Gebete von Dag Hammarskjöld
Dag Hammarsköld war Schwede und Generalsekretär der Vereinigten Nationen. Er kam auf einer Mission bei einem Flugzeugabsturz in Afrika ums Leben. Seine Gebete zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit Gott und einer tiefgründig erlebten Spiritualität (Quellen: Christ in der Gegenwart, Buch "Vater unser" und unbekannt):
Du, der über uns ist,
du, der einer von uns ist.
Du, der ist – auch in uns:
Dass alle dich sehen – auch in mir,
dass ich den Weg bereite für dich,
dass ich danke für alles, was mir widerfuhr,
dass ich dabei nicht vergesse der anderen Not.
Behalte mich in deiner Liebe, so wie du willst,
dass andere bleiben in der meinen.
Möchte sich alles in meinem Wesen zu deiner Ehre wenden,
und möchte ich nie verzweifeln,
denn ich bin in deiner Hand,
und alle Kraft und Güte sind in dir!
Erbarme dich unser.
Erbarme dich unseres Strebens,
dass wir vor dir,
in Liebe und Glauben, Gerechtigkeit und Demut dir folgen mögen,
in Selbstzucht und Treue und Mut und in Stille dir begegnen.
Gib uns reinen Geist, damit wir dich sehen,
demütigen Geist, damit wir dich hören,
liebenden Geist, damit wir dir dienen,
gläubigen Geist, damit wir dich leben.
Du, den ich nicht kenne,
dem ich doch zugehöre.
Du, den ich nicht verstehe,
der dennoch mich weihte meinem Geschick.
Du!
Ich sitze hier vor dir, Herr,
aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat.
Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper hinuntersinken
auf den Boden, auf dem ich sitze.
Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper.
Ich widerstehe dem Drang, aus dem Fenster zu entweichen,
an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen,
um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort,
wo mein Körper ist: hier in diesem Raum.
In diesem gegenwärtigen Augenblick
lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Aengste los.
Ich lege sie jetzt in deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte, und lasse sie dir.
Für den Augenblick überlasse ich sie dir.
Ich warte auf dich – erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von dir tragen.
Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein, zum innersten Kern meines Seins,
wo du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens
bist du immer schon vor mir da,
schaffst und belebst,
stärkst ohne Unterlass meine ganze Person.
Und nun öffne ich meine Augen,
um dich in der Welt der Dinge und Menschen zu schauen.
Ich nehme die Verantwortung für meine Zukunft wieder auf mich.
Ich nehme meine Pläne, meine Sorgen, meine Aengste wieder auf.
Ich ergreife aufs Neue den Pflug.
Aber nun weiss ich,
dass deine Hand über der meinen liegt
und sie mit der meinen ergreifst.
Mit neuer Kraft trete ich die Reise nach aussen wieder an,
nicht mehr allein,
sondern mit meinem Schöpfer zusammen.
Labels: Anbetung, beten, Christentum, Gebet, Gegenwart, Glaube, Gott, Gottesbild, Heiliger Geist, Herr, Liebe, Spiritualität, Stille
5 Comments:
Why is something and not nothing?
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