen machen. (Eine dritte Richtung sind die „Chawaridsch“, die Abtrünnigen.)
Im Mittelalter war über eine lange Zeit das osmanisch-islamische Reich vorherrschend. Da waren Juden und Christen eindeutig Bürger zweiter Klasse. Seit 1923 sind wir in der „kalifenlosen“ Zeit. Nun wurde von verschiedenen Seiten versucht, den Islam zu modernisieren. Doch dieser Versuch muss als gescheitert betrachtet werden, vor allem wegen dem Korandiktat. Der Koran darf nicht relativiert und in Frage gestellt werden.
Heute ist eine „Sondergruppe“ führend im Islam, nämlich die sogenannten Wahhabiten oder Salafiten, die im 18. Jahrhundert in Arabien entstanden waren. Sie wollen zurück zum ursprünglichen Islam. Da der „Hadsch“, die einmalige Pilgerfahrt nach Mekka führt, kommen viele Muslime mit dem Wahhabismus in Kontakt. Die Petrodollars der wahhabitischen Saudis fördern die Unterwanderung in Europa und den Moscheebau in der ganzen Welt. Weitere Mittel zur Expansion sind der „Dschihad“, der heilige Krieg, und die Scharia, das islamische Recht. (Der Heilige Krieg wurde früher von Marokko bis Indien durchgeführt, heute ist vor allem der südliche Sudan betroffen. Ostasien wurde vor allem durch Händler islamisiert.)

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Dienstag, Mai 29, 2007

Der Koran: Entstehungsgeschichte, Prägeform, Systemwandel & Akzente

Der Koran, ab Seite 55:
Ab Seite 55 beschreibt Raddatz die Entstehung des Koran. Er ist unter wesentlicher Mitwirkung Muhammads entstanden, da er vorher religiöses Wissen aus seinem Umfeld aufgenommen hatte. Er verschmolz es mit seiner reifenden Spiritualität (das ist der „mekkanische“ Teil, der in Reimprosa geschrieben ist) und seinem politischen Instinkt (das ist die „medinensische“ Periode, die in Erzählform gehalten ist). Muhammad machte den Weg vom Wahrsager zum Warner: Er forderte gerechtes Verhalten als Dank für die Barmherzigkeit des Allmächtigen. Allah bestimmt den Lauf der Geschichte, auf ihn haben die Menschen sich auszurichten. Nach Raddatz sind es Reflexionen und ein sensibler Spiegel Muhammads Lebens.
Der Forscher C. Luxenberg hat festgestellt, dass einige Passagen syrisch-christlicher Herkunft sind. Etwa ein Viertel des Korans betrachtet er als liturgische Lesevorlage für den christlichen Gottesdienst.

Die islamische Sicht ist natürlich eine andere: Der Koran ist die ewige, fehlerlose und irrtumsfreie Offenbarung Allahs, die „Tafel im Himmel“, herabgesandt in arabischer Sprache. Sie umfasst 114 Suren, die nach Länge geordnet sind. Diese Offenbarung wurde zum Glaubensnenner, zur Stabilisierung der „umma“, der islamischen Glaubensgemeinschaft, zum universalen Standard und ist auch eine Ideologie („Medina-Modell“). Daher ist keine analytische Annäherung an den Koran möglich und es gibt kein dauerhaftes Eigenleben für Wissenschaft, Literatur, Philosophie und arabische Sprache. Es gibt keine autonome Handlungsfreiheit für den Menschen. Alle Mittel sind gerechtfertigt zur Durchsetzung des Gesetzes Allahs (kommt in Suren 7, 36 und 79 vor).

Die erste Weitergabe erfolgte mittels auswendig lernen der Anhänger Muhammads. Abu Bakr, ein Schwiegervater Muhammads, erster Kalif, gestorben 634, beauftragte Zayd Ibn Thabit, Muhammads Sekretär, seine Verkündigungen zu sammeln und aufzuzeichnen. Dieser erste schriftliche Koran war in aramäischer Sprache verfasst, denn die arabische Schriftsprache gab es erst seit etwa 800 nach Christus.
Unter Utman, dem dritten Kalifen, der ein gutes religöses Gespür und politischen Weitblick besass und 656 starb, wurde ein neuer, zusammengefasster Koran in arabischem Dialekt der Quraysh erstellt. Die nur fünf Exemplare dieses Korans gingen nach Kufa, Basra, Damaskus, Mekka und Medina und ergaben die kanonische Lesarten.

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Montag, Mai 28, 2007

Der Verkünder

Ab Seite 43 wechselt Radatz nun in den arabischen Raum: Er beschreibt zuerst die Schwächung des christlichen Byzanz und Persiens durch gegenseitige, verschleissende Machtkämpfe. Das führte zum Aufstieg der Beduinenstämme mit dem Knotenpunkt Mekka. Arabien war auch Brennpunkt manichäischer Iraner, jemenitischer Juden und christlicher Sekten.
In diese Welt hinein wurde 571 Muhammad Ibn Abdullah geboren. Er gehörte zu den „Hashim“, einer Führungsschicht, die in Handel und Finanzen tätig war. Er besass ein ausgesprochenes kaufmännisch-organisatorisches Geschick. Als junger Mann heiratete er die reiche 40jährige Geschäftsfrau Khadidja Bint Khuwaylids. Mit ihr hatte er sechs Kinder. Dank materieller Unabhängigkeit konnte er sich nun vermehrt spirituell-religiösen Fragen widmen und Moral einfordern. Das führte ihn in Konflikt mit den Mächtigen Mekkas. So war er 622 gezwungen nach Medina „auszuwandern“, um mit seinem Leben davonzukommen. In Medina nutzte Muhammad die Gunst der Stunde durch Gespür, Geschick, Geduld und Gewalt. Muhammad konnte geduldig abwarten, entschlossen handeln und auch dosiert Gewalt einsetzen. So liess er 627 über 600 Männer des wichtigen Qurayzastamm massakrieren! Muhammads medinesische Zeit stand für die Unterwerfung, die politisch-strategische Ausformung seiner neuen Religion!

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Sonntag, Mai 27, 2007

Das Weltbild der Griechen und das singuläre Ereignis des Jesus Christus

Ab Seite 26 schreibt er über das Weltbild der Griechen: „Die Fundamente des abendländischen Geistes ruhen auf Sokrates, Platon und Aristoteles, dem Dreigestirn griechischer Philosophie, des Weltgeistes schlechthin.“ Darauf folgte jedoch der politisch-soziale Niedergang Griechenlands, der Aufstieg des pragmatischen römischen Reiches, magische Mysterienreligionen und frühgnostischer Synkretismus.
In diese Welt trat das „singuläre Ereignis des Jesus Christus“. Es erwies epochale, unnachahmliche Wirkung und begründete die kulturelle Existenz des Abendlandes. Die teilweise eigentümliche Sprache Raddatz’es regt aber weiter zum Nachdenken an: „Sprechen, Wirken und Sterben von Jesus Christus ist gelebte Offenbarung Gottes... Evangelien sind schriftlicher Ausdruck und abgeschlossene Grundlage christlichen Glaubens... Kirche ist Gemeinschaft der Gläubigen und Mittler zwischen Offenbarung und Mensch... Universale Heilsquelle ist die Gemeinschaft aus Glauben, Schrift und Institution“.
Das Zusammentreffen von jüdischem Gesetz, griechischer Denkfreiheit und römischer Herrschaftspaxis führte zu einem Frühchristentum, wie es Augustinus verkörperte. Er sagte: „Ich glaube, um zu verstehen!“ Er stellte Gottesreich dem Weltstaat gegenüber. Eine Verengung von der Person Jesu Christi zu Autorität und Lehramt der frühchristlichen Kirche setzte ein. Tertullian sah die Obrigkeit als gottgewollte Ordnungsmacht (Seite 34-37) und die christliche Kirche nahm immer mehr staatsähnliche Formen an.

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Samstag, Mai 26, 2007

Hans-Peter Raddatz: Von Gott zu Allah?

Der Untertitel dieses Werks lautet: Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft. Es ist im Herbig-Verlag München 2001, umfasst 528 Seiten und kostet "nur" CHF 26.80. ISBN: 3-7766-3010-8.
Zuerst etwas zum Autor dieses Buchs: Hans-Peter Raddatz wurde 1941 in Deutschland geboren. Er studierte Orientalistik, Volkswirtschaftslehre und Ethnologie. Er promovierte über das frühislamische Erbrecht 1967. Danach arbeitete für verschiedene Firmen in Nahen Osten und in den USA. Heute ist er Publizist, der den Islam kritisch betrachtet. Er vertritt und unterstützt die jüdisch-christlichen Werte Europas und das Existenzrecht Israels. Er tritt ein für die Trennung von Kirche und Staat und das staatliche Gewaltmonopol, das im Islam nicht vorgesehen und gewährleistet wird. Ein Anliegen ist ihm auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Er kritisiert den naiven Dialog des Westens, auch der christlichen Kirchen, mit den Moslems, und bekämpft die Anerkennung der Scharia, des islamischen Rechts, in Europa. Dadurch erhielt er 2005 Drohungen im Internetportal „Muslim-Markt“.

Zum Vorwort ab Seite 11:
Raddatz macht teilweise sehr prägnante Aussagen, über die es sich lohnt nachzudenken. Er behauptet beispielsweise folgendes: „Im Islam ist virtuelle Gewalt angelegt... Der moderne Fortschritt hat zu sozialer Inkompetenz, islamischer Radikalisierung und westlicher Korruption geführt.

Zur Einführung ab Seite 14:
Raddatz macht (zu Recht) auf den defizitären Informationsstand über die wichtigen Migrationsgruppen in Deutschland, Frankreich und England aufmerksam: Was wissen wir schon wirklich über die Türken, die Nordafrikaner und die Pakistaner? Das Wissen über den Islam steigt nicht wie die Expansion des Islams in Europa!
Der christliche Glaube war wesentlicher Impuls des europäischen Geistes. Wenn dieser Glaube verschwindet, wir auch dieser Geist verschwinden (Seite 24)!

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Donnerstag, Mai 24, 2007

Was ist "Waqf"?

Ab Seite 149 beschreibt Ulfkotte in Teil 4 das Innenleben des Spinnennetzes. Hier geht es mehr um die gegenwärtige Organisation der Muslimbruderschaft. Seit 2004 ist Mohammed Mahdi Akef Führer der ägyptischen Muslimbruderschaft in Kairo. Er folgte auf Maamon al-Hodeibi. 1927 wurde Akef in Aegypten geboren. 1954-74 war er im Gefängnis wgen Beteiligung an einem Komplott gegen Nasser. 1984-88 war er Leiter des islamischen Zentrums in München (IZM) und kennt also Deutschland.

Ab Seite 213 geht es in Teil 5 um den Kampf ums Geld. Aber noch wichtiger für Moslems ist Bodenbesitz: "Waqf“ ist ein wichtiger islamischer Begriff. Er bedeutet das unveräusserliche und ewige Landeigentum des Islams. Dort ist die Scharia das einzig gültige Recht. So hat Kalif Omar um 600 Israel erobert und es zum „Waqf“ erklärt. Daher gehört es allein Allah. Und dies kann nie mehr rückgängig gemacht werden. Alles, was einmal von Moslems erobert wurde, ist demnach „heiliger Besitz“. Das gilt auch für die Eroberungen in Europa bis vor Wien und Poitiers (Frankreich). Heute sind auch die Moscheen in Europa „Awqf“, das ist die Mehrzahl von Waqf und heisst genauer „Güter der toten Hand“.

Am Schluss ab Seite 291 gibt Ulfkotte viel Literatur an. Er scheint sich gut auszukennen, was die deutsche Literatur über den Islam anbelangt. Unter den vielen Autoren stechen meiner Meinung folgende heraus:
· Bernard Lewis, einer der besten Islamkenner der Gegenwart
· Hans-Peter Raddatz, ein deutscher Orientalist, der fünfzehn Jahre in der islamischen Welt gelebt und umfassende, tiefgründige und kritische Werke geschrieben hat, vor allem zur Geistesgeschichte Europas (und Zusammenhänge zwischen griechischer Philosophie, christlichem Glauben und liberaler Neuzeit aufgezeigt hat) und des Orients (dort zeigte er die im Islam innewohnenden unterdrückenden Kräfte auf, die alle freiheitsliebenden Menschen zurückgebunden oder umgebracht und dadurch viele Entwicklungen abgewürgt hat)
. Bassam Tibi, ein Intellektueller und gemässigter Moslem aus Syrien

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Samstag, Mai 19, 2007

Historische Wurzeln des islamischen Fundamentalismus

Ab Seite 101, im Teil 2, unter dem Titel: „Ihr seid das beste Volk...“ kommt Ulfkotte zur eigentlichen Ursache, zu den historischen Wurzeln. Nun wird die Darlegung interessanter und tiefgründiger, denn es geht um Wurzeln und Geschichte der islamischen Fundamentalisten.
Er verweist ab Seite 112 auf den Wahhabismus, der die Rückkehr zum wahren Islam der Vorgänger (=salaf) forderte. Diese Forderung geht auf Muhammad ibn Abd al Wahhab (1703-1792) zurück. Er schloss 1745 ein Bündnis mit Muhammad ibn Saud , dem arabischen Stammesführer. 1773 wurde Riad erobert und ein islamischer Staat errichtet. 1932 wurde daraus das Königreich Saudi-Arabien gegründet mit der Dynastie der Familie Al-Saud an der Spitze. Seither wurden durch sie immer wieder islamistische Organisationen unterstützt.

Wichtig scheint im Islam auch der „Kalif“ zu sein, der Nachfolger Mohammeds, der allein mit der politischen und religiösen Führung der „Ummah“, der ,Gläubigen, betraut ist. Ueber ihm steht nur die "Scharia", das religiöse Gesetz. Das Kalifat ist die Einheit von Staat und Religion. Es ist das Regierungssystem im muslimischen Reich. Dieses Gottesreich existierte 632-661 nChr. Darin herrschte eine gemeinschaftliche Glaubenspflicht, die nicht vereinbar ist mit einer freiheitlich-demokratischer Rechtsordnung. 1924 wurde das (letzte) Kalifat in der Türkei abgeschafft (beschrieben ab Seite 113).

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Udo Ulfkotte: Heiliger Krieg in Europa

Seit letzten Herbst bin ich zunehmend sensiblisiert auf die Islamisierung Europas. Dazu geführt haben mich Klaus Berger, Heinz Gstrein und Udo Ulfkotte. Letzterer ist ein deutscher Journalist und Sicherheitsspezialist. Er ist auch Professor für Sicherheitsfragen und hat verschiedene Bücher verfasst. Eines der letzten heisst: Heiliger Krieg in Europa. Der Untertitel lautet: Wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht. Es ist im Verlag Eichborn Frankfurt 2007 erschienen, umfasst 303 Seiten, kostet CHF 34.- und hat folgende ISB-Nummer: 978-3-8218-5577-6.

Ulfkotte zeigt im ersten Teil mit der Ueberschrift: Halbmond über Europa. „Eurabien“ – die Zukunft Europas?, dass „Europa islamisch wird“. Dabei zitiert er nur den besten Islamspezialisten der Gegenwart, den Franzosen Bernard Lewis.
Ulfkotte bringt dazu viele Beispiele, die aufzeigen, wie Europa schleichend islamisiert wird. Zuerst fordern Moslems unter Berufung auf unsere Religions- und Kultusfreiheit Rechte ein wie Dispensierung der Mädchen vom Turnunterricht. Sobald diese Rechte erreicht und stabilisiert worden sind, wollen sie weitere Spezial- und Sonderbehandlung wie eigene Krankenhäuser, Schulen und Taxis in England und Holland. Die Lesenden werden durch diese Aufzählungen, die über hundert Seiten beanspruchen und durch fast alle europäischen Länder gehen, jedoch etwas in ihrer Geduld strapaziert.

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Donnerstag, Mai 10, 2007

Gesundheit, Spiritualität und Kontemplation

Gemäss Abraham Maslow (1977) zeichnen sich gesunde Menschen durch die folgenden gemeinsamen Merkmale aus (Seite 245):
· Bessere Wahrnehmung der Realität: Fähigkeit Menschen und Sachverhalte richtig zu beurteilen
· Sich selbst, andere und die Natur akzeptieren: Hohe Authentizität, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit
· Natürlichkeit, Spontaneität und Einfachheit: Bescheidenheit, Unkonventionalität
· Problem- und sachorientiert: Lösungsorientiert, nicht ichorientiert
· Bedürfnis nach Privatheit: Einsam sein können ohne Unbehagen
· Autonom, aktiv und wachstumsorientiert: Unabhängigkeit von Umwelt, Antrieb durch Eigenmotivation
· Unverbrauchte Wertschätzung: Lebensgüter werden mit Ehrfurcht, Freude und Staunen geschätzt
· Prägung durch mystische Erfahrungen: Ich-Verlust und transzendente Erfahrungen wie Momente von tiefer Ehrfurcht, intensiven Glücks, der Verzückung, Ekstase oder Seligkeit
· Gemeinschaftsgefühl: Gefühl der Identifikation, Sympathie und Zuneigung
· Ueberschreitung Ich-Grenze: Intensive interpersonelle Beziehungen
· Demokratische Charakterstruktur: Freundlicher Umgang mit allen Menschen
· Ethische Veranlagung: Feste moralische Normen, Sicherheit bezüglich Wahrheit.
· Philosophischer Humor: Keine feindseligen, verletzenden oder überlegenen Witze
· Kreativität: Widerstand gegen Anpassung(sdruck)

Auf Seite 247 behauptet Nefiodow, dass es eine einheitliche Sicht der Natur durch die relativistische Quantenfeldtheorie gäbe. Nach meinem Wissensstand und nach Rücksprache mit einem Naturwissenschaftler ist das (noch) nicht der Fall. Hier scheint sich Nefiodow weniger auszukennen, deshalb sollte er sich besser auf Gebiete konzentrieren, in denen er zweifellos fachkundig und kompetent ist.

Die Verweise am Schluss des Buches auf den christlichen Glauben sind von einer tiefen katholischen Spiritualität geprägt und durchdrungen. Deshalb plädiert er zu Recht für eine christliche Kontemplation. Er zitiert den Jesuiten Franz Jalics, der Kontemplation sehr treffend so definiert hat: „Kontemplation heisst einzig auf Gott zu schauen und alles andere loszulassen... in der Kontemplation vertrauen wir darauf, dass uns alles andere dazugeschenkt wird, wenn wir uns nur um die Ausrichtung auf Gott bemühen.
Faustine Kowalska, eine katholische Mystikerin, die 1993 seliggesprochen wurde, hat es so gesagt: „Seit dem Augenblick als du, Jesus, meiner Seele erlaubtest, den Blick in dich zu vertiefen, ruhe ich aus und verlange nichts mehr. Ich habe meine Bestimmung gefunden.“ (Seite 258)

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Mittwoch, Mai 09, 2007

Kooperationsfähigkeit als Schlüsselqualifikation

Die Produktivität der menschlichen Arbeit wird bedingt durch Arbeitsteilung, Zusammenarbeit und Einsatzbereitschaft. Hier ist die Qualität des Verhaltens entscheidend (Seite 148). Basisinnovationen sind erfolgreich, wenn
· Technologien vernetzt sind
· Wertschöpfungskette gebildet wird
· Bedarfsfeld der Gesellschaft erschlossen wird
· Gesellschaft reorganisiert wird

Auf den Seiten 148-185, wo es um Kooperationsfähigkeit als Schlüsselqualifikation der Unternehmenskultur geht, sind folgende markigen Sätze enthalten:
· Kreativität ist heute fast immer ein kooperatives Phänomen...
· Betriebe sind sozio-technische Systeme...
· Information ist Beziehung und Unterschied
· Materie und Energie... sind Verwirklichungen von Informationen
· Eine tolerante Atmosphäre gegenüber Schwächen und Fehlern ist Voraussetzung für die volle Entfaltung von Kreativität und Risikobereitschaft...
· Standardisierte Formen der Konfliktbewältigung sollten eingeführt werden
· Unternehmen können auf Dauer nur gedeihen, wenn auch das soziale Umfeld entsprechend gesund ist

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Freitag, Mai 04, 2007

Wohlstand, Sozialkompetenz und Gesundheit

Für den (westlichen) Wohlstand erachtet Nefiodow als wichtig (und beschreibt dies ab Seite 31):
· Fachkompetenz
· Organisation
· Management
· Kreativität
· Forschung
· Motivation und Einsatzbereitschaft
· Kooperation

Er beschreibt ab Seite 122 die grosse Bedeutung der Sozialkompetenz, die auch als psycho-soziale Gesundheit definiert werden kann... Die christliche Kirche verfügt über ein breites Spektrum an Methoden zur Vermittlung seelischer Gesundheit. Dieses Wissen wurde in Europa weitgehend aus dem Bewusstsein der Oeffentlichkeit verdrängt.
Er plädiert in diesem Zusammenhang auch für mehr Prävention, Gesundheitsförderung und Saluto-Genese anstelle von kurativer, krankheitsorientierter Medizin.
Gesunde Lebensführung war schon bei Hildegard von Bingen ein Thema, das Gottfried Hertzka und Wighard Strelow wiederentdeckt haben. Es geht um richtigen Umgang mit:
· Essen und Trinken
· Wachen und Schlafen
· Arbeiten und Beten
· Bewegen und Ruhen
· Licht, Luft, Gefühl und Leidenschaft
· Beziehung zu Gott

Nefiodow bezeichnet das naturwissenschaftliche Weltbild als reduktionistisch, weil es seelische, soziale und religiöse Phänomene vernachlässigt. Es trennt (zu Unrecht) Leib und Seele.
Denn im 6. Kondratieff wird es also vermehrt um Fragen der ganzheitlichen Gesundheit, Umweltschutz und erneuerbarer Energie gehen (Seite 133). Der Mangel an Produktivität in den zwischenmenschlichen Beziehungen macht die Thematisierung von Gesundheit notwendig: der Informationsfluss , die Kommunikation, die Echtheit und der Ausdruck der Menschen müssen verändert und verbessert werden. Daneben wird Biotechnologie eine zunehmende Rolle spielen.
Gesundheitsdefinition nach WHO, der Weltgesundheitsorganisation, umfasst folgende Punkte (nach Nefiodow kommt noch spirituelle Gesundheit hinzu):
· Stabiles Selbstwertgefühl
· Positives Verhältnis zum eigenen Körper
· Fähigkeiten zu Freundschaften und sozialen Beziehungen
· Intakte Umwelt
· Sinnvolle Arbeit
· Gesunde Arbeitsbedingungen
· Gesundheitswissen
· Zugang zu Gesundheitsversorgung
· Lebenswerte Gegenwart
· Begründete Hoffung auf lebenswerte Zukunft

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Leo A. Nefiodow: Der sechste Kondratieff

Der Untertitel dieses Werks von Leo A. Nefiodow lautet: Wege zur Produktivität und Vollbeschäftigung im Zeitalter der Information. Die langen Wellen der Konjunktur und ihre Basisinnovationen. Erschienen ist dieses Buch im Rhein-Sieg Verlag St. Augustin 1996, die 5. Auflage kam 2001 heraus (ISBN: 3-9805144-4-7).
Zuerst etwas zum Autor: Leo Nefiodow wurde 1939 geboren und ist heute vor allem als Wirtschaftstheoretiker tätig. Nach seinem Studium der Nachrichtentechnik an der Technischen Universität Darmstadt war er 1965-1974 in der Industrie als Forscher und Entwickler der Informationstechnologie aktiv. 1974-2002 wirkte er im Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft e.V. in Sankt Augustin bei Bonn. Seit 2004 ist er Mitglied der Arbeitsgruppe „Our Future Economy“ des Club of Rome.
Leo A. Nefiodow ist einer der bekanntesten Vertreter der Theorie der langen Wellen und gilt als einer der angesehensten Vordenker der Informationsgesellschaft. Er war Berater des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, mehrerer Landesregierungen, internationaler Organisationen und privater Unternehmen. Zu seinen Schwerpunkten zählt die Zukunftsforschung. Leo A. Nefiodow ist Autor von mehr als 90 Publikationen zum Thema der Informationsgesellschaft.
Sein Werk „Der sechste Kondratieff“ zielt auf eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Gesamtschau. (Der Begriff Kondratieff-Wellen geht auf Nikolai Kondratieff zurück, der 1892 in Russland geboren wurde und ein bedeutender Oekonom war. Nach seinem Studium in St. Petersburg arbeitete er als Direktor für Statistik und Wirtschaft. Er beteiligte sich an der Februarrevolution 1917, die die Absetzung des Zaren bewirkte. Unter der neuen Regierung war er Vize-Ernährungsminister. Nach der Machtüber-nahme der Bolschewiken, der Kommunisten unter Lenin, gründete er 1920 in Moskau ein Konjunktur-institut. Bereits 1928 wurde sein Institut geschlossen, weil unter Stalin nur noch Planwirtschaft zählte. 1930 wurde er verhaftet und kam in einen Gulag, wo er 1938 zum Tode verurteilt und erschossen wurde. Sein umfangreiches Gesamtwerk wurde aus ideologischen Gründen wenig beachtet. Der amerikanische Oekonom Joseph Schumpeter bezeichnete 1936 die langen Konjunkturzyklen als Kondratieff-Wellen. Schumpeter verlor aber im Wettbewerb der Modelle gegen den Engländer Keynes, so dass Kondratieff und seine Erkenntnisse in Vergessenheit gerieten.)
Hier geht es also nicht um ein eindimensionales Thema, wie einem der Titel veranlassen könnte, sondern um grundlegende Aussagen und Fragen zur Arbeits- und Lebenswelt von heute und morgen. So beschreibt er ab Seite 14 die wichtigen menschlichen Faktoren für die Informationsgesellschaft:
· Lernbereitschaft
· Wissensumgang
· Systemdenken
· Kommunikationsfähigkeit
· Beziehungsfähigkeit

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Donnerstag, Mai 03, 2007

Chancen und Gefahren des Enneagramms

Da ich vor zwei Wochen zusammen mit Ruth Michel wiederum einen Enneagramm-Grundkurs auf christlicher Basis in der Casa Moscia gegeben habe für 22 Teilnehmende, möchte ich meine Erfahrungen kurz reflektieren. Ich sehe grosse Chancen mit dem Enneagramm:
Es ist eine Landkarte, ein Hilfsmittel und Werkzeug zur persönlichen, zwischenmenschlichen und geistlichen Entwicklung und Reifung. Durch Selbstbeobachtung und Reflexion kann ich mich besser kennen, einschätzen und auch gesund begrenzen lernen. Alle neun Gestalten sind gleichwertig, jeder bedarf der Ergänzung durch andere Menschen, alle Erlösung durch Jesus Christus. Jeder soll sich auf den Weg der Reifung machen. Meine Weltsicht ist also nicht die einzige und schon gar nicht die beste. So kann ich andere besser verstehen, wertschätzen, würdigen oder auch nur stehen lassen. Das Enneagramm beinhaltet das grundsätzliche Potential und Dynamik zur Entwicklung und Veränderung der Menschen. Ich beginne meine einschränkenden und zerstörerischen Lebensmuster und dunklen Seiten zu erkennen und anzuschauen. Ich werde aufgefordert, mich in eine Richtung zu bewegen, die der Integration, Reifung und Gesundung der Persönlichkeit dient. Ich halte mich dem dreieinigen Gott hin, so dass er mir die Gnade und Kraft gibt zur Wandlung in sein Bild. Zugleich versöhne ich mich mit dem Gedanken, dass meine Existenz fragmentarisch und meine Entwicklung hier unvollendet bleibt. Ich darf ein vergänglicher und einseitiger Mensch sein, der auf ein neues Leben bei Gott wartet.

Nicht verschwiegen will ich, dass es auch Gefahren gibt: Das Enneagramm ist nur ein Modell und Wegweiser, nicht die Wirklichkeit an sich! So wie eine Landkarte auch nur ein reduziertes Abbild einer Landschaft ist. Dies übersehen viele und stülpen dieses Modell über alle und alles, setzen es gar absolut oder verwenden es als Heilsweg. So kann man es überschätzen, sich zu sehr darauf fixieren und sich auch überheben über andere. Denn Wissen ist Macht und verführt zur Manipulation! Auch Fehleinschätzungen bei sich und anderen sind recht häufig: Viele Menschen wollen gewisse Lebensmuster und Verhaltensweisen einfach nicht wahrhaben und haben grosse blinde Flecken. So wird Entwicklung verhindert. Das Enneagramm macht zudem wenig Aussagen zu Alter, Geschlecht und Umfeld. Und es ist völlig untauglich für Kinder und wenig geeignet Jugendliche bis 25 Jahren.

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