Die Zeit der Eroberungen
Der vorislamische Orient (S. 29-40)
Die Dynastie der Sassaniden (224-651) hatte religiösen Pluralismus praktiziert. Vorherrschend waren Juden und zwei grosse christliche Gruppen, die Nestorianer und die Monophysiten/Jakobiten. Dogmatische Unterschiede und Konflikte schwächten das Christentum. Als Umgangssprache, aber auch in Liturgie und Literatur, wurde Aramäisch bzw. Syrisch verwendet, das eine hochentwickelte Kultur und Religion zuliess.
Die Zeit der Eroberungen (S. 41-70)
Der Islam umfasste arabische Bräuche und biblische Ethik. Kriegerische Nomaden brachten Verwüstung ländlicher Gebiete, Raub und Vertreibung ein, was im „Dschihad“ seine religiöse Anwendung fand. Beute war zuerst Kollektivbesitz der „Umma“, der islamischen Glaubensgemeinschaft. Die Heiden hatten die Wahl zwischen Bekehrung oder Tod, die Schriftbesitzer zwischen Bekehrung oder Tribut. „Dhimmi“ ist ein Tributpflichtiger, „Dhimma“ der Vertrag dazu. Ziel war die Unterwerfung der Völker der Erde, so dass alles zum „Dar al-Islam“ (Haus des Islam) gehört. Wo dieses Haus noch nicht ist, ist „Dar al-Harb“ (Haus des Kriegs). Deshalb ist dort Krieg immer erlaubt, aber auch Bekehrung, Propaganda und Bestechung. Bat Ye’or beschreibt diesen Sachverhalt auf Seite 52-58 so: „Allein die Masslosigkeit, die Regelmässigkeit und der systematische Charakter der von den islamischen Theologen zur Norm erhobenen Verwüstungen unterscheiden den Dschihad von anderen Eroberungskriegen oder Beutezügen... Nomadismus, Dschihad und Islamisierung bilden Schwerpunkte der eroberten Gebiete... Das arabische Vordringen mit all seinen Zerstörungen wurde als grosses Unglück empfunden... Dschihad setzten die Menschen damals mit den ihrer Meinung nach typischen Beutezügen der Beduinen gleich... Im allgemeinen bewahrten die einheimischen Zoroastrier, Christen und Juden ihre religiösen und verwaltungsmässige Unabhängigkeit durch Entrichtung eines Tributs... Der (christliche) Patriarch war für den kollektiven Tribut verantwortlich, ernannte die Bischöfe und verwaltete die Finanzen der Gemeinde.“
Das ergab eine enge Zusammenarbeit und Symbiose zwischen arabischem Militär und christlicher Verwaltung. Die (fortschreitende) Arabisierung hatte nachteilige Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung, denn Missbrauch und Raub begleiteten die Beschlagnahme von Ländereien, Dörfern und Häuser durch die Eroberer. Konsequenzen waren:
·Fläche der eroberten Gebiet ging in den Besitz eines einzigen mekkanischen Stammes über, der mit Hilfe arabischen Beduinenstämme militärische Kontrolle ausübte
·Einwanderung von Araber in Länder, in denen sie bisher nur winzige Minoritäten an der Peripherie der Wüste gewesen waren. Dies führte zu andauernder Anarchie, Konflikten und Blut(zoll)
·Während dieser Arabisierung des Nahen Ostens verbot Kalif Abd al-Malik b. Marwan (685-705) die einheimischen Sprachen in der Verwaltung und ersetzte sie durch das Arabische
·Die Einwanderung der Beduinen mit ihren räuberischen und kriegerischen Sitten in Kulturland schuf Unsicherheit und führte zu Ausplünderung und Versteppung dieser Gebiete
Diese schnellen grossen Eroberungen brachten Widersprüche zwischen den langfristigen Interessen der Kalifen, die islamischen Staat leiteten, und der Raubgier und Begehrlichkeit der Beduinen. Letztere waren vor allem an Beute, die Leute und Besitz umfasste, interessiert. Teil des Dschihad waren „Dschizya“ Kopfsteuer für Nichtmuslime und „Charadsch“ Grundsteuer für die Nichtmuslime, denn das Land war jetzt nur geliehen.
Muslimische Rechtsgelehrte des Mittelalters idealisierten diese Zeit der Eroberungen, die Realität sah anders aus: anarchische Verhältnisse, Kolonisierung, Umsiedelungen, Arabisierung Syriens und (im 11. Jahrhundert) Islamisierung Anatoliens durch die Türken.
Angst und Unsicherheit führte zur Flucht und zum Niedergang der Schriftbesitzer, sie wurden Schutzbefohlene, die häufig in die Stadtviertel zurückgedrängt wurden, so in Aegypten. Besonders griechische Christen, die zum Islam übergetreten waren im 14. Jahrhundert, leisteten dann den wichtigsten Beitrag zu Organisation, Ausdehnung und Konsolidierung des osmanischen Staats. Dem Islam unterworfene Bevölkerungsgruppen beherrschten kulturelle Techniken wie Ackerbau, Handel, Handwerk, Architektur und Verwaltung. Diese Aufgaben wurden ihnen überlassen, sie waren produktiv, aber deren Erträge wurden kontrolliert und eingezogen. Ausbeutung, Hetze und Erpressung waren möglich und üblich. Der islamische Staat stützte sich auf die arabische Armee, auf Arbeitssklaven und auf die entstehende richterliche Gewalt. Das eroberte Land ging als Beute in Staatsbesitz über, gehörte also zum „Dar al-Islam“ mit islamischem Recht.
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