Sonntag, Juli 16, 2006

Adam

Adam ist uns als Name des ersten Menschen, der in der Bibel erwähnt wird, bekannt. Es ist aber nicht nur ein Name, sondern hat auch auch noch viele andere Bedeutungen: Bedürftiger, bedürftiger Mensch, Blutiger, blutiger Mensch, der Erde Entnommener, Erdling, Erdwesen, jemand, Mensch, menschlich, Nackter, nackter Mensch, rötlich, rot, rotbraun, Rotbrauner, Schutzloser oder schutzloser Mensch.
In Genesis 2,7b steht: "Dann bildetet Jahwe Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden." und in Genesis 3,19b wird dieses Aussage noch verstärkt: "Denn Staub bist du, und zum Staub musst du zurückkehren." Damit ist schon einiges - zwar noch nicht alles - Grundlegendes über das biblische Menschenbild ausgesagt: das Basismaterial des Menschen ist Erde, er ist zuerst ein Erdwesen! Erst danach wurde ihm von Gott der Odem eingeblasen und er wurde zu einem lebendigen Wesen. Der Mensch hat also nicht nur einen Körper, sondern ist Körper. Dieser lebt, solange Gott seinen Atem/Geist in ihn hinein gibt. Nimmt Gott ihn weg, so stirbt der Mensch und der Körper zerfällt zu Staub (sinngemäss Psalm 104,29). Körper, Seele und Geist sind also im lebenden Menschen untrennbar miteinander verbunden. Es gibt nach der hebräischen Bibel keine unsterbliche Seele. Das ist eine griechische Erfindung!
Aehnliche, abgeleitete Worte von Adam sind "adama", das Ackerboden, Erdboden, Erde oder Staub bedeutet und "dam", das Blut meint. "Adama" kommt auch in Genesis vor und bildet mit "adam" zudem eine Art Wortspiel.

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Freitag, Juli 14, 2006

Näfäsch heisst Seele

Sehr oft, ganze 755 mal, wird im Alten Testament der Begriff "näfäsch" gebraucht, meistens für den Menschen, seltener für Tiere oder für Gott. "näfäsch" kann in diesem Zusammenhang sehr viele, und zwar folgende Bedeutungen haben: Angesicht, Atem, bedürftig, Bedürftger, Begehren, Durst, Durstiger, eigen, Eigener, Empfinden, Gier, Gieriger, Gurgel, Hals, Hauch, Herrlichkeit, Ich, Kehle, Lebendigkeit, Lebenskraft, Lebensodem, Lebensprinzip, Lebenstrieb, Lebewesen, Leiche, Lust, Maul, Odem, Person, Schlund, SEELE, Selbst, Trieb, Verlangen, Vitalität, Wesen, Willen oder Wunsch.
Die Bedeutungen gehen vom Organ der "Kehle" über den Atem bis zum Leben und der Person selbst. Der Kehle werden zudem folgende Eigenschaften zugeschrieben: hörbar, rufend, krächzend, jodelnd, begierig, nimmersatt, hungrig und durstig, verschlingend, nach Luft schnappend.
Das griechische "psyche" entspricht nicht ganz dem hebräischen "näfäsch", es ist enger und negativer gefasst, der Leib wurde bei einigen griechischen Philosophen (Platon u. a.) gar als Gefängnis und Grab der Psyche verstanden.
Weitere Definitionen für "näfäsch" sind:
- an Körper gebundenes Leben (Manfred Seitz)
- Bedürftiger, dessen Hunger nie endgültig gestillt werden kann (Michael Herbst)
- durchgeisteter Leib (des Menschen. Manfred Seitz)
- "elan vital" (Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- Gott bläst den Lebenshauch in den Menschenkörper (Susanne Schmid)
- Gottesbedürftiger (Manfred Seitz)
- Kraft des triebhaften Begehrens (Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- Lebenshunger des Menschen (Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- menschliches Zentrum der Vitalität, Lebenskraft und Lebensgier (Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- sehnsüchtiges Verlangen (Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- unstillbares und nie befriedigtes Organ (Manfred Seitz)
- Vitales am Menschen im weitesten Sinn (Gerhard von Rad)
- Wesen, das nach Leben lechzt (Silvia Schroer & Thomas Staubli)

Ob diese Weite und Abhängigkeit von uns Menschen nicht unser Selbstverständnis und Gottesbild verändern und uns auf der Suche nach Gott begleiten wird? Augustinus hat das treffend so ausgedrückt: "... Denn geschaffen hast du uns zu dir, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe hat in dir"

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lev

Hebräisch "Lev" bedeutet: Eifer, Entschluss, Geist, HERZ, Lust, Mut, Sinn, Vernunft, Verstand oder Wohlwollen.
"lev" kommt äusserst häufig im AT vor und meint meistens das Innere, den Kern, die Personenmitte, die tiefsten Beweggründe, die Aufmerksamkeit und Konzentration des Menschen, eines Volks oder Gottes. Es kann auch mit menschlichem Denken, Planen, Sinnen, Trachten, Ueberlegen und Entscheiden umschrieben werden. Das menschliche Herz verarbeitet und ordnet äussere Eindrücke. Das Herz kann auch für Teile der Schöpfung wie Tiere und das Meer stehen. Aehnliche Definitionen sind:
- Das Zentrum aller Eigenschaften, die uns zu Menschen machen; das wahre Selbst (John Eldredge)
- Der wesentliche Kern der menschlichen Persönlichkeit (James Houston)
- Die Entscheidungsmitte des Menschen (Josef Pieper)
- Ich (Oswald Chambers)
- Ureigenes, Zentrum der Lebenskraft, Ort der Gewissens, Sitz der Seele & Gefühle (Auffassung der westlichen Kultur nach Silvia Schroer & Thomas Staubli)
- Zentrum der inneren Persönlichkeit (Alfred Sonnenfeld)

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Donnerstag, Juli 13, 2006

Racham heisst Barmherzigkeit

Die hebräische Sprache ist äusserst reich und vieldeutig. So gebraucht sie die Organe und Teile des menschlichen Körpers, um Eigenschaften Gottes und der Menschen auszudrücken. „racham, rachem, rachum, rechem, richam, rucham“ bedeuten eine Menge: barmherzig sein, Barmherzigkeit, Eingeweide, Empathie, Erbarmen, Erbarmung, Gebärmutter, Gnade, gnädig sein, Inneres, Liebe, Liebeserweis, Mitgefühl haben, mitleben, Mitleid, Mutterliebe, Mutterschoss, Schoss, sich erbarmen oder Uterus. Die Bedeutung von "racham" reicht also vom Organ der Gebärmutter über ein positives menschliches Gefühl bis zur wichtigen „weiblichen“ Eigenschaft Gottes, dass Gott völlig mifühlen kann und uns gänzlich umschliesst! So kann ich als Mensch in Ihm ganz gehalten und geborgen sein. Auch gehört der weibliche Uterus letztlich Gott, er öffnet und verschliesst ihn und schenkt somit Fruchtbarkeit und Nachkommen.

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Freitag, Juli 07, 2006

Zaddiq

Hebräisch "zaddiq, z’daqah, zedeq, zid’qat" ist eine der wichtigen Eigenschaften Gottes und bedeutet: aufrichtig, Aufrichtigkeit, fromm, Frömmigkeit, gerecht, Gerechtigkeit, Heil, Recht, rechtfertigen, Rechtfertigung, Rechtschaffenheit, redlich, Redlicher, Redlichkeit, richtig, Richtigkeit, treu, Treue, wahroder Wahrheit ("zaddiqim" steht für die Mehrzahl; "zadaq'ta, zadd'qeka" bedeutet Recht haben; "zadaq'ti" ich bin gerecht oder im Recht; "zid'qi, zid'qati" meine Gerechtigkeit; "zid’qeka, zid’qat’ka" deine Gerechtigkeit; "zid’qo, zid’qato" seine Gerechtigkeit; "z’diq" rechtfertigt) Es geht im hebräischen Verständnis weit weniger um unsere abstrakte, griechisch geprägte Gerechtigkeit: Jeder muss genau gleich behandelt werden und gleich viel erhalten, sondern es geht um eine gerechte BEZIEHUNG, die Gott will, die ER stiftet und untereinander gelten soll. Klaus Berger, der deutsche Theologe beschreibt es prägnant so: Dem anderen das Zusammenleben ermöglichen und einen Beitrag zum Miteinander leisten. Da ist kein Raum mehr für unser kleinkariertes Vergleichen und Beneiden!

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Mittwoch, Juli 05, 2006

Chesed

„Chasad, chased, chasid, chesed“ kommt sehr oft im Alten Testament vor und kann mit unterschiedlichen Worten übersetzt werden: Barmherzigkeit, Bundestreue, Erbarmen, Freundlichkeit, fromme Handlung, Frommer, Gefallen, Glück, Gnade, Gnadenerweis, Güte, Huld, Hulderweis, Liebe, Treue oder Wohlwollen. (Es kann auch in Mehrzahl stehen: „chas’de“; “ch’saday, chas’di“ bedeuten meine Gnade; „chas’d’ka, chas’deka, ch’sidka“ deine; „chasadaw, chas’do, ch’sidaw“ seine; „chas’dam“ ihre.)

Was ist genauer mit diesem Wort „Chesed“ gemeint? Zuerst einmal ist die Vorstellung eines Bandes oder einer Bindung enthalten. Dann meint es den Bund, die Zuverlässigkeit zwischen zwei Wesen, im speziellen zwischen Lehensherrn und Dienstmann. Dieser Vertrag bindet den Herrn an den Diener und verpflichtet ihn, ihm zugeneigt zu sein, Treue zu halten und ihn zu schützen. Der Untertane, früher auch Holder genannt, ist im Gegenzug dem Herrn loyal ergeben und auch solidarisch. Früher nannte man dieses Verhalten „Huld“.
Was hat das mit dem Gott der Bibel zu tun?
Gott gegenüber loyal sein, drückt sich in Hingabe meines Herzens, in vertrauender Freundschaft, Selbstvergessenheit, Innigkeit und fröhlichem Eingehen auf Gottes Willen aus. Das schliesst auch meine Zuwendung und Gerechtigkeit gegenüber den Mitmenschen ein (frei nach Anmerkungen aus der Jerusalemer Bibel von 1968). Der Amerikaner Richard Foster beschreibt „ chesed“ mit gnädiger Fürsorge, liebvoller Güte, unendlicher Gnade oder Gottes beständiger Zuwendung zu seinem Volk.

Griechisch heisst Gnade „charis“ und bedeutet wohltuend, freundlich und geschenkt. „Du bist ein Kind der Gnade. Wenn Gott dir die Gnade deshalb gab, weil er sie umsonst gab, so liebe ihn auch umsonst. Liebe Gott nicht um Lohn; er selbst sei dein Lohn!“ So drückte es der Kirchenvater Aurelius Augustinus aus. Assoziationen für Gnade sind gemäss Philip Yancey: Wohlergehen, Güte, Gunst, Huld, Freundlichkeit, Verzeihung, Vergebung, Erbarmen, Schonung und Barmherzigkeit.

Ich bin überzeugt und glaube, dass "chesed" eine der besten Beschreibungen für Gott ist. Deshalb kann ich ihm mein grundsätzliches Misstrauen eingestehen und mein Vertrauen aussprechen! Der gnädige Gott hat mich gewollt, geschaffen, geliebt, lässt mich nicht fallen und hat mein Leben reich beschenkt. Dieses Gottesbild hat Auswirkungen auf die Beziehungen mit den Menschen, mit denen ich zusammenlebe.

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Sonntag, Juli 02, 2006

Gottesnamen im Alten Testament

"Jahwe, unser Herr! Wie wunderbar ist dein Name auf der ganzen Erde!" Ps 8,2 & 10.

"Suchen sollen sie deinen Namen, Jahwe. Und erkennen sollen sie dich, dessen Name Jahwe:

Ueber alle Welt bist du allein der Höchste." Ps 83,17b & 19.

Manchmal bin ich ganz hin: Gottes Offenbarungen, wie sie in der Bibel, insbesondere im Alten Testament, aufgezeichnet sind, sind erstaunlich vielfältig. Dabei sind auch zahlreiche Gottesnamen enthalten. Diese Bezeichnungen wurden oft nur reduziert und undifferenziert mit "Gott" und "Herr" übersetzt. Dadurch ging viel vom Reichtum der Offenbarung und der hebräischen Sprache verloren. Jeder Gottesname hat nämlich seine spezifische Bedeutung, die meistens eine Eigenschaft Gottes ausdrückt, mit denen er sich damals den Menschen offenbart hatte. Zudem lebt die hebräische Ausdrucksweise stark von Bildern und Parallelismen. Das sind Wiederholungen, die gleiche Sachverhalte und Aussagen durch andere Worte machen und dadurch nochmals bestärken. In den Psalmen findet man zahlreiche dieser Parallelismen.

Im ersten Schöpfungsbericht des Genesisbuches wird „Gott“ oft mit „Elohim“ bezeichnet. Später bei Abram offenbarte Er sich als „El Schaddai“, der Allgenügsame oder Gewaltige, der mit ihm einen Bund eingegangen war. Der einzigartigste Name ist mit Sicherheit „JHWH“, der mit Jahwe oder seltener und fälschlicherweise mit Jehova vokalisiert wurde. (Die Juden hatten damals in ihrer Schrift keine Vokale, erst die Masoreten „vokalisierten“ sie.) Die zentralste Bedeutung wird allgemein mit "sein" oder „ich bin (da)“ wiedergegeben. Sie weist darauf hin, dass Gott einfach ist, gegenwärtig, unerklärlich, unergründlich und auf gar nichts zurückzuführen ist. Dieser Name wurde erstmals Mose beim brennenden Dornbusch in der Wüste offenbart (2 Mo 3, 14). Aus Scheu und Ehrfurcht vor Gott, seiner Grösse und Heiligkeit wurde JHWH von den Juden nicht ausgesprochen, stattdessen wurde "Adonai" gelesen. In 2 Mo 20,7, im dritten der Zehn Gebote, verbietet Gott den Missbrauch seines Namens. Was konkret damit gemeint ist, wird dann in 3 Mo 19,12 ausgesagt: „Ihr sollt nicht bei meinem Namen falsch schwören, so dass du den Namen Gottes entweihst.“

Die Häufigkeit der Gottesnamen und des Gebrauchs sagt deshalb noch nichts über die Intensität einer Gottesbeziehung aus. Nicht jeder, der viel von Gott redet, steht ihm auch wirklich nahe. So kommt z. B. im Buch Esther kein Name für Gott vor, obschon der Inhalt viel über das Vertrauen und die Abhängigkeit gegenüber Gott aussagt. Gott ist letztlich so anders, heilig und unverfügbar, dass er nicht mit unserem Verstand zu fassen und mit menschlichen Worten zu beschreiben ist. Er ist und bleibt für uns der Unsichtbare, Verborgene und Unaussprechliche. Darum ist auch Jesus Christus, Gottes Sohn, gekommen als Mensch, um den unsichtbaren Gott zu offenbaren ihm ein Bild und Gesicht zu geben (Joh 17,6). Paulus nimmt dieses Ereignis in seinen Briefen auf, insbesondere im 2. Korintherbrief.

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