Mittwoch, Juli 05, 2006

Chesed

„Chasad, chased, chasid, chesed“ kommt sehr oft im Alten Testament vor und kann mit unterschiedlichen Worten übersetzt werden: Barmherzigkeit, Bundestreue, Erbarmen, Freundlichkeit, fromme Handlung, Frommer, Gefallen, Glück, Gnade, Gnadenerweis, Güte, Huld, Hulderweis, Liebe, Treue oder Wohlwollen. (Es kann auch in Mehrzahl stehen: „chas’de“; “ch’saday, chas’di“ bedeuten meine Gnade; „chas’d’ka, chas’deka, ch’sidka“ deine; „chasadaw, chas’do, ch’sidaw“ seine; „chas’dam“ ihre.)

Was ist genauer mit diesem Wort „Chesed“ gemeint? Zuerst einmal ist die Vorstellung eines Bandes oder einer Bindung enthalten. Dann meint es den Bund, die Zuverlässigkeit zwischen zwei Wesen, im speziellen zwischen Lehensherrn und Dienstmann. Dieser Vertrag bindet den Herrn an den Diener und verpflichtet ihn, ihm zugeneigt zu sein, Treue zu halten und ihn zu schützen. Der Untertane, früher auch Holder genannt, ist im Gegenzug dem Herrn loyal ergeben und auch solidarisch. Früher nannte man dieses Verhalten „Huld“.
Was hat das mit dem Gott der Bibel zu tun?
Gott gegenüber loyal sein, drückt sich in Hingabe meines Herzens, in vertrauender Freundschaft, Selbstvergessenheit, Innigkeit und fröhlichem Eingehen auf Gottes Willen aus. Das schliesst auch meine Zuwendung und Gerechtigkeit gegenüber den Mitmenschen ein (frei nach Anmerkungen aus der Jerusalemer Bibel von 1968). Der Amerikaner Richard Foster beschreibt „ chesed“ mit gnädiger Fürsorge, liebvoller Güte, unendlicher Gnade oder Gottes beständiger Zuwendung zu seinem Volk.

Griechisch heisst Gnade „charis“ und bedeutet wohltuend, freundlich und geschenkt. „Du bist ein Kind der Gnade. Wenn Gott dir die Gnade deshalb gab, weil er sie umsonst gab, so liebe ihn auch umsonst. Liebe Gott nicht um Lohn; er selbst sei dein Lohn!“ So drückte es der Kirchenvater Aurelius Augustinus aus. Assoziationen für Gnade sind gemäss Philip Yancey: Wohlergehen, Güte, Gunst, Huld, Freundlichkeit, Verzeihung, Vergebung, Erbarmen, Schonung und Barmherzigkeit.

Ich bin überzeugt und glaube, dass "chesed" eine der besten Beschreibungen für Gott ist. Deshalb kann ich ihm mein grundsätzliches Misstrauen eingestehen und mein Vertrauen aussprechen! Der gnädige Gott hat mich gewollt, geschaffen, geliebt, lässt mich nicht fallen und hat mein Leben reich beschenkt. Dieses Gottesbild hat Auswirkungen auf die Beziehungen mit den Menschen, mit denen ich zusammenlebe.

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