Sonntag, Juni 29, 2008

Tabus: Wein, Schwein und Homosexualität (Seiten 445-464)

In allen islamischen Ländern sind alkoholische Getränke erhältlich. Reiche trinken Schmuggelware, Arme stellen selber Alkoholika her. Zuerst pries Muhammad den Wein, später missbilligte er ihn, schlussendlich verbot er ihn. Die vorislamische Poesie beschrieb die Freude am Trinken, ebenso war es noch nach Ankunft des Islams. Man kann auch sagen, dass Literatur, Philosophie und Wissenschaft trotz des Islam noch florierte, so zum Beispiel Abu Nuwas, der 750-814 lebte.

Schweinefleisch wurde und wird als ekelerregend angesehen, sein Genuss ist ein Greuel. Muhammad war aber kein systematischer Denker, sondern er befasste sich nur mit konkret auftretenden Problemen. Er hatte den Eindruck, dass Juden zu viele Verbote besässen.
Schweine, die ursprünglich aus China stammten, wurden 9000-6000 vChr durch die Sumerer gezähmt. Teilweise wurde sie als göttlich angeschaut, deshalb gab es erste Essverbote. Zudem waren sie für Hirten ungeeignet und kamen daher in Arabien selten vor.

Homosexualität war ein persisches Laster, die auch von Abbassiden praktiziert wurde und im vorislamischen Arabien bekannt war . Der Qur’an selber ist leicht negativ oder zweideutig, aber die Hadithe und Ueberlieferungen sind jedoch klar und schroff dagegen. Hanbal, der eine Rechtsschule begründete, forderte den Tod durch Steinigung, andere begnügten sich mit hundert Peitschenhieben.

Abschliessende Beurteilung von Muhammad (Seiten 466-474)
Muhammad war zweifellos eine grosse historische Persönlichkeit. Er beanspruchte für sich selbst nie Vollkommenheit und Unfehlbarkeit, er war fähig zu Selbstkritik und Fehlerbewusstsein. Er hatte Charme und Charisma, die Zuneigung und Ergebenheit weckte. Er war ein genialer militärischer Anführer, Staatsmann und Diplomat.
Montgomery Watt, ein Islambewunderer, drückte sich ungefähr so aus: „Er besass Sehergabe und entwickelte Ideensystem Religion statt Stamm, was friedliche Gemeinschaft ermöglichte. So war Islam vereinigendes Prinzip dieser Gesellschaft, in der Gleichheit aller Gläubigen vor Allah galt. Muhammad aber lebte nicht immer seiner Lehre entsprechend.
William Muir war schon etwas kritischer: „Der Djihad leitete kriegerische Energien nach aussen gegen die Nichtmuslime. Muhammad war aufrichtig, aber falsch und unmoralisch und täuschte sich selbst. In späterer Zeit fabrizierte er bewusst „Offenbarungen“ zum eigenen Vorteil. Unter dem Deckmantel der Gutheissung des Allmächtigen wurden Schlachten geschlagen, Hinrichtungen angeordnet und Gebiete angeeignet... Persönliche Vergünstigungen wurden befürwortet, viele Frauen, Affären und Leidenschaft gerechtfertigt.

Moralische Reformen
Positiv bei Muhammad war die Abschaffung des lebendigen Begrabens weiblicher Säuglinge, negativ waren die Stellung der Frau, die Kinderehen, das Blutvergiessen, das die Tore des Paradieses öffnen soll. Warraq kann Muhammad deshalb nicht auf dieselbe moralische Stufe wie Sokrates, den Buddha, Konfuzius oder Jesus Christus einordnen. Zudem schloss Qur’an als buchstäbliches Wort Gottes intellektuelle Ideen und Gedankenfreiheit aus.

Der Islam im Westen (Seiten 475-486)
Franzosen treten Muslimen heute im allgemeinen entschlossener entgegen als Briten. Mervyn Hiskett hat im englischsprachigen Raum mit seinem Buch „Some Turn to Mekka to Pry, Islamic Values an the Modern World“ einiges ausgelöst und nachgeholt.
Warraq meint: „In England beleidigen Muslime Christen, während sie wütend werden, wenn der Islam kritisiert wird. Die Auswirkungen muslimischer Forderungen auf die britische Bevölkerung sind erheblich: moralische Verarmung und Vergeudung sozialer und moralischer Errungenschaften. Multikulturalisten sind unfähig, kritisch zu denken, und in einem tieferen Sinn sind sie noch rassistischer als die bekämpften Rassisten.

Multikulturalismus ist nicht fähig zu Kulturkritik oder zu kulturübergreifenden Beurteilungen. Denn (fremde) Bräuche, Traditionen und Werte sind nicht sakrosant. Der Westen ist berechtigt zum Kampf und zur Verteidigung seiner Gesetze mit intellektuellen Mitteln.
Für die Schule sei “ein höflicher Agnostizismus“ hilfreicher als „ein zeremonieller Multikulturalismus“. Nur ein strikt säkulares Erziehungssystem führe zur Integration, an den Islam seien keine Konzessionen zu machen.

Verrat der Intellektuellen
Gemeinsame nationale Identität sei ein wesentlicher Teil eines Staatsbürgertums. Es gelte Landesstolz und kulturelle Unterschiede zu respektieren. Westliche Demokratien. .. sind wohlhabendste... freieste, toleranteste und am wenigsten repressive grosse Gesellschaften.
Warraq plädiert am Schluss für eine liberale Militanz oder einen militanten Liberalismus zugunsten derer, die Freiheit schätzen.

Verzeichnis arabischer Sachbegriffe (Seiten 488-490)
Ein kurz gehaltenes, aber präzises Verzeichnis arabischer und einiger hebräischer Begriffe. Es geht von „abd“: Sklave, Knecht; häufig bei der Bildung von Namen verwendet, wie etwa: Abdullah – Knecht Gottes. Bis „zindiq“: (plural: „zanadiqa“): Dualist, Ketzer.

Ausgewählte Bibliographie (Seiten 508-514)
Diese umfangreiche Bibliographie beinhaltet schwerpunktmässig folgende Autoren:
· Bat Ye’or
· Bousquet, G. H.
· Crone P(atricia)
· Goldziher I(gnaz)
· Hume D(avid)
· Hurgronje, Snouck, C.
· Lewis B(ernard)
· Margoliouth, D.S.
· Nicholson, R.A.
· Rodinson M.
· Russell B.
· Schacht J.
· Von Grunebaum, G.E.
· Watt, W. Montgomery
· Wells, G.A.
· Zwemer, S.

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Donnerstag, Juni 26, 2008

Sufismus oder islamische Mystik (Seiten 378-385)

Frühe Sufis waren Asketen und Quietisten, aber nicht Mystiker nach R. R. Nicholson. Prägend waren christliche Idealisten, die trügerische Freude mieden. Ziel war Gotteserkenntnis. Einflüsse kamen auch vom Neoplatonismus, Gnostik, Buddhismus und Pantheismus. Wahre Religion habe nichts mit Doktrin und Rechtslehre zu tun, sondern nur mit Liebe, Wissen um Gott und Lösung vom eigenen Selbst. Deshalb sei Gottesdienst Herzensdienst. Sufis wurden vom Islam beargwöhnt und als „Zindiq“, Häretiker, verklagt. Diese Neuerer waren Gegenteil der Sunna, also im Irrtum und mussten in der Hölle landen. So wurden unter anderen „al-Halbadj“ 922 und „Al-Suhrawardi“ 1191 umgebracht. Warraq weist darauf hin, dass der Islam nie wirklich tolerant war, ausser man stand unter dem Schutz der Herrscher. Fast immer wurde jemand oder eine Gruppierung verfolgt.

Al-Ma’arri (Seiten 386-394)
Abu-I-Ala Ahmad b. Abdullah al-Ma’arri lebte 973 bis 1057 vorwiegend in Syrien. Er studierte in Aleppo und Antiochia, lebte in Bagdad, war Dichter, Vegetarier und islamischer Ketzer. Er erblindete und konnte zu seinem Schutz auch verstellen. Er sagte: „Alle Religionen widersprechen der Vernunft und dem gesunden Menschenverstand.“

Frauen und Islam (Seiten 394-444)
Die Frauen seien von Gott zum Vergnügen des Mannes geschaffen. Der Islam ist nur auf die männliche Seite hin sexfreudig und Sexualität wird ausschliesslich vom männlichen Gesichtspunkt aus betrachtet. Die Sexualität der Frau wird im Islam nie geleugnet, aber sie wird als Quelle der Gefahr angesehen: List, Betrug, Undankbarkeit, Gier, unersättliche Lust. Deshalb wird die Frau verachtet und zu einem minderwertigen Wesen degradiert. Polygamie ist ein wesentlicher Zug des islamischen Familienrechts, das die Situation der Frauen verschlechtert (hat). Man könnte den Islam als antifeministisch bezeichnen, denn die Frau wird unterdrückt, körperlich-geistig-moralisch minderwertig betrachtet und hat eine tiefe Stellung in der Gesellschaft. Ursächlich geht das Frauenbild auf Eva als Versucherin zurück, die listig und tückisch war. Frauen sind auch von religiösen Ueberlegungen weitgehend ausgeschlossen, ihre Aufgaben sind:
· in ihrem Haus bleiben
· ihrem Mann zur Verfügung stehen
· ihrem Mann gehorchen
· ihrem Mann ein geruhsames Dasein bereiten
Ist ein Mann zufrieden mit seiner Frau, hat sie das Paradies verdient. Gemäss einem Hadith haben Frauen weniger Vernunft und Glaube als Männer. Nach dem islamischen Recht ist die Ehe ein Vertrag, wodurch der Mann das Fortpflanzungsorgan der Frau erwirbt zur Nutzniessung. In die ähnliche Richtung zielt auch das Wort „nikah“ für Hochzeit, das eigentlich Koitus heisst, daher bedeutet Ehe nicht unbedingt Partnerschaft zwischen Mann und Frau. Die Frau hat nur Recht auf Nahrung, Kleidung und Wohnung, aber nicht auf Sexualität. Beschneidung ist nicht Pflicht, nur Empfehlung. Sexueller Kontakt verursache Verunreinigung, diese Sicht hat etwas Phobisches, Zwanghaftes und Neurotisches. Ein Mann darf seine Frau körperlich züchtigen in folgenden Fällen:
· Weigerung sich für ihn zu schmücken
· Weigerung ihn sexuell zufriedenzustellen
· Verlassen des Hauses ohne seine Genehmigung und ohne trifftigen Grund
· Versäumen der religiösen Pflichten

Hudud“ sind Gottes Strafen, die dem Qur’an und den Hadithen entnommen werden:
· Todesstrafe bei Ehebruch, Glaubensabtrünnigkeit und Raubmord
· Amputation der rechten Hand bei Diebstahl
· Hundert Peitschenhiebe bei Unzucht
· Achtzig Peitschenhiebe bei Verleumdung und Weintrinken

Hidjab“ heisst Schleier, kann aber auch Vorhang, Decke, Mauer oder Jungfernhaut bedeuten. Er ist vorgeschrieben in den Suren 24,30+31; 33,32+33+53+59. Der Schleier stammte aus Persien. Sinngemäss heisst es auch „im Haus bleiben“, was von Griechen und Byzantinern übernommen wurde, denn arabische Beduinenfrauen waren in dieser Hinsicht freier. Der eigentliche Sinn dieser Verhüllung ist die Bedeckung der „Aura“ der Frau. Dazu gehören Körperteile der Scham, bei den Frauen der gesamte Körper, teilweise sind Hände und Gesicht ausgenommen. Die Frau ist im Islam für Vater, Bruder und Mann wie ein wertvolles Objekt und eine teure Ware.

Nach Ghawji gibt es ganz klare Bedingungen für den Ausgang der Frau:
· Ein echte Notwendigkeit muss bestehen
· Nur nach Erlaubnis des Mannes oder gesetzlichen Vormunds
· Gute Verhüllung, das Gesicht eingeschlossen
· Sie darf nicht parfümiert sein
· Sie muss am Wegrand gehen
· Sie muss sich gesittet und anständig bewegen
· Sie darf nur mit normaler Stimme sprechen
· Sie darf sich nicht mit einem fremden Mann allein in einem Raum aufhalten
· Sie darf einem fremden Mann nie die Hand geben
· Sie darf ihre Kleidung nie ablegen, auch in einem fremden Haus nicht
· Sie darf sich nicht weiter als dreissig Kilometer entfernen
· Sie darf keinen Mann nachahmen

Teilweise wird die Bildung der Frau auch mit Verweis auf Hadithe missbilligt. Grosse Einschränkungen für das Arbeitsleben der Frau im Islam sind:
· Natur der Frau
· Angeblich beschränkter Verstand
· Psychologische Schwäche wegen Menstruation, Schwangerschaft und Geburt
· Abwertung ihrer Würde und Ehre
· Vormundschaft durch den Mann

Die Frau hat keine Wahlfreiheit zur Ehe, hingegen gibt es eine lange Liste wünschenswerter Eigenschaften. Eine Muslima darf nur einen Muslim heiraten. Ein Mann kann seine Frau jederzeit ohne Formalität, Erklärung und Vergütung verstossen und sich von ihr scheiden lassen. Er muss nur dreimal sagen: „du bist geschieden!“, dann ist die Scheidung endgültig. Falls eine geschiedene Frau wieder heiratet, verliert sie das Sorgerecht für die Kinder mit dem früheren Mann. Wegen dem Fehltritt Evas im Garten Eden ist den Frauen folgendes untersagt:
· Staatsoberhaupt, Richterin, Imam und Vormund zu werden
· Haus ohne Erlaubnis ihres Mannes oder Vormunds zu verlassen und alleine reisen
· Mit fremdem Mann allein sein oder ihm die Hand geben
· Schminken und parfümieren ausser Haus
· Gesicht zeigen (aus Angst, denn es könnte Versuchung sein)
· Gleich viel erben (nur die Hälfte eines Mannes)
· Gleichwertiges Zeugnis geben und Zeugin sein in Hudad-Fällen
· Während Menstruation an religiösen Riten teilnehmen
· Freie Wahl des Wohnorts, des Ehepartners und der Scheidung

Zivilisation einer Gesellschaft kann nach der Stellung der Frau beurteilt werden, dabei schneidet der Islam sehr schlecht ab und ist Hindernis für den Fortschritt.

Fallbeschreibungen: Die Frauen in Pakistan
Pakistan war bei seiner Gründung 1947 kein theokratischer Staat, dies ist er erst durch Bündnisse der Mullahs mit den Grossgrundbesitzern geworden. Eine richtige Islamisierung hat erst seit 1977 durch General Zia-al-Haq eingesetzt, vor allem mit islamischen Gesetzen. Diese regelten „zina“, Ehebruch und Hurerei, und „hudud“, aber sie schützen auch Vergewaltiger und beschuldigen Vergewaltigte! In Polizeigewahrsam werden ungefähr 72% der Frauen körperlich missbraucht. Eine Shari’a-Gesetzesvorlage wurde 1991 verabschiedet. Dadurch wurden die Frauen weiter abgewertet und an den Rand gedrängt. Die weibliche Lebenserwartung liegt nur bei 51 Jahren, die der Männer ist ein Jahr höher! Viele Frauen sterben während Schwangerschaft und Geburt. In ländlichen Gebieten liegt die Analphabetenquote der Frauen bei 98%. 1991 gab es über 2'000 Morde an Frauen wegen (zu geringer) Mitgift und dies bei hoher Dunkelziffer! Es gibt etliche Frauen, die werden zu „Bräuten des Qur’an“ gemacht und dann isoliert und eingesperrt in den Häusern.

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Mittwoch, Juni 18, 2008

Griechische Philosophie und Wissenschaft: Ihr Einfluss auf den Islam (Seiten 359-377)

Die klassische Antike wurde vom 8.-10. Jahrhundert in den Islam assimiliert und war die Renaissance des Islams. „Ohne Antike keine islamische Zivilisation“ F. R. Rosenthal.
Der orthodoxe sunnitische Islam hat aber das philosophische Denken nie begrüsst, denn es führe zu Ketzerei, Zweifel und Unglauben. Der abbassidische Kalif al-Ma’mun, der 813-33 regierte, förderte die Uebersetzungen griechischer Werke, um zu medizinischem und astronomischem Wissen zu gelangen. Die meisten Uebersetzer waren jedoch Christen.
Ibn Warraq unterscheidet zwei Epochen:
Erste Epoche war Versöhnung zwischen Philosophie und Offenbarung im 9.-11. Jahrhundert: Al-Kindi führte den Neoplatonismus in den Islam ein. Sein Schüler war Al-Sarakhasi, der 899 vom Kalifen al-Mu’tadid hingerichtet wurde. Al-Farabi (870-950) war Aristoteles verpflichtet und vertrat, dass der göttliche Geist die Welt regiert und die Vernunft den Menschen. Ibn Sina, 980-1037, auch bekannt unter dem Namen „Avicenna“, versuchte Islam und Philosophie durch allegorische Interpretation zu versöhnen.
Al-Ghazzali gebrauchte aristotelische Logik und neoplatonische Methoden. Aber in „Die Zerstörung der Philosophen“ verurteilte er 1095 die philosophische Spekulation, die ewige Stofflichkeit und Leugnung der leiblichen Auferstehung. Er wollte zum wörtlichen Koranverständnis zurückkehren, weil die Vernunft die Wahrheit nicht erreiche und nur die Offenbarung zur Gewissheit führe.
Der Perser Al-Razi, 865-925, war Arzt, Freidenker und Agnostiker und schuf die Enzyklopädie „al-Hani“, die 1279 ins Lateinische übersetzt wurde. Sein geistige Heilkunde „al-tibb al ruhani“ umfasste Aspekte des Schöpfers, Seele, Materie, Zeit und Raum.

Zweite Periode war die eigentliche islamische Philosophie und Wissenschaft. Hauptfigur war „Abu al-Walid Muhammad b. Ahmad ibn Rushd“, genannt „Averroes“, der 1126-98 gelebt hatte. Er war Jurist und Richter in Sevilla und Cordoba, schrieb einen Kommentar zu Aristoteles. Man weiss jedoch nicht genau, wie weit er Rationalist war.
Leistungen der islamischen Wissenschaft gab es vor allem in Trigonometrie und Optik (al-Haitham 1039 und al-Farisi 1320). Sie wurden vorwiegend durch Perser, Christen und Juden vollbracht, Araber waren fast keine darunter! Medizin, Algebra, Arithmetik, Geometrie, Mechanik und Astronomie wurden als fremde Wissenschaften angeschaut und waren deshalb gefährlich. Religion, Sprache, Exegese, Recht, Theologie (Scholastik), Grammatik, Rhetorik und Literatur galten als eigentliche islamische Wissenschaften. Sie waren erwünscht, sofern sie im Einklang mit dem Qur’an waren.

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Dienstag, Juni 17, 2008

Häretiker und Heterodoxie, Atheismus und Freidenkerei, Vernunft und Offenbarung (Seiten 332-358)

Es gab schon bald rationalisierende Häresien. Tolerant war der Islam nur gegen seine eigenen vier Rechtsschulen, intolerant aber gegen den „Unglauben“, das umfasste die Leugnung der Einheit Gottes, das Profetentum Muhammads und der göttliche Ursprung des Qur’an.
Der orthodoxe Islam „besiegte“ auch die griechische Philosophie immer. Den heidnischen Araber ging nämlich jedes tiefere Gefühl für Religion ab. So waren die „Umayyaden“ (661-750) nicht von frommer Denkungsart oder heiliger Gesinnung. Erst die intoleranteren „Abbassiden“ in Bagdad (749-1258) setzten die islamischen Prinzipien durch. Sie waren Theokraten und verstanden sich als „Schatten Gottes“ in dieser Welt, sie stammten von Abbas, dem Onkel Muhammads, ab.

Die „Kharidjiten“ waren wahrscheinlich die früheste islamische Sekte, sie waren „Puritaner“, die die Reinheit des Gewissens anstrebten. Sie machten Aufstände gegen die „Umayyaden“ und einige von ihnen ermordeten Ali, der gegen sie kämpfte. Mord und Terror aus religiösen waren ihnen erlaubt.

Die „Mu’taziliten“ waren an der „mihna“, der islamischen Inquisition unter den Abbassiden beteiligt. Sie brachten „aql“, die Vernunft, das griechisch-philosophische Konzept in die Diskussion der muslimischen Dogmen ein und kritisierten Aberglaube und Mythologie. Sie hinterfragten Qur’an und die Hadithe. Sie stellten fünf Hauptprinzipien auf:
1. Gott ist ganz anders als die Kreatur
2. Gott ist gerecht, deshalb hat der Mensch einen freien Willen
3. Glaube ist das Vermeiden von schwerer Sünden
4. Schwere Sünde führt zwischen Glauben und Unglauben
5. Glaube muss durch Zunge, Hand und Schwert verbreitet werden
Al-Ash’ari versetzte ihnen 935 den Todesstoss.

Mani oder Manes und das Manichäertum
Mani wurde 216 in Babylon geboren und lehrte ab 240 in Indien unter Shapur dem Ersten eine gnostische, dualistische Lehre. Die Welt bestehe aus gut und böse. Die Trennung vom Bösen werde durch Askese erreicht. Zarathustrische Priester klagten Main an und brachten ihn schliesslich auch zu Tode.

Ibn Warraq nennt noch weitere „Zindiq“, Häretiker und Ketzer, die zu Anfangszeiten des Islam der „Zandaqa“, der Häresie oder Ketzerei angeklagt waren:
· Djad ibn Dirham, Materialist, hingerichtet 742/43 durch Hisham
· Ibn al-Murqaffa, Rationalist und Manichäer, hingerichtet durch al-Mansur
· Ibn Abi-I-Awaja, Materialist, hingerichtet 772
· Bashshar ibn Burd, persischer Dichter und Skeptiker, ermordet 784/85
· Al-Mutanabbi, Dichter, ermordet durch Wegelagerer 965
· Ibn al-Rawandi, Atheist, der die Vernunft der Offenbarung als überlegen ansah und das Buch „Kitab al-Zumurrudh“ schrieb
· u. a. m.

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Montag, Juni 16, 2008

Die arabischen Eroberungen und die Stellung der nichtmuslimischen Untertanen (Seiten 298-331)

Es gibt einen Mythos der Gleichheit, indem man
1. islamische Zerstörungen und Massaker während arabischer Eroberungen ignoriert
2. sich auf das Schicksal von Juden und Christen konzentriert und Götzenanbeter, Zarathustrier, Hinduisten und Buddhisten ausser acht lässt
3. sich auf muslimische Quellen verlässt
4. empörende Haltung des Profeten gegen Juden ignoriert oder rechtfertigt
5. intolerante, feindselige, antijüdische, antichristliche und antiheidnische Verlautbarungen des Qur’ans übersieht

Muhammad wurde im Laufe seines Lebens immer mehr vom Bekehrer zum Gesetzgeber und Krieger, der Gehorsam diktierte. Die medinenisischen Suren 2, 4, 5, 8, 9, 22 und 47 sind aggressiv, dogmatisch und intolerant. Ausdruck davon ist „djihad“, der heilige Krieg zur Eroberung der Welt für den wahren Glauben, der Kampf für die Verbreitung des Islams. Seine Gebiete sind „dar-ul-Islam“. „dar-ul-harb“ ist Land des Kriegs, dort wo der Islam noch nicht ist, „harbi“ sind Nichtmuslime im Sinne von Bekriegten und Kriegsgefangenen.
Muslime machten Verträge „dhimma“ mit Juden und Christen, den sogenannten „dhimmis“. Sie mussten muslimische Oberhoheit anerkennen und Tribut zahlen für muslimische Protektion. Araber waren eine kriegerische Rasse, zusammen mit dem Islam wurden sie zur Kriegsmaschine (nach Josef Schumpeter): 634 wurde Syrien erobert, dann Aegypten, 642 Armenien, ab 712 Sind (Indien). Immer waren die Eroberungen begleitet von Verheerung, Vernichtung und Versklavung, die der Qur’an sanktionierte.
Bat Ye’or hat sehr viel Beweismaterial für die Massaker der frühen Eroberungen gesammelt und dargelegt:
· Demütigungen der „dhimmis“
· Bedrückendes Finanzsystem
· Plündern von Häusern, Kirchen und Synagogen
· Zwangskonversionen, z. B. unter al Mu’min (1165), Abu Ja’qub (1184) und al-Mansur (1199). Oft hat es Juden betroffen, so 1165, 1198,1770-86 in Jemen, 1333, 1344 und 1828 in Bagdad und 1291,1318, 1653-66, 1839 in Persien
· Massaker an Juden, so 1010 in Cordoba, 1033 in Fez, 1066 in Granada, 1232 in Marrakesch, 1790 in Tetuan, 1834 in Safed, 1840 in Damaskus, 1867 in Barfurush

Hier zitierte Warraq den berühmten Bernard Lewis, der diese Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Sinne von einseitiger Toleranz und Duldung so charakterisierte: „Die drei grundlegenden Ungleichheiten von Herrn und Sklaven, Mann und Frau, Gläubigen und Ungläubigen waren nicht nur zugelassen, sie waren durch heiliges Gesetz verfügt und geordnet. Toleranz bedeutet, dass eine dominante Gruppe... Rechte und Freiheiten zugesteht...“

Die unterschiedliche Besteuerung hatte folgende Bestandteile:
· „Kharadj“: Grundsteuer auf Boden, Bauer war nur noch Pächter statt Eigentümer
· „Djizya“: Kopfsteuer, die in einer öffentlichen, demütigenden Zeremonie erhoben wurde. Manchmal wurden anstelle von Geld Kinder gefordert
· „Devshirme“: Djanissaren waren entführte Kinder, die zu Soldaten gemacht wurden

Religiöse Angelegenheiten gipfelten oft in
· Kirchenzerstörungen, so 722 und 744 in Aegypten, 884 Kloster Bagdad, 924 Marienkirche Damaskus, Feuertempel Irans und 1321 in Kairo
· Zwangsbekehrungen, 705 und 855 in Armenien, 8. Jh. in Sind, 9. Jh. in Spanien, 11. Jh. in Indien durch Mahmud, 12. Jh. in Nordafrika, 13. Jh. in Damaskus durch Sultan Baibar, 15. Jh. in Georgien und Indien (Nestorianer und Jakobiten) durch Tamerlan in Form mongolischer Barbarei und muslimischer Fanatismus.

Nach Richard Fletcher war islamische Toleranz in Spanien weitgehend ein Mythos. Sarakhsi, hanafitischer Jurist, gestorben 1090, sagte: „Das Wort eines unehrlichen Muslims gilt mehr als das eines ehrlichen Dhimmi.“ Durch die tendenzielle weltweite Machtabnahme des Islams in der Neuzeit verstärkte sich der Druck auf die „Dhimmis“ nochmals. Im 20 Jh. kam bösartige antijüdische Literatur dazu, die teilweise ihren Ursprung aber in Europa hatte und übersetzt wurde. Systematisch waren die türkischen Massaker an den Armeniern: 1894-96 gab es 250'000 Tote in verschiedenen Städten, 1904 und 09 waren nochmals 30'000 Tote zu beklagen bei Adana und dann 1915 verloren etwa 1 Million Armenier das Leben!

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Sonntag, Juni 15, 2008

Arabischer Imperialismus, islamischer Kolonialismus (Seiten 277-297)

Araber fühlten sich Nichtaraber überlegen, Schwarze wurden gar verachtet und wurden zu Sklaven gemacht bis heute. Araber waren aber auch unter sich verhasst: Qaysiten (Nordaraber) gegen Jemeniten. Araber kennen kaum Selbstkritik. Die „Shu’ubiyya“ lehnten sich im 9. Jh. gegen arabische Arroganz auf, die „Khurrami“ machten gar einen antiislamischen Aufstand.
Hellenistische und christliche Lebensart wurden um 1060-70 durch türkische Invasoren in Vorderasien vernichtet.
Sheikh Rifa al-Tahtawi, ein ägyptischer Dichter, Gelehrter und Historiker, schrieb eine ägyptische Geschichte, die vor dem Islam beginnt und die Pharaonen rühmt.
Europäischer Imperialismus wird im Westen sehr negativ beurteilt, Indien aber verdankt Grossbritannien parlamentarische Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Araber konnten Berber in Nordafrika nur allmählich erobern und zum Islam bekehren, denn sie hatten schon seit 200 vor Christus eine eigene Sprache und Kultur. Viele heutige Berber lehnen deshalb den arabischen Imperialismus entschieden ab. Kateb Yacine (1929-89), ein algerischer Schriftsteller, verteidigte Berbersprache „Tamazight“ gegen arabisch-islamische Erdrückung, Gewalt, Hass und Verachtung.

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Mittwoch, Juni 11, 2008

Ist der Islam mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar? (Seiten 241-276)

„Der Islam hat noch nie demokratische Tendenzen befürwortet“ meint Hurgronje.
Folgende Punkte sind nicht mit der allgemeinen Menschenrechtserklärung vereinbar:
1. Frauen haben eine untergeordnete Stellung, besonders im Zeugnis vor Gericht, Bewegungsfreiheit und Heirat
2. Nichtmuslime haben in islamischen Ländern eine untergeordnete Stellung, das gilt am stärksten in Saudi-Arabien
3. Atheisten haben kein Recht auf Leben, sie sind zu töten
4. Sklavenhaltung ist erlaubt
5. Es gibt kein Recht auf Religionsänderung, Abfall vom Islam wird mit dem Tod bestraft. Uebertritte vom Islam zu Christentum sind deshalb schwer bezifferbar. Uebergetretene Muslime sind ständig in Gefahr, dass sie ihre Papiere verlieren, ihre Ehe annulliert wird, ihre Kinder weggenommen werden, ihr Erbe verlieren und dass sie von Familienmitgliedern straffrei ermordet werden
6. Freiheitsrechte werden verletzt, besonders krass im Iran, Pakistan und Saudi-Arabien. Es trifft Christen, Schiiten und die Ahmadiyya-Bewegung, denn Mohammed gilt als das Siegel, d. h. der letzte der Profeten
7. Lästerung Gottes und des Profeten wird mit dem Tod bestraft. Dazu gibt es in islamischen Staaten die Blasphemiegesetze
8. Arbeit: Muslime dürfen nicht Andersgläubigen unterstellt sein und Frauen dürfen nicht alle Berufe ergreifen und ausüben

Autoritarismus, Demokratie und Islam
Warum der Islam mit Demokratie und Menschenrechten unvereinbar ist.
In der liberalen Demokratie gibt es keinen göttlichen, umfassenden ethischen Kodex, eine allumfassende und alles beinhaltende Werteskala.
In islamischen Staaten sind Juden und Christen Bürger zweiter Klasse, Ungläubigen werden alle Rechte verweigert. Sie haben folgende Möglichkeiten: bekehrt werden zum Islam, unterjocht oder getötet werden. Ethik im Islam heisst Befehlsgehorsam und Ergebung in den göttlichen Willen. Alle Muslime nehmen den Koran wörtlich, deshalb gibt es keinen Unterschied zwischen Islam und islamischen Fundamentalismus. Ziel aller ist es, nach islamischem Recht zu herrschen (nach Lewis).

Menschenrechte
Im Islam hat der Mensch nur Pflichten gegen Gott, Gott allein hat alle Rechte. Der Westen sah dies anders und bildete beständige Einrichtungen wie Konzile. Das waren repräsentative Versammlungen, die zu Körperschaften und juristischen Personen führten. Das ist im Islam unbekannt. Da gibt es eigentlich nur Theokratie (Gott regiert, indem er dem Herrscher Macht verleiht und dieser das göttliche Gesetz durchführt) und Autokratie (z. B. im selbsternannten Kalifat, Gottes Stellvertretung und Schatten auf Erden). Für den Untertanen ist Gehorsam daher eine religiöse Pflicht. Die Verehrung von Koran und Sunna behindert Menschenrechte und Wissenschaft, so wurde die Bibliothek von Alexandria 641 durch Kalif Umar verbrannt.
Wissenschaftlich betrachtet ist aber keine Zivilisation rein, denn es fand immer ein Austausch von Gütern und Ideen statt. So wurde die arabische Schrift von christlichen Missionaren erfunden, die auf Aramäisch, Nabatäisch und Phönizisch zurückgriffen.
Warraq plädiert hier für den Säkularismus, seine Werte wie Rationalismus, kritischer Geist, wissenschaftliche Strenge und intellektuelle Unabhängigkeit haben universelle Gültigkeit.

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Samstag, Juni 07, 2008

Der totalitäre Charakter des Islams (Seiten 230-240)

Bereits Bertrand Russell hat den totalitären Charakter des Islams erkannt und schrieb: „Bolschewismus verbindet die Eigenschaften der französischen Revolution mit denen des Aufstiegs des Islams.“
Das islamische Recht hat eine allumfassende Natur und hat deshalb Kontrolle über das religiöse, soziale und politische Leben der Menschheit in all seinen Aspekten angestrebt. Es unterscheidet nicht Ritual, Recht, Ethik und Sitte (wie das Christentum). Es ist die Lehre von (äusserlichen) Pflichten, die der Kontrolle einer durch Gott eingesetzten menschlichen Instanz unterliegen.

Keine Trennung von Kirche und Staat
Im Arabisch gibt es auch sprachlich keinen Unterschied zwischen kirchlich und weltlich oder sakral und profan. Und Muhammad war Profet und Staatsmann, Gemeindegründer und Staatsbegründer, Kriegsmann und Gesetzgeber.

Islamisches Recht beruht auf:
1. Qur’an (hier wird aber nur wenig Rechtliches behandelt)
2. Sunna des Profeten (Pfad, Weg oder Lebensart, sie wurde aufgezeichnet in den Hadith, die jedoch grösstenteils Fälschungen waren)
3. „ijma“: Konsens der orthodoxen, autoritären Gelehrten während der frühen Abbassidenzeit. Ab dem 10. Jh. wurde dadurch islamisches Recht fixiert und damit starr und unbeugsam
4. „qiyas“: Methode des Analogieschlusses

Interpretationen erfolgten durch Rechtsspezialisten, die sich in vier gültigen Schulen aufgeteilt hatten:
1. Malik ibn Abbas (gestorben 795) in Medina, seine Lehre ist im Werk „Muwatta“ enthalten. Annahme in Afrika.
2. Abu Hanifa (795) im Iraq, gab mehr Raum der Logik und Vernunft. Annahme in Indien und Türkei
3. Al-Shafi’i (820) in Iraq und Aegypten, hatte gemässigte Standpunkte. Annahme in Indonesien, Malaysia und Jemen
4. Ahmad ibn Hanbal (855) in Bagdad, vertrat den unerschaffenen Qur’an. Annahme durch Wahhabiten in Arabien

Der Charakter des islamischen Rechts
Alle menschlichen Handlungen und Beziehungen werden nach den Begriffen des Verbindlichen, Empfohlenen, Indifferenten, Tadelnswerten und Verbotenen beurteilt. Es geht um eine buchstabengetreue und nicht sinnentsprechende Befolgung. Das führte zu Winkelzügen und juristischer Fiktion. Die rationale Methode der Interpretation führte dabei bis zur Pedanterie und Haarspalterei. Das Strafrecht verhängt Massnahmen auf den Schuldigen „aus der Sicht Gottes“. Schadenersatz bedeutet Anspruch oder Haftbarkeit in Form von Blutgeld oder Entschädigung.
Shari’a“ bedeutet nun die vollständige Sammlung der theoretischen Gesetze, die in einer dem Willen Gottes gänzlich ergebenen muslimischen Gemeinschaft anwendbar sind.
Fiqn“ ist die Shari’a-Wissenschaft, die unfehlbare und endgültige Auslegung der heiligen Texte durch autorisierte Rechtsgelehrte.

Kritik am islamischen Recht
Islamisches Recht gilt für viele als „Gipfel, Kern und Knotenpunkt des islamischen Denkens“. Die Rechtsgelehrten „ulama“ wurden so zu einer Art Priesterkaste, obwohl der Islam keine Priester kennt. Sie beanspruchten absolute Zuständigkeit in Rechtssprechung und Glaubensdoktrin und verhinderten dadurch kritisches Denken, Fortschritt, Einführung der Menschenrechte, Freiheit, Individualismus und Demokratie. Sie setzten sich für die Islamisierung ein, die heute besonders im Iran, Sudan und Pakistan fortgeschritten ist.

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Donnerstag, Juni 05, 2008

Der Qur’an (Seiten 155-229)

Der Qur’an - die korrekte Schreibweise für Koran - soll in angeblich reinstem Arabisch geschrieben worden sein. Der Originalttext sei im Himmel, denn er ist ewig, unerschaffen und unfehlbares Wort Gottes. Er ist in Suren und Verse, die „ayat“ heissen, eingeteilt: Er umfasst 114 Suren, 6'200 Verse und ungefähr 80'000 Worte. Jede Sure mit Ausnahme der ersten und neunten beginnt mit „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen“. Der Qur'an wird praktisch vor allem in besonderen Situationen zur Beschwörung bei Festen und als Talisman bei Krankheiten und Katastrophen verwendet.
Bei kritischer Betrachtung fällt auf, dass nicht alles Wort Gottes sein kann, sondern Gebet an Gott. Zudem hat Arthur Jeffery festgestellt, dass er etwa 275 Fremdwörter enthält, die dem Aramäischen, Hebräischen, Altsyrischen, Aethiopischen, Persischen und Griechischen entnommen wurden.
Die arabische Schrift ist eine reine Konsonantenschrift. Uthmans Kodex sollte den konsonantischen Text standardisieren, trotzdem gab es bis ins 10. Jh. noch viel abweichende Ueberlieferungen. Erst unter Ibn Mudjahid (+935) gab es eine endgültige Kanonisierung eines Konsonantensystems und Vokalvariation. (Die Vokalisierungen ergaben nochmals unterschiedliche Lesarten.) Folgende Konsonantensysteme wurden anerkannt:
1. Nafi von Medina (gestorben 785), mit den Lesarten nach Wrsh und Qalun
2. Ibn Kathir von Mekka (737), nach al-Bazzi un d Qunbal
3. Ibn Amir von Damaskus (736), nach Hisham und Ibn Dhakwan
4. Abu Amir von Basra (770), nach al-Duri und al-Susi
5. Asim von Kufa (744), nach Hafs (Basis für ägyptischen Koran von 1924) und Abu Bakr
6. Hamza von Kufa (742), nach Khalaf und Khallad
7. Al Kisai von Kufa (804), nach al-Duri und Abu-l-Harith

Bezüglich des Korans gilt die Widerrufungslehre, das heisst, dass frühere von späteren Worten abgelöst werden. Noch ein Wort zum Monotheismus: andere Gottheiten wurden getilgt oder zu Engeln und Geister abgewertet, er „beherbergt“ somit trotzdem einen Polytheismus. Warraq sagt es so: „Der muslimische Gott billigte und adelte auch solche grundlegenden Stammeseigenschaften wie kriegerische Tauglichkeit und Stammesstolz. Der muslimische Gott bot ihnen noch etwas anderes als ihre hauseigenen Götzen: er bot das Programm für eine arabische Staatsbildung und Eroberung; die Schaffung einer „umma“, das Anzetteln eines „djihad“. Muhammads Erfolg hatte offenbar damit zu tun, dass er sowohl Staatsbildung als auch Eroberung predigte: ohne Eroberungen... wäre die Vereinigung der Araber nicht erfolgt.

Das muslimische Gotteskonzept
Gott ist allmächtig, der Mensch dagegen hat keinen wirklichen Willen, das ist eine fatalistische Sichtweise. Macdonald sagte dazu: „Die widersprüchlichen Aussagen der Korans bezüglich des freien Willens und der Vorherbestimmung bedeuten, dass Mohammed ein opportunistischer Prediger und Politiker war, und kein systematischer Theologe.
Islamische Hölle wird mit verschiedenen Begriffen beschrieben:
· „Djahannam“ (30mal), die reinigende Hölle
· „An-har“, das Feuer
· „Lazza“, die lodernde Glut
· Al-Hutamah“, die Erdrückende
· „Sair“, die Flamme
· „Saqar“, das Höllenfeuer

Dazu meint Antony Flews: „Unangemessen ist eine unendliche Vergeltung auf eine endliche Verfehlung.“ Und Bousquet behauptete: „Es gibt keine Ethik im Islam. Dem Muslim ist lediglich der Gehorsam gegen den unbegreiflichen Willen Allahs befohlen.

Adam und Evolution, Schöpfung und moderne Kosmologie
Gott auf seiner Thron gilt als buchstäbliche Wahrheit. Die Schöpfungsberichte im Koran sind widersprüchlich, die Schöpfung wurde in zwei, sechs oder acht Tagen erschaffen. Die Erde sei vor der Sonne entstanden (Sure 41,8-11). Der Regen gilt als Vorbote der Barmherzigkeit Gottes (Sure 7,55). Der Mensch wurde aus Ton, Blut oder Sperma gemacht. Als grösstes Wunder ist aber der Qur’an anzusehen (Sure 29,46).

Jesus im Qur’an
Auch nach dem Qur’an wurde Jesus auf wuncerbare Weise von der Jungfrau Maria zur Welt gebracht. Dies steht so in Sure 3,40-43 und 19,16-22. Jungfrauengeburt war in griechisch-römischer Welt besonderen Männern vorbehalten, deshalb ist Jesus Sohn Gottes. Die Juden kannten diese Vorstellung jedoch nicht. Der Messias muss für sie nicht Sohn, sondern Diener, „ebed yahweh“ sein.
Quelle der koranischen Geschichte war der apokryphe Text: „Die Geschichte der Mariengeburt und die Kindheit des Heilands.“ Historiker ziehen jedoch Koran nicht für geschichtliche Belehrungen zu. Blinder Dogmatismus hat die muslimische Welt von intellektueller Herausforderung und den anregenden Impulsen der Forschung, Debatten und Diskussionen abgeschnitten.
Warraq stellt deshalb Historizität von Jesus auch in Frage in der Tradition von Bruno Bauer, David Strauss, Wilhelm Wrede, Albert Kalthoff und G.A. Wells. Aber im Gegensatz zur islamischen Welt werden diese Forscher im Westen nicht verfolgt. Es habe ähnliche Personen wie Jesus gegeben, so z.B. Apollonius von Tyana, ein neopythagoräischer Meister und asketischer Wanderer und Wundertäter. Der Mysterienkult des Mithras habe Aehnlichkeiten mit christlicher Taufe und Abendmahl. Frühe Christen hätten Jesus Worte und Sprüche zugeschrieben. Christentum könnte eine Verschmelzung von jüdischem mit griechisch-römischem Gedankengut sein. (Den Islam betrachtet er als Verschmelzung von talmudisch-jüdischen mit altsyrisch-christlichen Ideen.) Evangelien und Neues Testament waren nicht sofort festgelegt, auch der Koran sei im 9. Jahrhundert noch nicht fixiert gewesen.
Der Jüngste Tag hat der Islam dem altsyrischen Christentum entnommen, ebenso die Auferstehung des Körpers, die den Arabern eigentlich fremd war.

Göttliche Strafe
Der Koran trägt die Fingerabdrücke Mohammeds. So wird einem erwischten Dieb die Hand amputiert. Wer Allah und seinen Gesandten bekämpft hat den Kreuzestod verdient. Ehebruch und Hurerei wird mit Einsperren der Frau geahndet, der Hurer erhält hundert Peitschenhiebe. All diese Strafen sind nicht mit der Menschenrechtserklärung kompatibel.
Noch heute werden Kriege und Gräuel im Namen des Islam gemacht, namentlich der Bürgerkrieg in Afghanistan 1994, der Völkermord im Sudan seit 1994 und das Massaker in Indonesien 1965. Deshalb plädiert der Idealist Warraq, die Welt durch Erziehung, politische und soziale Arbeit zu verbessern und nicht durch Religion und Glaube.

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Mittwoch, Juni 04, 2008

Muhammad und seine Botschaft (Seiten 132-154)

Als erster stellte Gustav Weil 1843 die These vom Epileptiker Mohammad auf in seinem Werk „Mohammad der Prophet, sein Leben und seine Lehre“.
William Muir unterschied zwischen mekkanischer und medinensischer Periode Mohammeds. Erstere war von religiöser Wahrheitssuche geprägt, letztere von weltlichem Ehrgeiz und korruptem Machthunger: „Ruchloser Fanatismus, auf den die Lehre des Profeten zu trieb... Das Schwert des Mahomet und der Coran sind die hartnäckigsten Feind von Zivilisation, Freiheit und Wahrheit, welche die Welt bisher kannte.
Und der Däne Franz Buhl schrieb: „In medinenisischer Phase kehrt Mohammed die unattraktive Seite seines Charakters hervor: Grausamkeit, Schläue, Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit...
er ist ein Despot, der absoluten Gehorsam forderte und angeschwollene Sinnlichkeit (lebt)... Spuren seines Idealismus sind noch da.

In Medina lebten zur Zeit Muhammads drei jüdische Stämme:
· Banu Qaynuqa: sie wurden von Mohammed verbannt und gingen nach Syrien
· Banu Nadir: sie zogen in die nahegelegene Oase Khaybar und wurden dort nach zwei Jahren von Mohammed und seinen Kriegern überlistet und massakriert
· Banu Qurayza: ihr Stadtteil wurde erobert, die Männer wurden getötet, Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft

Muhammad war der Ansicht, dass Krieg auch in Täuschung bestünde. Nach Warraq müssen bei einer Gesamtbeurteilung des moralischen Charakters Muhammads Attentate, Morde, Grausamkeiten und Folter mitberücksichtigt werden.

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