Samstag, Februar 28, 2009

Höhere Wahrhaftigkeit: Psalm 34,2-11 (Seiten 440-446)

„Schmecket und sehet, dass JHWH gut ist, steht in Vers 9; Heil dem Mann, der auf ihn vertraut... bedeutet höhere Wahrhaftigkeit. Höher meint eine Sicht, die tiefer geht als normales Erleben, Wissen und Verstand, denn sowohl Klage als auch Lob kommen aus tieferen Schichten. Und „das Geheimnis des Lob JHWHs liegt höher als alle Religion.“
Psalm heisst „tehilla“, Psalmen „tehillim“, das sind Preisungen. Sie enthalten Doxologie/Hymne, Klagelieder, Rachepsalmen, Danklieder, didaktische Gesänge und Rätsel. Der Sinn ist, dass man mit allem vor IHN treten darf, alles Lob sein kann, und ER willig ist, darauf einzugehen! Das ist einmalig, dergleichen gibt es bei den Göttern nicht! JHWH hört und dadurch ist dem Menschen die Last des Lebens, auch des frommen abgenommen, und der Bann der sinnlosen Existenz und Fluch der Entleerung ist gebrochen. Preisen heisst auch segnen. Das meint, dass auf JHWH alle Ehre und Glück kommen soll, ihm muss es wohl ergehen, und er hat ein Recht dazu. Die gleiche Sprache spricht auch Psalm 103.

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Montag, Februar 09, 2009

Jona (Seiten 419-435)


Die Figur, in Jona 1,2+12:
Obwohl zu den Profeten gezählt, enthält das Buch Jona eigentlich keine profetischen Reden, sondern Vorwürfe gegen die untreue Profetie! Der Ursprung dieses Buchs liegt im Dunkel, aber es ist ein Juwel! Jona ist die lächerliche Hauptfigur, ein „fahnenflüchtiger“ Missionar. Es geht um Selbsterniedrigung, Selbstironie, geistlichen Humor und um das Geheimnis des Lachens, das himmlisch ist. Nur das Wirken des Geistes kann diese Schandgeschichte Israels aufdecken! Miskotte erkennt hier Wahrnehmungsunterschiede zwischen Heiden und Juden: Heiden verehren Urmächte und Natur, Juden beteuern Gott gegenüber Treue und sind selbstgenügsam; Gott aber verherrlicht sich an dem Gegenbild seiner selbst, an der untreuen, feigen und fahnenflüchtigen Kirche! Gottes Treue glänzt an den widerspenstigen Frommen. Das ist seine „Grossherzigkeit, denn er schüttet seine unverdiente Gunst aus in Zonen, die von uns noch nicht erschlossen sind.“ Und für Miskotte stellt sich danach die Frage der Echtheit: Was ist eigentlich echt in uns? Ist doch der Mensch unergründlich und sein Herz arglistig. Aus der Erkenntnis, dass Gott integral treu ist, kommt unsere Reintegration!

Im Abgrund, in Jona 2,4:
Jona betete aus der Tiefe, aus dem Leib des Fisches. Es gibt drei Gebetsarten: das Gelernte, das Persönliche und das Rufende, das aus der Tiefe hervorbricht, wenn das Verdrängte hochkommt. Die Erkenntnis „Ich bin verstossen von deinen Augen“ bewirkt „dennoch werde ich den heiligen Tempel wieder schauen.“

Mission ohne und gegen den Missionar, in Jona 3:
Die Ankündigung des Untergangs durch Jona ist kahl, barsch und abstossend. Gott ist qualitativ-unveränderlich, bleibt sich treu, ändert seinen Weg und wendet unser Geschick. So ist Gott, seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken, steht schon in Jesaja 55,7.

Der letzte Humor, in Jona 4,4:
Der Schluss der Geschichte Jonas ist psychologisch unbegreiflich, es geht um eine tiefere Antropologie. Und Sünde ist immer Aufstand gegen die Gnade, die durch Gottes Treue enthüllt wird. Im Menschen schlummert ein mürrischer Widerstand gegen die freiheitliche Macht Gottes und ein hass-bewegtes Unbehagen gegenüber den andersdenkenden Menschen. Es gilt: „Wir atmen und glauben durch Gnade!“
Das Buch Jona macht den frommen Mann Jona lächerlich, es demaskiert ihn, um Gott die Ehre zu geben!
Wenn Gott nicht anders wäre als das Christentum, wären wir in unserer Bedrängnis und in dem Gericht schon längst zugrundegegangen. Gott ist unser Schicksal, es ist unser seliges Geschick, dass dieser Gott wahrhaftig Gott ist; und wir begreifen es in der Not, und wir vergessen es durch unseren Wahn, siehe auch Ps 146, Jes 25,9 und Kl 3,22.

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Sonntag, Februar 08, 2009

Ein neuer Bund und eine neue Welt (Seiten 406-418)

In Jeremia 31,31-34 gibt es eine lebendige Gegenseitigkeit (des neuen Gnadenbunds): sie werden mich alle erkennen (Vers 34). Für die subjektive Aneignung bürgt einzig und allein die objektive Heilstat (von Jesus). Im 19. Jahrhundert wurde dadurch innere Gesinnung entscheidend. Sünde ist in ihrem Wesen nach immer ein Verachten der Liebe, ein Aufstand gegen die Gnade.
Erkennen „jode’a“ ist im AT niemals ein intellektueller Vorgang, obgleich auch ein kognitives Element eingeschlossen ist, es ist keine sittliche Leistung oder religiöser Besicht. Es ist die Erfahrung eines Freundes, eines Geliebten, eines „sich-geliebt-Wissen“ bei Hosea und erwählt zu sein zur Gemeinschaft mit Gott.
„In der Erkenntnis Gottes liegt das Leben, in ihr begegnet man der Liebe, in ihr findet man den „verborgenen Umgang“, in ihr hat auch das Seufzen unter Anfechtung und Entbehrung seinen Ort.“ Abraham Kuyper
Bund im biblischen Sinn meint, dass zwei Partner füreinander einstehen... der Mensch ist der Andere, der mit seiner Lebenstat antwortet.

Jesaja 65,17-19: Ohne Erstaunen gibt es keine Inspiration für die Predigt. Wenn JHWH die Gottheit ist, dann kann an den alten Verheissungen nichts geschmälert werden. Er ist absolut bestimmend für die Art der Vollendung der Welt. Es ist ein Segen, vergessen zu dürfen, statt die Vergangenheit zu fixieren oder zu verdrängen. Gottes eigenes Herz ist inmitten seiner Kreaturen, als Mensch mit den Menschen ringend um die ewige Freude.

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Prophetische „Uebertreibung“ (Seiten 402-405)


Es geht hier in Jesaja 54,7-10 um die Gemeinde, um Israel. Die Gemeinde ist angefochten. Das gibt der Predigt eine wohlangebrachte Begrenzung. Nicht der Einzelne mit seinem Glaubenskampf steht hier im Mittelpunkt.
Das gnadenvolle Handeln des Herrn ist in einer bestimmten Zeit unter dem Tumult der Ereignisse nicht mehr zu erkennen: Visionen, Stimmen und Zeichen, die von Gott kommen, fehlen; Exil wird nicht mehr als ein Gericht empfunden. Es gibt eine Parallele in Psalm 30,6. „Go’el“ ist ein juristischer Begriff, der die Freikaufpflicht verarmter Mitbürger meint; sinngemäss ist Gott rechtskräftig gebunden (unter Bundesrecht).
Ist dieser Text lyrische Uebertreibung oder zeitlose Idee der Treue Gottes?
Miskotte schreibt: „Man soll über einen solchen Text nicht predigen, wenn das prophetische Wort bereits von vornherein mit einem pastoralen Trost beantwortet... Es ist tatsächlich ein Verlassen werden gewesen. Ohne dies(e Not) ist das prophetische Wort nicht im vollen Sinn Gottes Wort... Er hat zerstreut, Er hat sein Angesicht verborgen. Gnade: in Aufhebung Gericht wird Gottes Gericht bestätigt. Zeit des Verlassenseins ist auch Gottes Zeit gewesen, aber zu sehen ist das nur... von der Zeit der Gegenwärtigkeit aus... Verkündigung braucht Uebertreibung.“

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