Samstag, Dezember 26, 2009

Die Islamisierung der eroberten Gebiete (Seite 107-153)

Drei Faktoren begünstigten und beförderten die Islamisierung ab 638:
· Verschmelzung und Absorption der örtlichen Kulturen durch Invasoren
· Bekehrung der einheimischen Bevölkerung (teilweise unter Druck und Zwang!)
· Kriegs- und Konfliktfolgen wie Massaker, Sklaverei, Deportation und Flucht


Zuerst kam der militärische Kampf, der Dschihad, der der beduinischen Tradition entsprach. Dann erst kam die Herrschaft über die unterworfenen Völker mittels Vertrag, der „Dhimma“. Der Kalif versuchte Religion, Wirtschaft und Politik zu kontrollieren, rivalisierende arabische Stämme schwächten seine Macht. Opfer wurde die Dhimmi-Bevölkerung. Auf dem Land und in den Provinzen war ihr Leben nicht viel wert, es herrschte die nomadische Willkür der arabischen Eroberer, die unkontrollierbar waren und möglichst viel Beute machen wollten.
Bat Yeor bezeichnet dies als „grösste Plünderungsaktion der Geschichte“! Sie führte zum Niedergang der Landwirtschaft und Versteppung ehemaliger Kulturlandschaften. Unsicherheit, Hungersnöte, Versklavung und Verschleppung führten zur Entvölkerung in Syrien, Mesopotamien, Türkei, Aepypten, Nubien, Maghreb, Spanien, Georgien und Armenien. Dörfer mit Schutzbefohlenen wurden so isoliert und schrumpften. In den Städten, die nur teilweise zerstört wurden, bestand eher die Möglichkeit, bei den islamischen Machthabern Recht einzufordern oder zu erkaufen durch Bezahlung von Schutzgeldern. Die Grenze zwischen Schutz und Versklavung war fliessend, weil Recht und Gesetze oft willkürlich und unvollständig im Alltag angewendet wurden. Wer seine Kopfsteuer nicht bezahlen konnte, dem drohte die Sklaverei. Diese Praxis dauerte bis ins 19. Jahrhundert im Sudan und der Türkei (Armenier!).

Eine besondere Unterdrückungsform wurde durch den osmanischen Sultan Orchan (1326-59) eingeführt, die „Devschirme“, die Knabenlese. Die Osmanen lasen ein Fünftel der christlichen Kinder im Alter zwischen 14 bis 20 Jahren aus. Diese wurden umerzogen, zum Islam bekehrt, abgehärtet, damit sie beziehungs- und gefühllos wurden und dann in die „Janitscharenkorps“ eingegliedert. Das waren die Elitetruppen und Leibwachen der osmanischen Herrscher bis 1656 resp. bis 1750, die auch zur Niederschlagung Aufständischer und Eroberung christlicher Gebiete eingesetzt wurden. Der heilige Krieg war Eckstein des osmanischen Reichs und Quelle seiner Eroberungen, seiner Kraft und seines Reichtums. Erst die Habsburger begrenzten dieses Reich im Westen, die safawidischen Perser im Osten. Danach richteten die Osmanen ihre Aggression mehr wieder gegen innere Feinde, die eigene Bevölkerung!

Tribut gründet auf Sure 9,29 und wurde zur Quelle des Reichtums der Umma vom 7. bis ins 20. Jahrhundert. Es war Schutzgeld und garantierte Schutz, Sicherheit und Friede der Dhimmis. Ihr wirtschaftliches Potential wurde in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit ausgenutzt. So bildeten die Christen am Anfang des islamischen Reichs Basis, Gerüst und Elite. Sie hatten viele Ressourcen und profunde Kenntnisse in Technik und Wissenschaft. Christen waren beispielsweise Fachleute im Bewässerungsbau, Obstbau und Mauerbau. Sie arbeiteten sowohl auf politischer, religiöser und militärischer Ebene häufig mit dem jungen islamischen Staat zusammen. Auch Ueberhöhung des Tributs war möglich, was die unterdrückten Gemeinschaften ausblutete und zerrüttete. Nur Konvertiten konnten Privilegien behalten. Die Erträge wurden dann wiederum in die Kriegsführung gesteckt, so wurde muslimische Herrschaft erneut verstärkt und ausgeweitet. Muslime nahmen auch zu, weil bei ihnen Polygamie mit entsprechendem Kindersegen erlaubt war.
Beute und Tribut sind also Fundamente des Systems Dschihad. Sie rechtfertigen Angriffe, Ueberfälle und Beutezüge. Der Kalif hingegen stand für Autorität, Stabilität und Ordnung, er schlichtete Streitigkeiten, sicherte Einhaltung Gesetze und begrenzte Beutegier der arabischen, kurdischen und türkischen Nomaden.

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Montag, Dezember 14, 2009

Die Zeit der Eroberungen

Der vorislamische Orient (S. 29-40)
Die Dynastie der Sassaniden (224-651) hatte religiösen Pluralismus praktiziert. Vorherrschend waren Juden und zwei grosse christliche Gruppen, die Nestorianer und die Monophysiten/Jakobiten. Dogmatische Unterschiede und Konflikte schwächten das Christentum. Als Umgangssprache, aber auch in Liturgie und Literatur, wurde Aramäisch bzw. Syrisch verwendet, das eine hochentwickelte Kultur und Religion zuliess.

Die Zeit der Eroberungen (S. 41-70)
Der Islam umfasste arabische Bräuche und biblische Ethik. Kriegerische Nomaden brachten Verwüstung ländlicher Gebiete, Raub und Vertreibung ein, was im „Dschihad“ seine religiöse Anwendung fand. Beute war zuerst Kollektivbesitz der „Umma“, der islamischen Glaubensgemeinschaft. Die Heiden hatten die Wahl zwischen Bekehrung oder Tod, die Schriftbesitzer zwischen Bekehrung oder Tribut. „Dhimmi“ ist ein Tributpflichtiger, „Dhimma“ der Vertrag dazu. Ziel war die Unterwerfung der Völker der Erde, so dass alles zum „Dar al-Islam“ (Haus des Islam) gehört. Wo dieses Haus noch nicht ist, ist „Dar al-Harb“ (Haus des Kriegs). Deshalb ist dort Krieg immer erlaubt, aber auch Bekehrung, Propaganda und Bestechung. Bat Ye’or beschreibt diesen Sachverhalt auf Seite 52-58 so: „Allein die Masslosigkeit, die Regelmässigkeit und der systematische Charakter der von den islamischen Theologen zur Norm erhobenen Verwüstungen unterscheiden den Dschihad von anderen Eroberungskriegen oder Beutezügen... Nomadismus, Dschihad und Islamisierung bilden Schwerpunkte der eroberten Gebiete... Das arabische Vordringen mit all seinen Zerstörungen wurde als grosses Unglück empfunden... Dschihad setzten die Menschen damals mit den ihrer Meinung nach typischen Beutezügen der Beduinen gleich... Im allgemeinen bewahrten die einheimischen Zoroastrier, Christen und Juden ihre religiösen und verwaltungsmässige Unabhängigkeit durch Entrichtung eines Tributs... Der (christliche) Patriarch war für den kollektiven Tribut verantwortlich, ernannte die Bischöfe und verwaltete die Finanzen der Gemeinde.
Das ergab eine enge Zusammenarbeit und Symbiose zwischen arabischem Militär und christlicher Verwaltung. Die (fortschreitende) Arabisierung hatte nachteilige Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung, denn Missbrauch und Raub begleiteten die Beschlagnahme von Ländereien, Dörfern und Häuser durch die Eroberer. Konsequenzen waren:
·Fläche der eroberten Gebiet ging in den Besitz eines einzigen mekkanischen Stammes über, der mit Hilfe arabischen Beduinenstämme militärische Kontrolle ausübte
·Einwanderung von Araber in Länder, in denen sie bisher nur winzige Minoritäten an der Peripherie der Wüste gewesen waren. Dies führte zu andauernder Anarchie, Konflikten und Blut(zoll)
·Während dieser Arabisierung des Nahen Ostens verbot Kalif Abd al-Malik b. Marwan (685-705) die einheimischen Sprachen in der Verwaltung und ersetzte sie durch das Arabische
·Die Einwanderung der Beduinen mit ihren räuberischen und kriegerischen Sitten in Kulturland schuf Unsicherheit und führte zu Ausplünderung und Versteppung dieser Gebiete

Diese schnellen grossen Eroberungen brachten Widersprüche zwischen den langfristigen Interessen der Kalifen, die islamischen Staat leiteten, und der Raubgier und Begehrlichkeit der Beduinen. Letztere waren vor allem an Beute, die Leute und Besitz umfasste, interessiert. Teil des Dschihad waren „Dschizya“ Kopfsteuer für Nichtmuslime und „Charadsch“ Grundsteuer für die Nichtmuslime, denn das Land war jetzt nur geliehen.
Muslimische Rechtsgelehrte des Mittelalters idealisierten diese Zeit der Eroberungen, die Realität sah anders aus: anarchische Verhältnisse, Kolonisierung, Umsiedelungen, Arabisierung Syriens und (im 11. Jahrhundert) Islamisierung Anatoliens durch die Türken.

Angst und Unsicherheit führte zur Flucht und zum Niedergang der Schriftbesitzer, sie wurden Schutzbefohlene, die häufig in die Stadtviertel zurückgedrängt wurden, so in Aegypten. Besonders griechische Christen, die zum Islam übergetreten waren im 14. Jahrhundert, leisteten dann den wichtigsten Beitrag zu Organisation, Ausdehnung und Konsolidierung des osmanischen Staats. Dem Islam unterworfene Bevölkerungsgruppen beherrschten kulturelle Techniken wie Ackerbau, Handel, Handwerk, Architektur und Verwaltung. Diese Aufgaben wurden ihnen überlassen, sie waren produktiv, aber deren Erträge wurden kontrolliert und eingezogen. Ausbeutung, Hetze und Erpressung waren möglich und üblich. Der islamische Staat stützte sich auf die arabische Armee, auf Arbeitssklaven und auf die entstehende richterliche Gewalt. Das eroberte Land ging als Beute in Staatsbesitz über, gehörte also zum „Dar al-Islam“ mit islamischem Recht.

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Sonntag, Dezember 13, 2009

Bat Ye’or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam.

Der Untertitel dieses informativen Buches lautet: 7.-20. Jahrhundert. Zwischen Dschihad und Dhimmitude. Es ist im Verlag Dr. Ingo Resch GmbH, Maria-Eich-Strasse 77, in D-82166 Gräfeling; im Jahr 2002 erschienen (ISBN: 3-935197-19-5).

Bat Ye’or ist ein Pseudonym für Gisèle Littman-Orebi. Sie wurde 1933 in Aegypten geboren, ist seit 1959 britische Staatsbürgerin und lebt heute in der Schweiz. Ihre Aufsätze und Bücher in französischer Sprache handeln von den nichtislamischen Minderheiten im Islam. Das erste Werk schrieb sie unter dem Namen Yahudiya Masriya über „Die Juden in Aegypten“ (1971). Es folgte 1980 das Buch über die „Dhimmis“ und 1991 erschien das hier besprochene Werk unter dem Titel „Les chretientès d’orient entre jihad et d’himmitude“ in Paris. 1996 erfolgte die englische Uebersetzung, was ihr Anerkennung als Denkerin, Forscherin und Autorin einbrachte.

Das 483 Seiten umfassende Werk befasst sich gründlich mit dem Christentum unter dem Islam. Und es ist ein regelrechtes Trauerspiel, weil diese Geschichte geprägt ist von Benachteiligung, Unterdrückung, Gewalt, Verfolgung und Exil. Die 140 Seiten am Schluss - fast ein Drittel des Buchs - sind Quellentexte, die aufzeigen, dass es sich hier um geschichtlich belegbare Ereignisse und nicht nur um Mutmassungen, Behauptungen und Vorwürfe handelt. Das scheint ihr äusserst wichtig zu sein in diesem delikaten Bereich von Religion und Macht, wo so viel Spekulation herrscht.

Die Quellentexte sind denn auch nach Kapitel und Unterkapitel strukturiert:
1. Dschihad
Die Zeit der Eroberungen (7.-11. Jahrhundert)
Es fängt an mit Aegypten, Palästina, Tripolitanien (640-46); Iraq; Armenien, 642; und tönt beispielsweise auf Seite 303 beim ersten Quellentext so: „Theodosios, der Befehlshaber, hörte vom Kommen der Ismaeliten und zog von Ort zu Ort, damit er sähe, was es von diesen Feinden gäbe. Diese Ismaeliten kamen und töteten den Obersten des Heeres und alle, die mit ihm waren, ohne Mitleid. Sogleich sie die Stadt „al-bahnasa“ und jeden, der zu ihnen hinausging, töteten sie und schonten niemanden, weder Greis noch Kind noch Weib.“


2. Das Schicksal der Bauern
Erlebte Realität: Entvölkerung, Verbannung, Folter, Exodus.
Die Meinung der Rechtsgelehrten

3. Aufstände, Nomadentum und Dhimmitude

4. Das Zeitalter der Emanzipation
Hier geht es vorwiegend um die Zeit von 1850-1919 im osmanischen Reich und um den Genozid an christlichen Armeniern durch Türken, der eigentlich präzise dokumentiert ist.

Zurück zum Buch und dessen Inhalt: Es beginnt mit allgemeinen Aussagen zum Entstehen des Islam und dessen Eroberungen. Bat Ye’or zitiert dabei auch anerkannte Fachleute, und es sind folgende markante Aussagen zu finden ab Seite 17: „In Mekka war Muhammad Warner und Mahner, von seinen Feinden bedrängt und am Leben bedroht. In Medina wurde er zum Oberhaupt des islamischen Staates und entschied als Empfänger von Offenbarungen über Krieg und Frieden.“ Herbert Busse.
Nach Muhammads Tod 632 haben die Araber in atemberaubender Geschwindigkeit ein Gebiet erobert, das von Spanien bis nach Indien reichte. Die zweite Eroberungswelle setzte durch die Türken im elften Jahrhundert ein und führte die Seldschuken nach Anatolien. Die Osmanen unterwarfen den Balkan und eroberten 1453 Konstantinopel, 1517 Syrien, Aegypten, grosse Teile Nordafrikas und belagerten 1529 und 1689 Wien. „Der Islam besitzt sowohl ein aggressionsfördendes als auch ein friedensstiftendes Potential.“ Monika Tworuschka in „Allah ist gross“.
Bat Ye’or schreibt zum Inhalt und Ziel dieses Werks auf Seite 25: „Dies ist kein Buch über den Islam... Sein Gegenstand ist die Untersuchung der zahlreichen Völker, die der Islam unterworfen hat und... die Bestimmung der komplexen Prozesse... die ihr fortschreitendes Erlöschen hervorgerufen haben.

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Dienstag, Dezember 08, 2009

Minarette in der Schweiz

Eigentlich ist schon fast alles gesagt zur kürzlichen Abstimmung über das Minarettverbot in der Schweiz. Aus meiner Sicht sind die Probleme mit dem Islam weitgehend hausgemacht: die eigene Werterelativierung, die allgemeine Orientierungslosigkeit, der tiefsitzende Materialismus und unsere geistige Schwäche verhindern eine aktive Auseinandersetzung mit dieser expansiven Religion.
Erst an zweiter Stelle kommt der Islam selbst, der in seiner Substanz wirklich absolut und agressiv ist, weil der Koran als das diktierte und unfehlbare Wort Gottes angeschaut wird. Der frühe Teil davon, die mekkanischen Suren, sind eher religiös-friedlich, jedoch der spätere Teil, die medinesischen Suren, sind machtpolitisch und rufen zur gewaltsamen Durchsetzung des Islam auf! Und die neuere Offenbarung ist aus islamischer Sicht die massgebendere. Der Koran darf niemals relativiert und in Frage gestellt werden, deshalb ist religiöse Gewalt legitim und Reformen im Islam sind kaum denk- und umsetzbar. Auch sind meines Wissens alle islamischen Rechtsschulen rigide und die "Scharia", das islamische Recht, muss zwingend durchgesetzt werden. Aus diesem Recht heraus sind Polygamie, Zwangsheirat und Minderwertigkeit und Unterdrückung der Frauen erklärbar und zulässig. Zudem steht die Scharia grundsätzlich und in einigen konkreten Punkten im Gegensatz zu den Menschenrechten. Islamische Staaten anerkennen und setzen sie daher auch nicht um.

Hier sollten wir im Westen ansetzen: Keine Toleranz für die Scharia und deren Auswirkungen! Jeder, der bei uns arbeiten und leben will, muss zwingend eine Landessprache lernen innert Jahresfrist. Bis er dies nachgewiesen hat, erhält diese Person nur eine provisorische Aufenthaltsbewilligung. Erfüllt er/sie das eindeutig nicht, ist dieser Person der Aufenthalt zu verweigern, respektiv ist sie auszuweisen. Denn Sprache ist die Basis zum Kennenlernen und Verstehen anderer Werte, Pflichten und Rechte. Gleichberechtigung, Pluralität und Toleranz können nur sinnvoll gelebt werden, wenn sie auch als kulturelle Errungenschaften verstanden und verteidigt werden. Deshalb sind Mitarbeitende in Amtsstellen und Gerichten so bedeutungsvoll. Ich wünschte mir, dass sie bewusster und konsequenter eigenes Recht anwenden und menschenverachtende Praktiken wie Polygamie, Zwangsheirat, Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen und Kinder unterbinden und wo möglich sanktionieren würden. Hier sind auch Eltern, Lehrpersonen und Pädagogen gefragt, die ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag konsequent wahrnehmen und durchsetzen wollen. Sie brauchen aber auch wohlwollende Unterstützung von Schulleitungen, Kommmissionen, Bildungsämtern und Politikern. Nur wenn alle Beteiligte engagiert und kraftvoll am gleichen Strick und in die gleiche Richtung ziehen, kann echte Integration gelingen. Das wird dann deutlich mehr bringen als ein Verbot von Minaretten! Das Positive dieser Abstimmung war, dass dadurch dieser Handlungsbedarf erkannt und formuliert wurde!

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