Montag, April 08, 2019

Vijay Mahajan: Afrika kommt

Vijay Mahajan hat nun auch ein Buch über Afrika geschrieben mit dem Titel: Africa Rising: how 900 million African consumers offer more than you think (ISBN 978-0-13-233942-1). Es wurde 2009 übersetzt und bei Börsen Medien Kulmbach herausgegeben unter dem Titel: Afrika kommt. Der Schwarze Kontinent: Jahrhundertchance für Investoren und Unternehmer (ISBN 978-3-938350-91-1). Zum Autor: Der 1954 in Indien geborene Mahajan ist Forscher in den Bereichen Betriebs- und Volkswirtschaft und Professor für Marketing an der Universität von Texas in Austin. Er hat 2007 das weithin beachtete Werk The 86% Solution: How to Succeed in the Biggest Market Opportunity of 21st Century geschrieben, worin er die Entwicklung und die Marktchancen der Schwellenländer aufgezeigt hatte. 2009 legte er ein weiteres fundiertes Buch über die afrikanischen Märkte vor, die er auch vor Ort studiert hatte. Betrachtet man Afrika als Ganzes, ist es schon heute eine beachtliche Volkswirtschaft, die zudem ein grosses Zukunftspotenzial hat. Der Autor geht selbstverständlich tiefer, zeigt auch markante Unterschiede in Afrika anhand von Beispielen auf. Mit statistischen Daten zeigt er auf, dass es reichere Kleinstaaten wie die Seychellen und Äquatorialguinea gibt. Bevölkerungsreiche Länder wie Nigeria und Kenia sind im afrikanischen Mittelfeld angesiedelt; zu den ärmsten gehören Burundi und die demokratische Republik Kongo. Die bekannten Probleme und entwicklungshemmenden Faktoren sind oft Korruption, Verteilungs- und ethnische Konflikte, mangelnde Infrastruktur, schlechte Versorgungslage und eine vernachlässigte und ineffiziente Landwirtschaft. Der Autor lenkt unseren Blick aber besonders auf Chancen und Positives: 41 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt, das sind alles potenzielle Weltmarktteilnehmer. Der Autor nennt sie «Geparden-Generation», weil sie so flexibel und optimistisch ist; im Gegensatz zur älteren «Flusspferde-Generation», die fatalistischer ist. Er unterscheidet drei Schichten, Africa One, Africa Two und Africa Three, die in etwa unseren Begriffen der Ober-, Mittel und Unterschicht entsprechen. 100 Millionen Menschen gehören zu Africa One, 400 zu Africa Two und 500 zu Africa Three. Alle haben existenzielle Grundbedürfnisse, die gestillt werden wollen. Der Autor sieht aber vor allem bei Africa Two ein grosses noch nicht ganz erschlossenes Potenzial, weil hier Produkte für die Sauberkeit, Hygiene, Gesundheit, Kommunikations- und Bewegungsmittel in grossem Mass nachgefragt werden. Insbesondere libanesische, nordafrikanische, südafrikanische, indische und chinesische Firmen haben dieses Potenzial bereits erkannt und angepasste Produkte und Dienstleistungen aufgebaut, um die afrikanischen Märkte zu durchdringen und zu bedienen. Zudem übermitteln viele Afrikaner im Westen auf unterschiedlichen Kanälen Geld, Investitionen, Hilfe und Bildung in ihre Herkunftsfamilien und -länder. Kreditkarten, Internet und Mobiltelefone eröffnen hier ungeahnte Möglichkeiten und den Zugang zum Weltmarkt, zu Allgemeinwissen und generell zu aktuellem Knowhow. Mahajan betont besonders, dass es nur dort langfristigen Erfolg für Unternehmen gibt, wo diese menschliche Bedürfnisse beachten, anerkennen und erfüllen werden. Dabei geht es häufig zuerst um Essen, Wohnen, Kleider, Gesundheit, Kommunikation und Bildung. Und Eltern setzen viel ein, um ihren Kindern eine bessere Welt zu ermöglichen. Viele Firmen kümmern sich um Probleme ihrer Kunden und Mitarbeitenden und bieten Lösungen an, ohne aus allem Profit zu schlagen. Das ist wahrscheinlich einer der besten Ansätze, um Gesellschaft und Politik positiv zu beeinflussen und zu verändern (S. 39-41 und 265-268). Noch liegt vieles im Argen, so haben 74 Prozent im ländlichen Afrika keinen Zugang zu sauberem Wasser. Aber es gibt Lösungen wie bessere Gefässe und kostengünstige Filter. Hilfe in Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und Ernährung lösen akute Probleme. Gezielte Investitionen, unternehmerisches Handeln und gute Führung schaffen längerfristig Entwicklung, Wachstum und Wohlstand, was auch für Afrika gilt. In vielen Gegenden Afrikas fehlt es auch an statistischen Daten und Marktforschung; gerade hier sind kreative, innovative und mutige Unternehmer gefragt, die bereit sind, vor Ort Daten zu erheben und zu forschen und in Produkte und Dienstleistungen einfliessen zu lassen.

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