Sonntag, März 15, 2015

Kontemplative Spiritualität

Kontemplative Spiritualität ist eine Frömmigkeit, die von Gottes Liebe, Wertschätzung und Zuwendung lebt (Seite 50). Gott wird in der Bibel mit vielfältigen Emotionen wie Fröhlichkeit, Mitgefühl und auch Zorn beschrieben, warum sollten wir nicht auch so emotional sein? Unter all meinen Identitäten und hinter meinen Masken und auch nach den Folgen des Sündenfalls liegt meine wahre Identität, die lautet: Ich bin von Gott gewollt, gemacht, geliebt, wertgeschätzt, bedeutsam und einmalig! Annehmen der wirklichen Identität hilft gegen Versuchungen wie Erfolg, Besitz und Beliebtheit. Auch Familiengeheimnissen wie „ich gebe dir, dafür gibst du mir“ bin ich nicht mehr ausgeliefert. Sie können erkannt, hinterfragt und durchbrochen werden. Eine kontemplative Spiritualität orientiert sich dagegen an folgenden Kriterien: ·Gottes Liebe in allem suchen, erkennen und sich ihr überlassen ·Gottes Gegenwart suchen, auf ihn hören und bei ihm verweilen und ruhen ·Gott erlauben, in der Tiefe unseres Wesens zu wohnen ·Geistliche Übungen wie Stille und Einsamkeit zulassen, ein- und regelmässig ausüben ·Leben als Wachstumsprozess verstehen lernen, der auch Schmerzen einschliesst ·Andere Menschen lieben von Gott her und aus seiner Perspektive und Kraft ·Einen ausgeglichen Lebensstil und Lebensrhythmus entwickeln und pflegen ·Verbindliche Gemeinschaft leben Kontemplative Spiritualität will den Weg der Nachfolge Christi unterstützen und zielt daher auf konkrete Schritte: Stille, ehrliche Begleitende, Verlassen, Beten für Mut und Durchbrechen der „Schallmauer“. Die Geschichte Josefs ist ein gutes Beispiel für emotionale Gesundheit und spirituelles Wachstum. Er wuchs in einer Patchworkfamilie auf, wo Lüge und Betrug seit Generationen als Familiengeheimnis geherrscht hatten. Trotz herben Enttäuschungen und massiven Verlusterfahrungen (in seiner Jugend) hielt er an Gott fest. Josef war Gott treu im kleinen, um zu gegebener Zeit Grosses tun zu können. Gott führte ihn geheimnisvoll an die zweithöchste Stelle in Ägypten, damit seine Familie und er überleben konnten (Gen 45,7+8). Mehrmals weinte Josef laut, um seiner Trauer ohne Beschönigung Raum zu lassen. Er benannte seine Kinder Manasse und Ephraim, was Vergessen und Wachsen lassen bedeutet.

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