Samstag, November 23, 2013

Freitag, Samstag, Sonntag

In den letzten drei Kapitel von Ortbergs Buch Weltbeweger geht es um Tod, Grablegung und Auferstehung von Jesus. Er bezeichnet den Tod Jesu als Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte. Offensichtlichster Akteur war Rom, denn „Christos“, der Gesalbte, sein Titel machte Aerger, obwohl er Rom militärisch nicht wirklich bedrohen konnte. Aber der Hohepriester und die damals führenden Juden versuchten Druck auf den römischen Statthalter Pilatus auszuüben. Jesus verkündete sein eigenes Todesurteil, jedoch starb er letztlich aus und für die Liebe! Der Tag nach Kreuzigung und Tod war der Tag dazwischen. Verzweiflung und Verwirrung herrschte unter seinen Jüngern und Freunden. Auch ihr Traum war gestorben, sie wussten nicht mehr, wie und wofür sie weitermachen sollten. Freude und Klarheit kamen erst am Sonntag und danach auf. Die Auferstehung setzte Hoffnung frei, die gefährlich wurde für die religiösen Juden und das mächtige Rom. Wenn der Himmel auf die Erde kommt, dann werden Sünden vergeben, aus einem „Niemand“ wird „Jemand“, Ausgestossene treten in Beziehung zu Gott und das menschliche Leben bekommt einen göttlichen Sinn. Neues Leben, das Jesus auch uns anbietet, ist eine Einladung, bei der jeder mitmachen kann. Und Ortberg fordert seine Lesenden am Schluss auf: „Versuchen Sie, so zu leben, als ob es einen himmlischen Vater gäbe, der sich um sie sorgt und Ihnen zuhört... Das Angebot steht!

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Donnerstag, November 14, 2013

Einmalig in der Kunstgeschichte

Schon in der Antike war die wichtigste Eigenschaft für einen Redner Leidenschaft, nur so ist der Funke auf seine Zuhörer übergesprungen. "Unsere moderne Zeit ist geprägt vom Verlust des Sinnes für das Transzendente" meinte Peter Berger. Wir brauchen aber Sinn und Inspiration, um lebendig zu werden, zu bleiben und Grosses zu leisten. Jesus inspirierte und begeisterte Menschen zur Liebe, denn Gott ist Liebe. "Menschsein heisst zu lieben" bemerkte später auch Augustinus treffend. Und Viktor Hugo sagte: "Einen Menschen zu lieben heisst das Antlitz Gottes sehen." Götter können Menschen zum Töten inspirieren; Jesus aber tat es, um zu lieben und dann selber zu sterben. Obwohl Jesus kein Haus hatte, hat er seither die Architektur beeinflusst. Obwohl wir nicht wissen, wie Jesus ausgesehen hatte, wurde er doch zum bekanntesten Motiv der Weltgeschichte. Obwohl Jesus eher „unansehnlich“ war, hatte er wie kein anderer die Kunst beeinflusst. Denn ohne Jesus gäbe es keine Autobiografie, die der Jesus-Nachfolger Augustinus begründet hatte. Es gäbe keine lateinische Sprache, die Hieronymus mit der Vulgata-Bibel geschaffen, keine italienische, die Dante gebildet, keine deutsche, die Martin Luther geprägt hatte. Die englische Sprache fusst auf der King-James-Bibel und dem Werk Shakespeares, die spanische Dichtkunst hat Johannes vom Kreuz entscheidend beeinflusst. Die klassische Musik geht am stärksten auf Johann Sebastian Bach zurück und der Gospel ist ohne Jesus undenkbar!

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Dienstag, November 12, 2013

Politik, Religion und Sexualität

Kapitel sechs: Jesus war kein bedeutender Mensch. Denn Jesus wusch Füsse, was damals nur heidnische Sklavenarbeit war, und er hatte ein Gespür für unbedeutende, unbeeindruckende Personen. Paulus wurde ein Nachfolger Jesu und nannte sich danach einen Knecht Jesu Christi in den Briefen, die er an die Gemeinden schrieb. Das war gesellschaftlicher Suizid, aber es war ihm gleichgültig, weil nicht mehr Selbsterfüllung, sondern aufopfernde Liebe sein höchster Wert geworden war. Kapitel sieben: Hilf deinen Freunden, strafe deine Feinde. Antike Götter waren dazu da, um den Menschen zu geben, was sie wollten. Und Verletzte wollten Vergeltung. Es ging um Ehre, Status und Schmach, nicht um Sünde, Sühne und Gnade. Schmerzvermeidung war weit wichtiger als Vergebung. „Vergebung und Feindesliebe sind christliche Beiträge zur Menschheitsgeschichte“ Hannah Arendt. Jesus liebte Insider und Outsider, die zwölf Stämme Israels ebenso wie die sieben Völker Kanaans, die in Dekapolis am andern Ufer des Sees Genezareth lebten. Kapitel acht: Es gibt Dinge, die dem Kaiser nicht zustehen. Die Existenz Gottes schränkt die Autorität der Machthaber ein. Als für Jesus Palmenzweige geschwungen wurden in Jerusalem, war das eine Kriegserklärung an Rom. „ Reich Gottes“ hatte in Israel die Intention vom eigenen Land mit intaktem Tempel. Es gab damals drei Hauptgruppen mit drei Verhaltensweisen in Israel zur Zeit der römischen Besatzung: ·Zeloten: standen gewaltsam gegen Rom auf ·Essener: zogen sich in ihre eigene Welt zurück ·Sadduzäer: passten sich Rom an und kollaborierten Philip Jenkins sagte: „Der christliche Glaube verbreitet sich wunderbar unter den Armen und Verfolgten, während er unter den Reichen und Gesicherten schwindet.“ Kapitel neun: Gutes Leben oder guter Mensch. Heuchler heisst auf griechisch „hypokritai“, was auch mit Schauspieler wiedergegeben werden kann. Griechische Götter lebten wie Menschen idealerweise sein sollten: jung, stark und unsterblich. Alle Menschen haben eine Innen- und Aussenseite, Gott interessiert sich vor allem für die Innenseite, das „Herz“. Kapitel zehn: Und die Welt ist doch klein. Jesus berief seine Jünger auch, um zu zeigen, dass Gott Menschen beruft. Nachfolge ist Gemeinschaft, die Gegenwart und Macht Gottes wiederspiegelt. Zuerst wurden die christlichen Gemeinden von Rom nicht als neue Religion angesehen, sondern als Beerdigungsgemeinschaft. Kapitel elf: Eine altmodische Sache namens Ehe. Sexuelle Aktivität ausserhalb eines Ehebündnisses ist das ältere gesellschaftliche Arrangement als die Ehe. Der Grieche Demosthenes hat es aus Männersicht so gesagt: „Mätressen sind zum Vergnügen, Konkubinen für Bedürfnisse und Ehefrauen für die Kinder.“ Im Matthäusevangelium werden im Stammbaum Jesu fünf Frauen erwähnt, drei davon waren in sexuelle Skandale verwickelt. Jesus war nie verheiratet, aber er hat das Eheverständnis am stärksten neu interpretiert und geprägt. Nach ihm ist die Ehe ein freiwillig gegebenes Versprechen, das freudig bezeugt und treu gehalten wird, auch wenn der andere nicht mehr attraktiv ist. Ausgeübte Sexualität ist eine Art Sakrament: ein äusserliches Zeichen, das auf eine innerliche Wirklichkeit deutet. In der Thora wird dafür „yada“ gebraucht, was persönliches Wissen aus Erfahrung bedeutet. Ein guter Mann ist also der, der Frauen nicht als Objekt der Begierde anschaut, sondern seine Frau immer mehr kennen und schätzen lernt. Deshalb wurde nach der Reformation die Familie zur wichtigsten geistlichen Gemeinschaft.

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Freitag, November 01, 2013

Ein unangesehener Gastdozent

Dieser Zwischentitel bezieht sich auf einen unscheinbaren indischen Professor, der durch den Einfluss von Jesus zu einem gebildeten und bedeutenden Mann wurde. Die Wirkungsgeschichte Jesu in der Bildung begann eigentlich schon mit Israels Lehrer, die nach dem babylonischen Exil Könige und Heerführer von der Bedeutung her abgelöst hatten. So wurde Israel zum Volk des Buchs, woraus später eine intensive Gelehrsamkeit resultierte. Jesus war zuerst nur ein einfacher Arbeiter, der Möbel zimmerte (oder besser: Häuser baute). Als er das erste Mal lehrte, setzte er sich und behauptete von der Schrift her, dass Gott auch die Heiden besonders liebe. Die Versammlung wurde deswegen zornig und entsetzt und vertrieb ihn aus Nazareth. Jesus lehrte, um Menschen zu verändern, nicht um Wissen anzuhäufen. Der Harvardprofessor Harvey Cox sagte: „Die Worte der Bergpredigt sind die brillantesten, die meist zitierten, meist analysierten, meist debattierten, einflussreichsten moralisch und religiösen Aussagen der Menschheitsgeschichte.“ Der gebildete Paulus wies auf ihn, als er sagte: "In Jesus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen." Gott mit dem Verstand lieben heisst, neugierig auf Gott und seine Schöpfung sein; so kann aus Lernen Anbetung werden. Mit der gleichen Intention sollen wir wissenschaftliche Theorien prüfen und nicht allzu schnell theologische Urteile fällen. Nachfolger Jesu haben nicht nur die eigenen, sondern sogar klassische und heidnische Schriften abgeschrieben und aufbewahrt. Die Klöster wurden zu Bildungsstätten, woraus später die Universitäten entstanden sind, vor allem weil sie in Gott das höchste vernunftbegabte Wesen erkannten. Der Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead (1861-1947) meinte dazu: „Der Aufstieg der Wissenschaften wurde durch die mittelalterliche Vorstellung von einem rational handelnden Gott ermöglicht.“ Martin Luther (1483-1546) und die anderen Reformatoren arbeiteten darauf hin, dass alle Bürger lesen und schreiben lernen konnten. Nur gerade sechs Jahre nach der Ankunft der Puritaner in Massachusetts (USA) gründeten sie ein College, das einmal Harvard werden sollte. 129 von 138 der ersten amerikanischen Universitäten wurden von Jesus-Nachfolgern gegründet. Sonntagsschulen wurden 1780 vom Briten Robert Raikes gegründet, um möglichst viele Kinder zu bilden, und sie so der Armut zu entreissen. Dinesh D’Souza sagte es zusammenfassend so: "Die Wissenschaft als organisiertes, fortwährendes Unterfangen ist in der Menschheitsgeschichte nur ein einziges Mal aufgekommen... in Europa, in einer Zivilisation, die damals Christenheit hiess."

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