Die Islamisierung der eroberten Gebiete (Seite 107-153)
Drei Faktoren begünstigten und beförderten die Islamisierung ab 638:
· Verschmelzung und Absorption der örtlichen Kulturen durch Invasoren
· Bekehrung der einheimischen Bevölkerung (teilweise unter Druck und Zwang!)
· Kriegs- und Konfliktfolgen wie Massaker, Sklaverei, Deportation und Flucht
Zuerst kam der militärische Kampf, der Dschihad, der der beduinischen Tradition entsprach. Dann erst kam die Herrschaft über die unterworfenen Völker mittels Vertrag, der „Dhimma“. Der Kalif versuchte Religion, Wirtschaft und Politik zu kontrollieren, rivalisierende arabische Stämme schwächten seine Macht. Opfer wurde die Dhimmi-Bevölkerung. Auf dem Land und in den Provinzen war ihr Leben nicht viel wert, es herrschte die nomadische Willkür der arabischen Eroberer, die unkontrollierbar waren und möglichst viel Beute machen wollten.
Bat Yeor bezeichnet dies als „grösste Plünderungsaktion der Geschichte“! Sie führte zum Niedergang der Landwirtschaft und Versteppung ehemaliger Kulturlandschaften. Unsicherheit, Hungersnöte, Versklavung und Verschleppung führten zur Entvölkerung in Syrien, Mesopotamien, Türkei, Aepypten, Nubien, Maghreb, Spanien, Georgien und Armenien. Dörfer mit Schutzbefohlenen wurden so isoliert und schrumpften. In den Städten, die nur teilweise zerstört wurden, bestand eher die Möglichkeit, bei den islamischen Machthabern Recht einzufordern oder zu erkaufen durch Bezahlung von Schutzgeldern. Die Grenze zwischen Schutz und Versklavung war fliessend, weil Recht und Gesetze oft willkürlich und unvollständig im Alltag angewendet wurden. Wer seine Kopfsteuer nicht bezahlen konnte, dem drohte die Sklaverei. Diese Praxis dauerte bis ins 19. Jahrhundert im Sudan und der Türkei (Armenier!).
Eine besondere Unterdrückungsform wurde durch den osmanischen Sultan Orchan (1326-59) eingeführt, die „Devschirme“, die Knabenlese. Die Osmanen lasen ein Fünftel der christlichen Kinder im Alter zwischen 14 bis 20 Jahren aus. Diese wurden umerzogen, zum Islam bekehrt, abgehärtet, damit sie beziehungs- und gefühllos wurden und dann in die „Janitscharenkorps“ eingegliedert. Das waren die Elitetruppen und Leibwachen der osmanischen Herrscher bis 1656 resp. bis 1750, die auch zur Niederschlagung Aufständischer und Eroberung christlicher Gebiete eingesetzt wurden. Der heilige Krieg war Eckstein des osmanischen Reichs und Quelle seiner Eroberungen, seiner Kraft und seines Reichtums. Erst die Habsburger begrenzten dieses Reich im Westen, die safawidischen Perser im Osten. Danach richteten die Osmanen ihre Aggression mehr wieder gegen innere Feinde, die eigene Bevölkerung!
Tribut gründet auf Sure 9,29 und wurde zur Quelle des Reichtums der Umma vom 7. bis ins 20. Jahrhundert. Es war Schutzgeld und garantierte Schutz, Sicherheit und Friede der Dhimmis. Ihr wirtschaftliches Potential wurde in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit ausgenutzt. So bildeten die Christen am Anfang des islamischen Reichs Basis, Gerüst und Elite. Sie hatten viele Ressourcen und profunde Kenntnisse in Technik und Wissenschaft. Christen waren beispielsweise Fachleute im Bewässerungsbau, Obstbau und Mauerbau. Sie arbeiteten sowohl auf politischer, religiöser und militärischer Ebene häufig mit dem jungen islamischen Staat zusammen. Auch Ueberhöhung des Tributs war möglich, was die unterdrückten Gemeinschaften ausblutete und zerrüttete. Nur Konvertiten konnten Privilegien behalten. Die Erträge wurden dann wiederum in die Kriegsführung gesteckt, so wurde muslimische Herrschaft erneut verstärkt und ausgeweitet. Muslime nahmen auch zu, weil bei ihnen Polygamie mit entsprechendem Kindersegen erlaubt war.
Beute und Tribut sind also Fundamente des Systems Dschihad. Sie rechtfertigen Angriffe, Ueberfälle und Beutezüge. Der Kalif hingegen stand für Autorität, Stabilität und Ordnung, er schlichtete Streitigkeiten, sicherte Einhaltung Gesetze und begrenzte Beutegier der arabischen, kurdischen und türkischen Nomaden.
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