Sonntag, Juni 24, 2018

David Platt: Keine Kompromisse - Radical

Zum Autor: David Platt studierte Journalismus, Theologie und Philosophie. Das New Orleans Baptist Theological Seminary verlieh ihm einen Doktortitel in Philosophie. Er war baptistischer Pastor in Brook Hills, einer grossen Gemeinde in Birmingham in Alabama. Er ist als Bibelausleger weltweit tätig. Seit 2014 ist er Präsident der Southern Baptist International Mission Board (IMB). Er ist verheiratet mit Heather, sie haben vier Kinder und wohnen in Richmond, Virginia. Zum Buch: Es ist unscheinbar grün mit weissen Buchstaben gestaltet und heisst Keine Kompromisse. Jesus nachfolgen – um jeden Preis, einen für mich etwas unglücklich gewählten deutschen Titel. In Englisch heisst es passender Radical und war sogar auf der Bestsellerliste der New York Times. Nach dem Lesen des Buches würde ich es positiv Jesus nachfolgen um einen lohnenden Preis nennen. Denn David Platt versteht es, Wesentliches der Jesusnachfolge aufzuzeigen und dies in Kontrast zum heutigen westlichen Lebensstil und Kontext zu stellen. Darin zeigt er geistliche Leidenschaft, Klarheit, Unterscheidungsvermögen und Unbeirrbarkeit. Einige Lebensgewohnheiten der amerikanischen Evangelikalen stellt er radikal in Frage, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch viele europäische Christen sich genauso von Jesus, seinem Ruf und seinen Massstäben entfernt haben, ohne es wahrhaben zu wollen. So schreibt er auf Seite 41: Jesus ist nicht mehr der, der angenommen oder eingeladen werden soll, sondern der, der unseren sofortigen und völligen Unterwerfung unendlich würdig ist. Platt beschreibt und karikiert auch, wie eine „erfolgreiche“ westliche Gemeinde aussieht und was sie ausmacht auf Seite 50: Als Erstes brauchen wir eine gute Show. In unterhaltungsgesteuerten Kulturen brauchen wir jemand, der die Massen fesseln kann. Ohne einen charismatischen Redner sind wir dem Untergang geweiht… Wenn dann schliesslich die Massen kommen, brauchen wir etwas, damit sie wiederkommen. Also müssen wir Programme starten – erstklassige, spitzenmässige Programme – für Kinder, für Jugendliche, für Familien, für jedes Alter und jeden Stand. Um diese Programme zu realisieren, brauchen wir Profis, die sie durchführen. Dadurch können zum Beispiel Eltern ihre Kinder einfach an der Tür abgeben, und die Profis übernehmen den Dienst für sie. Wir möchten nicht, dass Eltern das zu Hause selber versuchen… Aber was komischerweise in diesem Bild der Präsentationen, Persönlichkeiten, Programme und Profis fehlt, ist unsere äusserste Sehnsucht nach der Kraft Gottes. Platt versucht ein möglichst biblisches Bild von Gott und den Menschen zu zeichnen, daher schreibt er auf Seite 66-75: Gott hat uns geschaffen, um eine enge Beziehung mit ihm zu geniessen, seinen Segen und seine Gnade; um sein Ebenbild zu sein, und es zu vervielfachen, und so seine Ehre zu verbreiten. Er macht uns aufmerksam, dass Gottes Gnade und Ehre nicht getrennt werden dürfen, sonst werde der Egoismus gefördert. Gott rettet uns mit einem Ziel. Jeder gerettete Mensch diesseits des Himmels schuldet das Evangelium jedem verlorenen Menschen diesseits der Hölle. Platt zeigt auch deutlich auf, dass das Neue Testament und im besonderen Jesus keinen Erfolg, keinen Wohlstand, kein Ansehen und auch keine sichtbare Kirche predigen, sondern das noch unsichtbare oder unscheinbare Reich Gottes. Auf Seite 115 schreibt er dazu: In der Morgendämmerung dieser neuen Phase der Heilsgeschichte verspricht keiner der Lehrer (einschliesslich Jesus) im Neuen Testament je materiellen Besitz als Belohnung für Gehorsam. Als wäre das nicht schon bestürzend genug für die Juden des ersten Jahrhunderts (und die Christen des 21. Jahrhunderts), sehen wir auch keinen Vers im Neuen Testament, in dem Gottes Volk je wieder aufgefordert würde, einen majestätischen Ort der Anbetung zu bauen. Stattdessen wird den Leuten Gottes gesagt, dass sie selbst der Tempel sein sollen – der Ort der Anbetung. Und ihre Besitztümer sollen nicht dafür eingesetzt werden, einen Ort zu bauen, an den Menschen kommen können, um Gottes Herrlichkeit zu sehen, sondern ein Volk zu bauen, das die Ehre Gottes in die Welt hinausträgt. Für Platt ist Jesus Christus die eine Stimme, die uns in allen Entscheidungen unseres Lebens leiten will, die uns viel Neues geben, aber auch das bisherige Gefühl von gewohnter Sicherheit und illusionärer Stabilität nehmen muss (S. 119-120). Ab Seite 139, gegen Ende des Buches, stellt Platt nochmals die sieben wichtigsten Wahrheiten des Römerbriefs dar, wie sie bereits der amerikanische presbyterianische Theologe R. C. Sproul in seinem 1982 erschienenen Buch: Reason to Believe – A Response to Common Objections to Christianity, vorgezeichnet hatte. 1. Alle Menschen wissen von Gott 2. Alle Menschen lehnen Gott ab (und betreiben somit Götzendienst) 3. Alle Menschen sind vor Gott schuldig (und es gibt keine Unschuldigen) 4. Alle Menschen sind verurteilt, weil sie Gott ablehnen 5. Gott hat einen Weg der Rettung für die Verlorenen geschaffen 6. Alle Menschen können im Glauben an Christus zu Gott kommen 7. Gott befiehlt seiner Gemeinde, das Evangelium allen Menschen zu verkündigen Wie in vielen christlichen Auslegungen fehlt auch hier eine angemessene Aussage zur Stellung und Aufgabe Israels, wie sie im Römerbrief in Kapitel 9 bis 11 von Paulus so eindrücklich beschrieben worden ist. Das ist die einzige wirkliche Schwäche an diesem Buch. Auf Seite 182 empfiehlt Platt als Umsetzung dieser Wahrheiten: 1. für die gesamte Welt zu beten 2. die ganze Bibel in einem Jahr durchzulesen 3. Geld für einen bestimmten Zweck zu opfern 4. Zeit ausserhalb des gewohnten Umfelds zu investieren 5. aktives Mitglied einer sich vervielfältigenden Gemeinschaft zu sein

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