Dienstag, Februar 22, 2011

Deutschland schafft sich ab

Das meistverkaufte Sachbuch seit dem Zweiten Weltkrieg ist "Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen". Es wurde von Thilo Sarrazin geschrieben und ist in der Deutschen Verlags-Anstalt München, im Sommer 2010 unter der ISBN-Nummer: 978-3-421-04430-3 erschienen.


Zum Autor und seinen Thesen:
Thilo Sarrazin wurde 1945 geboren, wuchs in Westfalen (Recklinghausen) auf, ist verheiratet mit einer Lehrerin, hat zwei erwachsene Söhne und lebt heute in Berlin. Durch die Veröffentlichung obgenannten Buches ist er zu einem prominenten Kritiker im deutschen Sprachraum geworden. Der Fachökonom, Spitzenbeamte und SPD-Politiker hat mit seinem 461seitigen, akribisch recherchierten Werk zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Deutschlands für breites Aufsehen, Aufregung und Wirbel gesorgt. Er war zudem Finanzsenator in Berlin 2002-09 und im Vorstand der Deutschen Bahn Netz AG und der Deutschen Bundesbank. Dadurch hatte er Einblick in verschiedenste Bereiche der deutschen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft genommen. Diese Erfahrungen, sein scharfes Denken und profundes Wissen liessen ihn Zusammenhänge erkennen, Wertungen formulieren und Schlüsse ziehen. Sarrazin ist nicht der erste, der sich kritisch zur heutigen Lage Deutschlands äussert, aber er scheint mir dies recht umfassend, gründlich und auch mit Zivilcourage zu tun. Diese Haltung kommt bereits im ersten Satz der Einleitung zur Geltung: „Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist. Ferdinand Lasalle“ Er zeigt also Entwicklungen in Deutschland auf, die ungünstig verlaufen und dramatische Folgen haben werden:
· starker Geburtenrückgang seit 40 Jahren, besonders der Gebildeten, führt zu Intelligenzverlust, Abnahme der Bevölkerung und Vergreisung der Gesellschaft (2020 wird Wirtschaftswachstum enden; 2050 werden 50% über 65 Jahre alt sein, die Renten werden über 25% der Wirtschaftsleistung brauchen)
· ungesteuerte Migration ist und wird noch stärker zur sozialen Belastung
· das deutsche Sozialsystem untergräbt Eigenverantwortung und Arbeitsleistung
· bildungsferne Eltern vernachlässigen ihre Kinder häufiger als Gebildete



Zur Einwanderung:
In den 60er Jahren kamen die Südeuropäer (Italiener, Spanier, Portugiesen und Griechen) nach Deutschland, sie sind heute assimiliert oder in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt. Danach kamen die sprachbegabten Osteuropäer, die heute auch weitgehend eine unproblematische, assimilierte Gruppe sind. Auch Einwanderer aus Indien und Fernost sind meist gut integriert und zudem überdurchschnittlich gebildet und leistungswillig. Die Aussiedler (Deutsche, die aus dem Osten zurückgekehrt sind) werden oft in der zweiten Generation integriert. Schwierigkeiten gibt es vor allem mit Afrikanern, Arabern, Türken und Jugoslawen, dies weist Sarrazin auch mit Hilfe von diversen Bildungs- und Sozialstatistiken nach. Dieses Integrationsproblem beschleunigt den Niedergang eines guten Bildungsstands. Vor allem im Anteil an den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) liegt Deutschland innerhalb Europas inzwischen weit zurück. An der Spitze liegt Finnland, das mehr als einen doppelt so hohen Anteil Studierender in diesen Bereichen aufweist. Quantität und Qualität der MINT-Absolventen erachtet Sarrazin als entscheidend für Fortschritt und Wohlstand eines Landes.


Zur Grundsicherung durch das Sozialsystem:
Der hohe Lebensstandard und die hohen Sozialtransfers in Deutschland fördern Migration und Familiennachzug von Afrikanern, Arabern und Türken, ohne dass sich diese wirklich um Arbeit und Integration bemühen müssen. Es findet eine sogenannt „negative Auslese“ statt, und Parallelgesellschaften sind bereits entstanden.
Sarrazin plädiert dagegen für eine Kultur der Anstrengung (statt der Hängematte) wie es Nordamerika und Australien vormachen. Es müssen Arbeitsanreize geschaffen werden, indem auch niedrige Arbeit attraktiver gemacht und besser entlohnt wird. Die Mindestlöhne sind eher anzuheben, die Grundsicherung dagegen ist gezielt abzusenken, aber die Anrechnung von Praktikas, Aushilfs- und Teilzeitjobs müssen sich unbedingt lohnen und daher verbessert werden. Grundsicherung für Erwerbsfähige sollte es nur noch geben mit Bedingungen (Zuverlässigkeit, Sprachkurse) und gegen Gegenleistung (gemeinnützige Arbeit).


Zur Bildung:
Sarrazin zeigt auch hier anhand eigener Erfahrungen auf, wie wichtig Bildung und Lernen bis anhin waren und noch heute sind. Er plädiert für eine erneuerte Bildungskultur, die entwicklungsbedingte Zeitfenster und altersgerechtes Lernen besser beachten. Gerade bei den Symbolfunktionen (nach dem Schweizer Kinderpsychologen Remo H. Largo), zu denen Lesefähigkeit, Textverständnis, mathematisch-analytische Fähigkeiten und räumliches Vorstellungsvermögen gehören, ist dies äusserst wichtig, damit möglichst viele diese Kompetenzen später als Erwachsene auch wirklich beherrschen werden. Auch die soziale Kompetenz ist für Kinder notwendig: Wenige Erwachsene, die tragfähige Beziehungen zum Kind haben, fördern und beflügeln dessen Motivation und Lerneifer. Sie bieten ihm Geborgenheit, Annahme, Wertschätzung, Zuwendung und auch Forderungen. Das Klassenlehrersystem ist daher wieder zu bevorzugen.
Gebildete Eltern erziehen in der Regel besser als ungebildete, weil sie die Kinder in der Schule unterstützen, Orientierungswissen geben und Lesefähigkeit und Textverständnis fördern. Bildungsferne Eltern dagegen sollten angeleitet und kontrolliert werden, ob sie Ernährung und Pflege ihrer Kinder sachgemäss durchführen. Krippenbesuch wäre in diesen Fällen sehr empfehlenswert, Kindertagesstätten ein Muss.
Für alle Kinder vorteilhaft sind:
· Ganztagesschulen (inklusiv Mahlzeiten und Aufgabenhilfe)
· Schuluniform
· Medienkonsum drastisch einschränken
· Kernkompetenzen (lesen, schreiben, rechnen) stärken
· Schulpflicht wird durchgesetzt
(bei Schwänzen sollten Eltern gebüsst werden)

Leistungsschwache Schüler sollten nach dem Erwerb der Kernkompetenzen vermehrt praktische Fächer besuchen und erlernen, um eine reelle Zukunftschance zu erhalten. Begabte Jugendliche sollen in andern Fächern angeregt und gefördert werden. Die Schulen sind noch zu unterschiedlich bezüglich Einsatz und Effizienz ihrer Mittel, deshalb sind Rankings weiterhin sinnvoll und gute Schulen sind zu fördern und zu belohnen.


Zu Integration und Assimilation:
Sarrazin hat klare Vorstellungen über die Identität und Kultur Deutschlands. Auf Seite 308 schreibt er: „Für mich ist es wichtig, dass Europa seine kulturelle Identität als europäisches Abendland und Deutschland seine als Land mit deutscher Sprache wahrt... Dieses Europa der Vaterländer ist säkular, demokratisch und achtet die Menschenrechte.“
Für ihn sind Integration und Assimilation als Begriffe fast nur Scheingegensätze, denn es geht bei beiden darum, die Gesetze des Gastlandes zu respektieren. Zuwanderung sollte zurzeit nur noch für Spezialisten möglich sein, so wie es in Nordamerika und Australien gehandhabt wird. Assimilation versteht er in Anlehnung an Hartmut Esser gestuft:
· kulturelle Assimilation: deutsche Sprache lernen
· strukturelle Assimilation: für Gesellschaft nützlich sein
· soziale Assimilation: Beziehungen zu Deutschen pflegen
· emotionale Assimilation: Identifikation mit Deutschland und deutscher Kultur



Zur problematischen demografischen Entwicklung:
Alterung und Schrumpfung werden zu grossen Veränderungen und Problemen führen. Die Alterung der Erwerbstätigen senkt Innovation und Produktivität der Wirtschaft. Die zu niedrige Geburtenrate (1,4 statt 2,1 pro Frau) lässt die nächsten Generationen deutlich bis dramatisch schrumpfen. Mit der niedrigen Fruchtbarkeit der Gebildeten (ca. 1,1 pro Frau) verringere sich auch die Intelligenz, denn laut Sarrazin seien 50-80% der menschlichen Intelligenz erblich. In Deutschland seien die Fremden, die Frommen und die Bildungsfernen überdurchschnittlich fruchtbar. Für die Schweiz ist dies nachgewiesen, in Deutschland fehlen leider statistische Angaben. Im Falle der muslimischen Migranten sind die drei Gruppen weitgehend deckungsgleich (Seite 372).
Gleichzeitig schrumpft die gebildete deutsche Bevölkerung, der demografische Niedergang setzt ein, er wird aber noch mehrheitlich verdrängt und ausgeblendet. Herwig Birg und der schwedische Soziologe Gunnar Myrdal haben aber längst über diese Sachverhalte und Mechanismen wissenschaftliche Aussagen gemacht.
In Deutschland gebe es falsche finanzielle Anreize durch die Politik. Sarrazin würde dagegen das generelle Kindergeld senken, gezielter für grössere Familien verwenden und die freigewordenen Mittel in Ganztagesschulen mit Mahlzeiten investieren.


Zum Schluss:
Sarrazin wiederholt gegen Ende des Buches nochmals seine Grundsätze in Form zweier kurzer Setzungen (auf Seite 391):
1. Jeder Staat hat das Recht, darüber zu entscheiden, wer in das Staatsgebiet zuziehen darf
2. Die westlichen und europäischen Werte und die jeweilige kulturelle Eigenart der Völker sind es wert, bewahrt zu werden


Und sollte dieser Warnruf wenig oder nichts fruchten, so schreibt er auf Seite 393: „Deutschland wird nicht mit einem Knall sterben. Es vergeht still mit den Deutschen und mit der demografisch bedingten Auszehrung ihres intellektuellen Potentials.“
Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass dieser Ruf nicht nur in Deutschland gehört und verstanden wird, denn er gilt für die meisten europäischen Länder, gerade auch für die Schweiz! Dringend und schnell müssten grundlegende und weitgehende Veränderungen in Migrations-, Familien-, Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialpolitik eingeleitet werden, damit Europa nicht in Richtung Bedeutungslosigkeit, Armut und Chaos abdriftet. Dass es dazu aber auch einer klaren geistigen Verankerung und Verwurzelung in Gott braucht, dessen ist sich Sarrazin leider noch zu wenig bewusst. Jedenfalls schreibt er wenig dazu, ausgenommen sind ein paar kurze Verweise auf die deutsche Geschichte, in der dies der Fall war!

Labels: , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Montag, Februar 21, 2011

Systemplayer statt Helden

Am Samstag lese ich häufig den Tagi (Tagesanzeiger), so auch am 19. Februar 2011. Im "Alpha", dem Stellenanzeiger, der zuhinterst angeordnet ist, gibt es jeden Samstag einen Grundsatzartikel zu Belangen der Wirtschaft und Arbeitswelt. Dieses Mal schrieb Prof. Dr. Gerhard Fatzer über Zukunftsfähigkeit von Führungskräften und Organisationen. Mit erstaunlich einfachen und überzeugenden Worten beschrieb er, dass Führung in Firmen heute eigentlich nur noch als Team oder System Sinn machen würde. Denn es geht um:
- Rollenverständnis Mitglieder
- Umfang der Fähigkeiten
- Platz im Organisationsdesign
- kollektive, zusammenhängende Intelligenz


Die kollektive Intelligenz zeigt sich gerade heute in unterschiedlichen Leadertypen, die zusammenwirken müssen, um eine produktive Unternehmenskultur in einer Organisation zu erreichen:
- Performance-Leader (Produzent und Oekonom)
- Weisheits-Leader (spiritueller Führer oder Sinnstifter)
- Citizen-Leader (Organisator und Kommunikator)
- Exit-Leader (Kritiker)

Labels: , , , , , , , , , , ,

Donnerstag, Februar 17, 2011

Freude, Gesundheit, Glück und Gott

"Freude finden wir nicht, indem wir sie krampfhaft suchen;
Gesundheit finden wir nicht, indem wir sie zum Ziel erklären;
Glück finden wir nicht, indem wir es direkt anpeilen;
all das finden wir, wenn wir Gott suchen und finden.
Und durch ihn finden wir tiefen Sinn und wunderbare Schätze."


In den letzten Tagen war ich unfreiwillig flachgelegt worden und hatte somit viel Zeit zum Lesen und Nachdenken. So habe ich das neue Buch von John und Stacy Eldredge: "Das wilde Herz der Ehe" gelesen. Es hat mich angesprochen, berührt und bewegt. Ich werde wahrscheinlich darauf zurückkommen. Hier nur mal so viel. Obenstehendes Zitat von John Eldredge ist von mir gekürzt und leicht abgewandelt worden.

Labels: , , , , , , , , , ,

Mittwoch, Februar 09, 2011

Vater und Sohn

Immer wieder komme ich durch verschiedene Impulse auf das Gleichnis von Jesus zurück, das im Lukasevangelium Kapitel 15 überliefert worden ist über den Vater mit seinen beiden Söhnen. Diesmal ist mir aufgefallen, wie ungleich die Anteile von jüngerem Sohn und Vater bei dessen Rückkehr sind. Zwar hatte der Sohn mit Einsicht und Rückkehr begonnen, dann aber gingen Gefühle und Initiative auf den Vater über:

- Sohn ging in sich (Vers 17)
- Sohn brach auf und ging zu seinem Vater (19)
- Vater hat Mitleid (20)
- Vater lief Sohn entgegen (20)
- Vater fiel ihm um den Hals (20)
- Vater küsste ihn (20)
- Sohn bekannte seine Sünde (21)
- Vater liess das beste Kleid holen (22)
- Vater liess einen Ring an seine Hand stecken (22)
- Vater liess ihm Schuhe anziehen (22)
- Vater liess Mastkalb herbringen und schlachten (23)
- Wir wollen essen und fröhlich sein (23)


Labels: , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Montag, Februar 07, 2011

Sein vor Gott


Nichts mehr müssen und nichts mehr wollen

einfach mal nichts von mir geben müssen

einfach sein und auch nichts brauchen

dasein vor Dir und so Liebe empfangen

getränkt werden von dir und überfliessen

das ist schön und dann auch wieder wollen

Labels: , , , , , , , , , , , , , , , ,

Dienstag, Februar 01, 2011

Vom Gewissen in der deutschen Geschichte und Kultur


Paulus hat den griechischen Begriff des Gewissens in die christliche Theologie eingeführt. Aber erst Origenes setzt das Gewissen mit dem Geist gleich, der im Menschen wohnt nach 1Ko 2,11. Dabei war er vom griechischen Menschenbild geprägt, das den Gegensatz von Materie und Geist betont hatte.

Erstaunlicherweise sprach der deutsche Reformator Luther dem Gewissen kaum einen Eigenwert zu, weil der Mensch nach ihm keine Verfügungsgewalt über sich selbst hat. Nur die Rechtfertigung Gottes durch die Erlösungstat von Christus macht aus dem angefochtenen, verzagten, erschrockenen und schuldigen Gewissen ein getröstetes, stilles, mutiges und friedsames! Die Orientierung am Evangelium befreie das Gewissen, und der so befreite Mensch sei frei zum sittlichen Handeln.

Seit gut hundert Jahren werden im deutschen Sprachraum zwar die Phänomene des Gewissens noch anerkannt und gewürdigt, aber deren sittlicher Wert ist umstritten geworden, weil eine objektive, ethische Instanz angezweifelt wird. Es gibt seither verschiedene, teilweise gegensätzliche Gewissensmodelle, weil Philosophen und Ideologen das grundlegende jüdisch-christliche Menschenbild und die damit tradierten Werte in Frage gestellt oder abgelehnt haben.
Besonders seit Nietzsche und seinem Nihilismus nahmen Wertlosigkeit, Leere und Fraglichkeit zu: Eine Wahrheit kann es nicht geben, Gewissheit und gesichertes Wissen kaum mehr. Dieser Skeptizismus entwurzelte die Menschen zunehmend, liess alles in der Schwebe und entzog auch dem Gewissen seine Basis.
Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg mit den unsäglichen Gräueltaten der Nazis gab es auch keinen Konsens mehr darüber, was mit dem Gewissen genau gemeint sein könnte. Und der Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem hat diesen Dissens noch weiter verschärft. Hannah Arendt hat in ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“ 1964 aufgezeigt, dass Eichmann nicht einfach als gewissenloser Scherge bezeichnet werden kann, sondern eher als „pflichtbewusste“ Person, deren Gewissen aber fehl- oder irregeleitet war und dadurch unbrauchbar wurde. Der Philosoph Paul Dauner bezeichnet diese Zeit als Zeit des „Gewissenskollaps“. Diese Zäsur, die weitere Entwicklung und die Fortschritte in Wissenschaften und Medizin führten zur Individualisierung und Abwertung des traditionellen Gewissens als naturrechtliche Ordnung oder Stimme Gottes. Dabei entstand ein Vakuum, durch abnehmende Innensteuerung des Einzelnen gefördert, wird es nun zunehmend gefüllt von staatlicher, gesellschaftlicher und medialer Aussensteuerung mit neuen Werten und andern Zwängen. Auch die Geisteswissenschaften wollen den für sie widersprüchlichen Gewissensbegriff nicht mehr gebrauchen im Zeitalter der Spätmoderne, Säkularismus und Pluralismus. Denn es gibt auch für sie keine objektive Wahrheit und wirkliche Güte mehr, die massgebliche Wertsphäre fehlt und Verortung und Sinngebung des Gewissens sind somit entschwunden. Wir sind fast unmerklich in eine „Kultur des Nichtwissens“ geraten, die wir irgendwie selber ertragen und bewältigen müssen. Als Ersatz steht der Begriff „Verantwortung“ im Vordergrund, der mehr das äussere Tun als die innere Gesinnung gewichtet.
Im alltäglichen Sprachgebrauch ist weiter von „Gewissen“ als einer sittlichen Instanz die Rede, die aber sehr subjektiv sein kann. Dietrich Rüdiger unterscheidet heute noch vier Hauptrichtungen in der Gewissenstheorie, die sich aber nicht mehr so leicht zusammenführen lassen:
· "vox-dei"-Gewissen (Theologie)
· Regelgewissen (Soziologie)
· Vernunftgewissen (Pflichtethik)
· Schuldgewissen (Psychologie)

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,