Donnerstag, Juni 05, 2008

Der Qur’an (Seiten 155-229)

Der Qur’an - die korrekte Schreibweise für Koran - soll in angeblich reinstem Arabisch geschrieben worden sein. Der Originalttext sei im Himmel, denn er ist ewig, unerschaffen und unfehlbares Wort Gottes. Er ist in Suren und Verse, die „ayat“ heissen, eingeteilt: Er umfasst 114 Suren, 6'200 Verse und ungefähr 80'000 Worte. Jede Sure mit Ausnahme der ersten und neunten beginnt mit „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen“. Der Qur'an wird praktisch vor allem in besonderen Situationen zur Beschwörung bei Festen und als Talisman bei Krankheiten und Katastrophen verwendet.
Bei kritischer Betrachtung fällt auf, dass nicht alles Wort Gottes sein kann, sondern Gebet an Gott. Zudem hat Arthur Jeffery festgestellt, dass er etwa 275 Fremdwörter enthält, die dem Aramäischen, Hebräischen, Altsyrischen, Aethiopischen, Persischen und Griechischen entnommen wurden.
Die arabische Schrift ist eine reine Konsonantenschrift. Uthmans Kodex sollte den konsonantischen Text standardisieren, trotzdem gab es bis ins 10. Jh. noch viel abweichende Ueberlieferungen. Erst unter Ibn Mudjahid (+935) gab es eine endgültige Kanonisierung eines Konsonantensystems und Vokalvariation. (Die Vokalisierungen ergaben nochmals unterschiedliche Lesarten.) Folgende Konsonantensysteme wurden anerkannt:
1. Nafi von Medina (gestorben 785), mit den Lesarten nach Wrsh und Qalun
2. Ibn Kathir von Mekka (737), nach al-Bazzi un d Qunbal
3. Ibn Amir von Damaskus (736), nach Hisham und Ibn Dhakwan
4. Abu Amir von Basra (770), nach al-Duri und al-Susi
5. Asim von Kufa (744), nach Hafs (Basis für ägyptischen Koran von 1924) und Abu Bakr
6. Hamza von Kufa (742), nach Khalaf und Khallad
7. Al Kisai von Kufa (804), nach al-Duri und Abu-l-Harith

Bezüglich des Korans gilt die Widerrufungslehre, das heisst, dass frühere von späteren Worten abgelöst werden. Noch ein Wort zum Monotheismus: andere Gottheiten wurden getilgt oder zu Engeln und Geister abgewertet, er „beherbergt“ somit trotzdem einen Polytheismus. Warraq sagt es so: „Der muslimische Gott billigte und adelte auch solche grundlegenden Stammeseigenschaften wie kriegerische Tauglichkeit und Stammesstolz. Der muslimische Gott bot ihnen noch etwas anderes als ihre hauseigenen Götzen: er bot das Programm für eine arabische Staatsbildung und Eroberung; die Schaffung einer „umma“, das Anzetteln eines „djihad“. Muhammads Erfolg hatte offenbar damit zu tun, dass er sowohl Staatsbildung als auch Eroberung predigte: ohne Eroberungen... wäre die Vereinigung der Araber nicht erfolgt.

Das muslimische Gotteskonzept
Gott ist allmächtig, der Mensch dagegen hat keinen wirklichen Willen, das ist eine fatalistische Sichtweise. Macdonald sagte dazu: „Die widersprüchlichen Aussagen der Korans bezüglich des freien Willens und der Vorherbestimmung bedeuten, dass Mohammed ein opportunistischer Prediger und Politiker war, und kein systematischer Theologe.
Islamische Hölle wird mit verschiedenen Begriffen beschrieben:
· „Djahannam“ (30mal), die reinigende Hölle
· „An-har“, das Feuer
· „Lazza“, die lodernde Glut
· Al-Hutamah“, die Erdrückende
· „Sair“, die Flamme
· „Saqar“, das Höllenfeuer

Dazu meint Antony Flews: „Unangemessen ist eine unendliche Vergeltung auf eine endliche Verfehlung.“ Und Bousquet behauptete: „Es gibt keine Ethik im Islam. Dem Muslim ist lediglich der Gehorsam gegen den unbegreiflichen Willen Allahs befohlen.

Adam und Evolution, Schöpfung und moderne Kosmologie
Gott auf seiner Thron gilt als buchstäbliche Wahrheit. Die Schöpfungsberichte im Koran sind widersprüchlich, die Schöpfung wurde in zwei, sechs oder acht Tagen erschaffen. Die Erde sei vor der Sonne entstanden (Sure 41,8-11). Der Regen gilt als Vorbote der Barmherzigkeit Gottes (Sure 7,55). Der Mensch wurde aus Ton, Blut oder Sperma gemacht. Als grösstes Wunder ist aber der Qur’an anzusehen (Sure 29,46).

Jesus im Qur’an
Auch nach dem Qur’an wurde Jesus auf wuncerbare Weise von der Jungfrau Maria zur Welt gebracht. Dies steht so in Sure 3,40-43 und 19,16-22. Jungfrauengeburt war in griechisch-römischer Welt besonderen Männern vorbehalten, deshalb ist Jesus Sohn Gottes. Die Juden kannten diese Vorstellung jedoch nicht. Der Messias muss für sie nicht Sohn, sondern Diener, „ebed yahweh“ sein.
Quelle der koranischen Geschichte war der apokryphe Text: „Die Geschichte der Mariengeburt und die Kindheit des Heilands.“ Historiker ziehen jedoch Koran nicht für geschichtliche Belehrungen zu. Blinder Dogmatismus hat die muslimische Welt von intellektueller Herausforderung und den anregenden Impulsen der Forschung, Debatten und Diskussionen abgeschnitten.
Warraq stellt deshalb Historizität von Jesus auch in Frage in der Tradition von Bruno Bauer, David Strauss, Wilhelm Wrede, Albert Kalthoff und G.A. Wells. Aber im Gegensatz zur islamischen Welt werden diese Forscher im Westen nicht verfolgt. Es habe ähnliche Personen wie Jesus gegeben, so z.B. Apollonius von Tyana, ein neopythagoräischer Meister und asketischer Wanderer und Wundertäter. Der Mysterienkult des Mithras habe Aehnlichkeiten mit christlicher Taufe und Abendmahl. Frühe Christen hätten Jesus Worte und Sprüche zugeschrieben. Christentum könnte eine Verschmelzung von jüdischem mit griechisch-römischem Gedankengut sein. (Den Islam betrachtet er als Verschmelzung von talmudisch-jüdischen mit altsyrisch-christlichen Ideen.) Evangelien und Neues Testament waren nicht sofort festgelegt, auch der Koran sei im 9. Jahrhundert noch nicht fixiert gewesen.
Der Jüngste Tag hat der Islam dem altsyrischen Christentum entnommen, ebenso die Auferstehung des Körpers, die den Arabern eigentlich fremd war.

Göttliche Strafe
Der Koran trägt die Fingerabdrücke Mohammeds. So wird einem erwischten Dieb die Hand amputiert. Wer Allah und seinen Gesandten bekämpft hat den Kreuzestod verdient. Ehebruch und Hurerei wird mit Einsperren der Frau geahndet, der Hurer erhält hundert Peitschenhiebe. All diese Strafen sind nicht mit der Menschenrechtserklärung kompatibel.
Noch heute werden Kriege und Gräuel im Namen des Islam gemacht, namentlich der Bürgerkrieg in Afghanistan 1994, der Völkermord im Sudan seit 1994 und das Massaker in Indonesien 1965. Deshalb plädiert der Idealist Warraq, die Welt durch Erziehung, politische und soziale Arbeit zu verbessern und nicht durch Religion und Glaube.

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