Mittwoch, August 26, 2009

USA-Impressionen

Unsere Freunde aus Manteca auf dem Angora Lake im Einsatz


Im Shop beim Angora Lake, der auch nahe beim Lake Tahoe liegt


Auf dem wilden Trail vom Lake Tahoe zum Lake Eagle


Vom Emerald Bay am Lake Tahoe per Trail zum Lake Eagle hoch


Von Nevada über einen Pass zum Lake Tahoe hoch - hier Emerald Bay (nicht überall am Lake Taheo ist es so idyllisch wie hier!)


Ende Yosemite: Vom Tiogapass in Richtung Nevada-Wüste runtergefahren


Widerstandsfähige Bäume auf dem Tiogapass (9'945 feet)


Weit oben im Yosemite Nationalpark kurz nach Tuolumne Meadows


Yosemite ist eine einzigartige steinerne und lebendige Welt


Aufregung an der Strasse im Yosemitepark: ein Braunbär ist ganz nah!


Abendstimmung in Evergreenlodge am Rand des Yosemite Nationalpark


Meditative Stimmung am Mirrorlake (unweit von Yosemite Village)


Gigantischer Wasserfall im Yosemite Nationalpark


Wir waren mit einem Toyota-Car unterwegs


Lichterfüllte Halle im Flughafen SF


Mit dem Jumbojet von British Airways über Grönland


Im Juni hatten wir die Gelegenheit, unseren Sohn nach seinem Highschooljahr in den USA abzuholen. Er konnte ein Jahr in einer tollen Familie in der Nähe von San José verbringen. Dies nutzten wir, um seine Familie, sein Umfeld kennenzulernen und eine Rundreise durch einen Teil Kaliforniens zu machen. Daraus einige unvergessliche Impressionen.

Labels: , , , , , , , , , ,

Samstag, August 15, 2009

Josef, eine Geschichte über Macht, Ohnmacht und Vollmacht


Josefs Geschichte in Genesis 37-50 ist ein grosses Beispiel, ein Prototyp ungeschminkter menschlicher Machenschaften. Es geht um Bedeutung und Ehre, die die Menschen suchen, aber noch mehr um Eifersucht, Neid, Demütigung, Unterdrückung, Machtmissbrauch, die Scham, Schande und Ohnmacht bewirken. Erst gegen Ende der Geschichte gibt es auch gute Machtausübung, Vollmacht, die Gott schenkt.
Auffallend finde ich generell, dass in der Bibel die Menschen so beschrieben werden, nämlich schön, gütig, gewalttätig und brutal, so wie sie eben sind und nicht so wie sie sein sollten! Es wird ein realistisches und nicht ein idealistisches Bild gezeichnet. So können wir uns heute in diesen Geschichten wiederfinden und daraus lernen.
Bis Josef in Aegypten landet, gibt es keine Erwähnung Gottes, es scheint sich um eine rein menschliche, familiäre Tragödie zu handeln, die geprägt ist von Missgunst, Intrigen und Gewalt ohne Gott! Kennen wir das, kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor, gerade auch heute?
Doch mir scheint, dass Gott wie eine unsichtbare Person da ist und dieses schwere Schicksal machtvoll lenkt. Man kann es vergleichen mit einem Film, bei dem der Regisseur eigentlich nie auftaucht. Josef selbst sagt am Schluss, dass Elohim Böses zum Guten gewendet/umgeplant hat (Gen 50,20).
Die Geschichte Josefs begann eigentlich ganz normal. Von Jakob, seinem Vater, war die Rede. Josefs junges Alter, siebzehn Jahre, und seine Arbeit, Kleinviehhirte, werden angegeben. Doch seine Stellung beim Vater und also in der Familie war eine Besondere: Er war der Liebling seines Vaters, denn er war der erste Sohn seiner Lieblingsfrau Rachel. Vielleicht sollte er gar der Erstgeborene und Haupterbe werden und an die Stelle Rubens treten, weil dieser moralisch versagt hatte, indem er mit einer Sklavenfrau seines Vater geschlafen hatte. Der Leibrock, das Aermelkleid, deuten jedenfalls daraufhin, denn es war zur damaligen Zeit etwas Aussergewöhnliches, das nur direkten Söhnen zustand. Alle übrigen trugen sackartige, grobe Gewänder. Kleider und Schuhe haben in der Bibel häufig auch eine zeichenhafte Bedeutung.
Die Bevorzugung Josefs bewirkte bei seinen Brüdern und Halbbrüdern Hass und Schweigen. Seine Träume können verschieden gesehen werden: als Profetie Gottes und oder als Einbildung und Ueberschätzung; der Text selber spricht nur über die Wirkung: Der Hass der Brüder wurde stärker, der Vater wies ihn zurecht, aber bewahrte die Träume. Hatte er eine Ahnung, dass es eine Profetie war?
In Josefs Geschichte gab es einen Abstieg, eine Abwärtsspirale: Auf Hass folgte Schweigen, dann stärkerer Hass, dann Eifersucht, dann Mordabsicht, dann Wurf in die Tiefe (Zisterne) und schlussendlich Verkauf: Josef musste verschwinden, aus dem Weg geräumt werden! Die Brüder nahmen ihm die Kleider weg, das war etwas vom schlimmsten, was man einem Menschen antun konnte, denn dadurch wurde er ganz entehrt und beschämt! Josef kam nur knapp mit dem Leben davon und landete in der Sklaverei Aegyptens. Stellen wir uns vor, er musste ein tiefes Ausgeliefertsein, eine Ohnmacht erlebt haben wie keiner von uns: Weg von Zuhause, abgeschnitten von Familie, Ansehen, Bedeutung und Ehre! Keine Rechte würden wir sagen heute. Was hat ihn am Leben erhalten, was gab ihm Kraft, was bewahrte ihn vor innerer Gebrochenheit und Lebensaufgabe? Wenn man vom Schluss her denkt, ist es sicher Gott, der über allem steht, der die Macht hat und alles seinem Ziel entgegenführt. Er verleiht allem Geschehen Sinn. Josef konnte dies erhoffen, aber erst nach seiner Einsetzung als Wesir erkennen, dass seine schlimme Vergangenheit Sinn machte.
In Aegypten hatte er zuerst „Glück“, weil seine Fähigkeiten belohnt wurden, und es ging wieder aufwärts. Dann aber brach erneut das Unglück über ihn herein: Die Frau Potifars begehrte ihn, wollte ihn verführen und für ihre Zwecke missbrauchen und von ihr abhängig machen. Er lehnte in Bezug auf Elohim ab. Diese Kränkung münzte sie in eine Verleumdung um: So konnte sie sich elegant aus der Affäre ziehen und Josef war „erledigt“ und landete im Gefängnis, also erneut ganz unten.
Dort ganz unten tauchte erstmals Jahwe, der Herr, auf (39,2 und 21): Er war mit Josef und neigte ihm Huld zu. Das ist Gnade, ein unverbrüchlicher Bund, ein unsichtbares Band, das nie zerreissen kann. Die Folge war Ansehen und Gunst beim Potifar und später beim Gefängnisaufseher.
Am Schluss von Kapitel 40 wird die letzte Ohnmacht erwähnt, die Josef zwei Jahre lang aushalten musste: Der Hofbeamte und Mitgefangene, der das Gefängnis verlassen konnte, vergass ihn einfach!
Insgesamt erlebte Josef über dreizehn Jahre hinweg Enttäuschungen, Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Machtmissbrauch. Er musste Aengste und Demütigungen durchstehen:
zuerst Verachtung, Verlust, Verkauf und Versklavung,
dann: Verführung und Verleumdung,
und schlussendlich Vergessenheit.

Erst dann erfolgte der Aufstieg aus der Tiefe:
- Der Obermundschenk erinnert sich an Josef und bekennt sein Vergessen vor dem Pharao (41,9)
- Der Pharao liess Josef rufen (41,14)
- Der Pharao setzte Josef über Aegypten ein (41,41)
- Josef erhielt einen Siegelring, wertvolle Byssusgewänder, eine goldene Kette und einen Wagen. Das sind ähnliche, sogar grössere Zeichen, die er Zuhause verloren hatte: Zeichen der Ehre und Macht; siehe auch Gleichnis vom verlorenen Sohn!
- Josef erhielt den Auftrag, Aegypten zu regieren und zu versorgen, zu sorgen, dass alle Menschen am Leben bleiben
- Josef bekam eine Frau, die ihm zwei Söhne gebar. Er erhielt eine neue, eigene Familie.

Hier können wir viel lernen, was Vollmacht bedeutet: es ist gegebene Macht von Gott, die er Menschen schenkt, die auf ihn hören, ihm vertrauen und auch warten und aushalten können. Es ist nie erarbeitete, verdiente oder erzwungene Stärke.
Vollmacht ist immer mit einem Auftrag, mit Aufgaben und auch mit Rechenschaft verbunden gegenüber Gott, oft auch gegenüber Menschen. Vollmacht dient der Lebenserhaltung und Lebensförderung in einem umfassenden Sinn. Vollmächtige Personen schaffen anderen Menschen Raum, damit diese leben und sich entfalten können.
Werden auch wir in unseren Familien, in unserem Freundeskreis, in der Nachbarschaft, in der Schule, in der Firma, in der Gesellschaft zu solchen Lebensförderern!

Labels: , , , , , , , , , , , ,

Lukas 15 ist das Evangelium im Evangelium

Das Lukasevangelium zeichnet sich dadurch aus, dass die Menschwerdung Gottes in Jesus sehr eindrücklich beschrieben wird. Gott wirkt durch seinen Geist an, in und mit den Menschen, gerade an Frauen, die damals nicht viel zählten. Menschliche Erfahrungen und Empfindungen wie Schwangerschaft und Geburt, Barmherzigkeit und Freude werden intensiv und detailliert beschrieben (siehe Kapitel 1).
Die Gleichnisse, die Lukas aufgezeichnet hat, zeigen vor allem das Wesen Gottes: Er ist ein barmherziger Vater, der das oder den Verlorenen sucht! Er sehnt sich danach, dass alle Menschen bei ihm ganz Zuhause sein können mit ihrem unterschiedlichen Erleben und Empfinden.
Gleichnisse waren die übliche Erzählform von damals. Sie haben aramäische Sprache und ländliche Lebensweise in Galiläa als Ausgangslage und Hintergrund. Es sind ausgebaute Vergleiche, bei denen eine Geschichte oder ein Bild für die eigentliche Sache, die geistliche oder himmlische Wahrheit steht. Gleichnisse sind an drei verschiedene Adressaten gerichtet: an die Jünger, an das Volk oder an die Pharisäer. Das Beachten der Adressaten ist wichtig, damit wir nicht falsche Schlüsse ziehen.
Gleichnisse sind zudem sprachliche Waffen, denn das Gegenüber kann schockiert und zur sofortigen Reaktion herausgefordert werden (frei nach Joachim Jeremias).
Gleichnisse sind auch ein Weg, um zu Menschen in "Trance", im Sinne von Verblendung, Fixiertheit und Verstockung zu sprechen; Menschen, die eigentlich sehen und hören können, es aber trotzdem nicht tun (nach Clarence Thomson).
Noch etwas zu den Titeln/Ueberschriften der Gleichnisse: Es sind immer menschliche Zusätze, die eine bestimmte, oft eine einseitige Sichtweise wiedergeben. Ueblich ist „Das Gleichnis vom verlorenen Sohn“ (Zürcher Bibel). Das finde ich etwas verkürzt, da eigentlich beide Söhne verloren waren. Und in der Hauptaussage geht es vermutlich noch mehr um den Vater! Einige Beispiele: - Der Vater und seine zwei Söhne (Gute Nachricht)- Verloren und wiedergefunden (Neue Genfer Uebers.)- Heimkehr der Verlorenen (Uebertrag. von Jörg Zink)- Der wartende Vater (Floyd McClung)- Das Gleichnis von der Liebe des Vaters (H. Nouwen)- Gott bietet sich als guter Vater an (Urs Scherrer) Ueberlegen Sie sich, wie Sie dieses Gleichnis benennen würden? Das sagt viel über Ihre Gottesbeziehung und Selbsteinschätzung aus!

Jedes Gleichnis hat eine oder mehrere "Pointen", einen springenden Punkt. Klaus Berger, der deutsche Theologe schreibt in seinem Buch "Jesus" auf Seite 238 dazu: Das Gleichnis (vom verlorenen Groschen in Lukas 15,8-10) handelt aber von Gott. Im Bild dieser Frau steht seine närrische Suche im Zentrum, seine, Gottes wahnsinnige Freude. Denn er, der Herr der Welten, ist auf der Suche nach jedem verlorenen kleinen Menschen. Er kehrt das Haus um, auf dass er den Letzten finden kann. Die normale Weltordnung ist hier verkehrt worden: Nicht wir müssen Gott suchen, den mächtigen und barmherzigen, sondern er sucht uns. Verzweifelt fast, um jeden Preis. Und wer sein Haus umkehrt, um einen Groschen zu suchen, der tut es auf Knien. Nicht wir knien hier, sondern Jesus schildert hier Gott auf Knien. Ein merkwürdiger Gott – versteht der denn gar nichts von Würde?

Im Gleichnis vom Vater und seinen Söhnen sehe ich drei zentrale Pointen:

1. Der Vater geht auf die Unverschämtheit des jüngeren Sohnes ein und lässt ihn ziehen: „Vater, gib mir den (mir) zukommenden Teil der Habe!“ Im Klartext von damals heisst das: Vater, ich möchte, dass du bereits tot wärest, damit ich mein Erbe erhalte. Eine solche Aussage war empörend, denn alle hatten Ehrfurcht vor alten Menschen und ihrem Vater, der bis an sein Lebensende über seine Familie zu bestimmen hatte. „Er aber teilte ihnen das Vermögen zu.“ Auch das war nicht denkbar damals, dass ein Vater vor seinem Ableben seinen Besitz verteilt hätte. Doch hier tut er es, er hält nicht an seiner Ehre, seinen Vorrechten fest, er lässt sich demütigen und erniedrigt sich selbst!

2. Der Vater empfindet Erbarmen für seinen heruntergekommenen Sohn und geht ihm entgegen: „Aber er war noch weit entfernt, (da) sah ihn sein Vater und empfand Erbarmen und (kam) gelaufen. Er fiel um seinen Hals und küsste ihn.“ Nachdem der Vater den unmöglichen Wünschen seines Sohnes nachgekommen war, waren keine Vorwürfe, kein Groll, keine Rache in seinem Herzen, sondern Sehnsucht nach dem Sohn. Dieser Sohn gehört trotz allem zu mir, ich habe ihn lieb! Die Vaterliebe ist stärker als Recht und unsere Vorstellung von Gerechtigkeit. Er hält Ausschau nach seinem Sohn. Als er ihn sieht, empfindet er Erbarmen oder Mitleid. Deshalb geht er ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsste ihn. Er setzt ihn wieder ein als Sohn mit allen Zeichen, die damals dazugehörten: das schönstes Kleid, ein Ring und Sandalen. Und dann wird ein fröhliches Festmahl gefeiert!

3. Der Vater geht auch zum älteren Sohn und bittet ihn: Es gibt zwei verlorene Söhne in diesem Gleichnis. Der Vater kümmert sich um beide, er möchte beide fröhlich und glücklich bei sich haben. Hier kommen wieder die Adressaten, die Pharisäer, ins Spiel, denn sie benehmen sich wie dieser ältere Sohn: „(Es) näherten sich ihm alle Zöllner und Sünder, (um) ihn zu hören. Sowohl die Pharisäer als auch die Schriftgelehrten murrten (und) sagten: Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen.“ Das gilt auch für uns: Egal ob du ein Sünder oder ein Frommer bist, Gott möchte dich lieben und in seiner Nähe haben. Sowohl Sünde als auch Frömmigkeit, Gesetzlichkeit und Rechtschaffenheit und die daraus entstehende Ueberheblichkeit trennen uns von Gott. Gott möchte, dass auch die Frommen ihre Verblendung einsehen und sich wie der Zöllner in Lk 18,13 benehmen: Aber der Zöllner stand von ferne (und) wollte nicht einmal die Augen aufheben zum Himmel, sondern schlug (an) seine Brust (und) sagte: O Gott, sei mir Sünder gnädig!

Labels: , , , , , , , , , , , , , , , , ,