Montag, Dezember 29, 2014

6: The Death and Rebirth of Science (Der Tod und die Wiedergeburt der Wissenschaft)

Die griechische Astronomie war eher mystisch bestimmt als ein wissenschaftlicher Vorgang. 200 vor Christus bis 300 nach Christus waren zudem Jahrhunderte der wissenschaftlichen und technischen Stagnation, weil die Römer kaum Neues kreierten, sondern nur ihre Macht demonstrierten und zementierten. Auch Potomeläus war mehr Philosoph als Wissenschaftler, der Grieche Proclus (410-485) war der letzte antike Mensch, der astronomische Entdeckungen machte. Die wissenschaftliche Revolution der Neuzeit bereitete dem griechischen astronomischen System ein jähes Ende, deren Vertreter alle Christen unterschiedlicher Konfession und Intensität waren. Als sich Galileo (1564-1642) 1613 zu Kopernikus (1473-1543) bekannte, wurde er nicht gleich von seinen Freunden abgelehnt oder von der Kirche zensuriert. Der Dominikaner Tommaso Campanella (1568-1616) verteidigte ihn, der Karmelit Paolo Antonio Foscarini (1562-1616) unterstützte seine Sicht; und Maffeo Barberini, als Papst Urban III, (1568-1644) bewunderte Galileo sogar. Auch der Astronom und evangelische Christ Johannes Kepler (1571-1630) wurde von den katholischen Jesuiten gefördert und geschützt, als die konfessionellen Differenzen oft gewaltsam ausgetragen wurden.

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Mittwoch, Dezember 24, 2014

5: The Destruction of the Past (Die Zerstörung der Vergangenheit)

Hart zeigt nachvollziehbar auf, dass Christen des Ostens viel zum kulturellen Aufstieg beigetragen haben: So waren es syrische Christen in Edessa, Nisibis und Jundishapur, die griechische Werke der Philosophie und Wissenschaft in semitische Sprachen übersetzt hatten. Viele nestorianische Christen waren in der Medizin tätig und entwickelten sie auch weiter. Im "Haus der Weisheit" in Bagdad wurden ab 762 nach Christus wissenschaftliche und philosophische Werke vom Griechischen ins Arabische übersetzt. Hunayn ibn Ishaq (808-873) war dort die führende, herausragende Persönlichkeit. In den spanischen Städten Cordoba und Toledo waren es mozarabische Christen, die dann die arabischen Werke weiter ins Lateinische übersetzten. In Italien hatte der normannische Hof und die Städte Pisa und Venedig griechisch-, lateinisch- und arabischsprechende Gelehrte. Aus all diesen historischen Fakten kann der Schluss gezogen werden, dass der Islam vom östlichen Christentum profitierte, das westliche Christentum sowohl vom östlichen Christentum als auch vom Islam. Auf Seite 55 formuliert Hart es so: „Nur wenige heidnische Dichter (ihrer Zeit) können es mit dem kraftvollen Griechisch von Johannes Chrysostomos aufnehmen oder mit der klassischen Grösse von Gregor von Nazianz oder mit dem Latein von Augustinus oder mit der Eleganz und Präzision von Jerome und Ambrosius. Es gibt kaum etwas Intensiveres und Reichhaltigeres als Augustins Bekenntnisse oder Ehrlicheres und Bewegenderes als Nazianz autobiografische Dichtung. Die Klöster der Kirche allein haben die klassische Zivilisation vor dem Untergang gerettet. Und im Osten war es die christliche Kultur, welche die griechische Weisheit in Schulen und Bibliotheken aufbewahrt hat in Griechenland, Syrien und Kleinasien. Viele Leistungen des Hellenismus wurden von Christen in Philosophie, Theologie, Ethik und Kunst aufgenommen und verarbeitet.“

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David Bentley Hart: Atheist Delusions

Der amerikanische orthodoxe Theologe und Philosoph David Bentley Hart wurde 1965 in Maryland geboren. Er hat an der Universität in Maryland, im britischen Cambridge und in Virginia studiert. Seine Spezialgebiete sind philosophische Theologie, Religionswissenschaft, asiatische Religionen, Patristik und Ästhetik. Er lehrte an der Universität von Virginia, der Universität von St. Thomas in Saint Paul, Minnesota, der Duke-Universität in Durham und am Providence-College in Rhode Island. Er hat verschiedene anspruchsvolle und populäre Bücher geschrieben, so auch Atheist Delusions. The Christian Revolution and its fashionable Enemies. (Deutsch: Der Atheistenwahn. Die christliche Revolution und ihre modischen Feinde.) Es ist bei Yale University Press in New Haven und London unter der ISB-Nummer: 978-0-300-16429-9 erschienen. Bislang wurde nur Harts populäres Werk zur Kirchengeschichte ins Deutsche übersetzt, jedoch nicht Atheist Delusions, das eine wesentliche Stimme in der Diskussion mit Richard Dawkins und seinem Gotteswahn ist. Nun ausschnittweise zum Inhalt: Kapitel 4: The Night of Reason (Die Nacht der Vernunft) Hart ist ein "harter" Gegenspieler von Richard Dawkins, Daniel Dennet, Sam Harris, Christopher Hitchens und Philip Pullman. Denn er bietet Argumente und eine alternative Sicht auf Glaube, Vernunft und Freiheit an, die er im frühen Christentum verankert und bestätigt sieht. Viele Historiker – so auch Jaques Le Goff und Edward Gibbon - und Philosophen der Moderne hätten das Mittelalter einseitig als finster und verwirrt dargestellt, als „Glaubenszeitalter“, weil sie es zu ideologisch rekonstruiert hätten. Oft würden Errungenschaften des christlichen Ostens, von Byzanz und auch der italienischen Gelehrten und Mönche ungenügend wahrgenommen. So gab es im frühen Mittelalter allein in Westeuropa über Tausend Spitalgründungen. Herausragende Persönlichkeiten in dieser Hinsicht waren: Ephraim der Syrer (306-373) in Edessa, Basil der Grosse (329-379) in Kappadozien, Johannes Chrysostomus (347-407) in Konstantinopel, Fabiola (+399) in Rom und Benedikt von Nursia (480-547) in Monte Cassino. Mit dem amerikanischen Publizisten Jonathan Kirsch herrsche immer noch die irrige Meinung vor, dass Christen die antike Bibliothek Alexandrias angegriffen und ein reiches heidnisches Erbe um 390 nach Christus zerstört hätten. Die historische Wahrheit sei jedoch weit komplexer: Die erste königliche Bibliothek Alexandrias mit 700'000 Buchrollen, die durch Potolemäus II (304-246 vor Christus) etabliert wurde, wurde bereits 47 vor Christus durch die Römer unter Pompejus und Julius Cäsar zerstört. Die zweite Bibliothek auf Serapeum mit 42'000 Rollen, vermutlich durch Potolemäus III (246-221 vor Christus) errichtet, wurde durch römische Soldaten und christliche Zivilisten 391 nach Christus zerstört. Rufinus (345-411) und Socrates (380-450) beschrieben diese Zerstörung aber als Folge einer Christenverfolgung, die auf eine Zeit der Koexistenz folgte. Die „Schule von Alexandria“ wurde um 200 nach Christus in einer friedlichen Phase durch die Philosophen Pantaenus, Clemens von Alexandria (150-213) und Origenes (185-254) etabliert. Heiden und Christen lebten in Alexandria Seite an Seite und lernten gemeinsam ungefähr von 200-250 nach Christus. Erst Kaiser Decius, der 249-251 regierte, beendete diese befruchtende Kooperation und verlangte von den Christen die Verehrung der römischen Götter, was eine Christenverfolgung auslöste. Der folgende Gallus war wieder toleranter, Valerian verfolgte die Christen erneut ab 257, die schlimmsten Verfolgungen geschahen später jedoch unter Diocletian (245-316).

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