Montag, Mai 20, 2019

N. T. Wright: Reich Gottes, Kreuz, Kirche.

2015 kam im Francke-Verlag in Marburg dieses Buch von Tom Wright heraus mit der ISB-Nummer: 978-3-86827-504-9. Es trug den Untertitel: Die vergessene Story der Evangelien. Das Original erschien 2013 bei HarperCollins mit dem Titel: How God became King. Etwas zum Autor: Der Brite Nicolas Thomas Wright wurde 1948 geboren. Er ist Professor für Neues Testament und frühes Christentum, und er war anglikanischer Bischof im englischen Durham. Er gilt als einer der führenden Forscher des Lebens von Jesus und ist ein profilierter Neutestamentler, der kaum in ein aktuelles theologisches Lager passt. Zum Buch: Wrights Bücher sind keine leichte Kost, das gilt auch für sein Werk Reich Gottes, Kreuz, Kirche. Es umfasst 336 Seiten, und ich brauchte etwas Zeit, um mich an seine Denkart und an seinen Schreibstil zu gewöhnen. Hilfreich war, dass Wright seine persönliche Entwicklung zum Thema teilt. Und er will uns eine umfassendere Sicht von Gottes Absichten in der Bibel und insbesondere in den Evangelien hinweisen. Es geht um das Reich Gottes, das oft übersehen oder in eine bestimmte Richtung umgedeutet wurde. Er braucht dazu im Buch das passende Bild der vier Lautsprecher, die gebraucht werden, um einen Innenraum harmonisch zu beschallen. Nur wenn alle vier Lautsprecher im richtigen Mass aufgedreht sind, kann Musik angemessen gehört werden. Nun gibt es in unserem Raum sowohl Lautsprecher, die zu laut eingestellt sind, als auch welche, die zu wenig oder gar nicht aufgedreht wurden. Beide Situationen wirken sich ungünstig auf eine gute Tonwiedergabe aus. Übertragen gilt das auch für die Evangelien: die vier Lautsprecher sind die vier Bedeutungsstränge. Diese sind: die Story Israels (im Sinn einer bedeutungsvollen Erzählung), die Story des Gottes Israels, das erneuerte Volk Gottes und der Zusammenstoss der Reiche. Nur wenn all diese vier Bedeutungen überhaupt und im richtigen Mass gehört werden, kann das Evangelium Gottes richtig verstanden werden. Wright behauptet, dass dies bei vielen Christen und zu vielen Zeiten der Kirchengeschichte nicht der Fall gewesen sei. Das Evangelium sei oft unvollständig und einseitig verstanden und gelebt worden. Alle Glaubensbekenntnisse würden zu Unrecht das Mittelstück der Evangelien, das Reich Gottes, ausklammern. Daher sei es ausserordentlich wichtig, die vier Evangelien nochmals vollständig zu lesen, genau hinzuhören, die vielfältigen Bedeutungen aufzunehmen und das verkannte Reich Gottes wahrzunehmen. Wright beschreibt die biblische Botschaft ab Seite 234 zusammengefasst etwa wie folgt: Gott ist der Schöpfer und der Erlöser der Welt. Er berief Israel, damit er die Welt retten konnte. Und er wurde sogar selbst Israel in der Person seines repräsentativen Messias, des Knechts Jahwes, wie er schon in Jesajabuch in Kapitel 40 bis 55 beschrieben wurde. Im Danielbuch Kapitel sieben wurde er zudem als Menschensohn dargestellt. Mit Jesus hat er definitiv das Reich Gottes eingeläutet, sein Königreich, seine Herrschaft im Himmel und auf Erden aufgerichtet. Für diesen zentralen Zweck kam Jesus auf die Erde, lebte hier und starb und ist auferstanden. Jesus verkündete das Reich Gottes und forderte seine Jünger auf, Anteil daran zu nehmen und es zu ihrem Lebensmuster zu machen, obwohl sie erst wenig davon verstanden hatten. Israel wurde nicht aufgegeben und ersetzt, sondern verwandelt. Mit seinem Kommen nach Jerusalem und seinem Kreuzestod hat Jesus den heruntergekommenen Tempel(dienst) ersetzt. Er hat sowohl menschliche Gewalten als auch geistliche Mächte besiegt; er hat gezeigt, wie Gott mit dem Bösen fertig wird. Deshalb ist der Tod Jesu am Kreuz mehr als Sühne und Stellvertretung, er ist auch Liebe, Erneuerung, Sturz der Weltreiche und Tür zur neuen Gartenstadt Gottes.

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