Anbetung? Anbetung!
S. 575: Anbetung ist vor allem Reaktion auf die Gegenwart Gottes.
S. 576: Der Mensch betet Gott an, sobald er ihn als Wirklichkeit wahrnimmt. Anbetung ist daher Unterwerfung des Menschen unter Gott und damit Anerkennung dessen, dass der Mensch nicht Gott ist. Zwei Dinge habe ich in meinem Leben herausgefunden: dass es Gott gibt, und dass ich es nicht bin. Die Konsequenz heisst Anbetung.
Auf den verbalen Lobpreis folgt das Auf-die-Knie-Fallen.
S 577: Idealtypischer Ablauf (der Anbetung): Lobpreis; Demütigung als körperliches Zeichen; Sammlung vor Gottes Gegenwart; Einbezug der Christenheit/Kreatur; Hinhören auf das, was Gott sagt; ev. selbstformuliertes Gebet
S. 585: Sünde ist masslos gewordener Egoismus. Gewiss braucht der Mensch Lust, um leben zu können. Sünde ist erst dort gegeben, wo der Mensch die geschaffene und lebensnotwendige Lust ins Masslose überschreitet und egoistisch werden lässt. ...
S. 586: Sünde kommt von aussen in den Menschen hinein. Sie spiegelt ihm etwas vor, nämlich Lebensgewinn, Erfüllung der vitalen Bedürfnisse. Aber weil wir schwach sind, vergessen wir unsere Grenzen, werden wir masslos. ... Sünde ist daher eine Sucht zum Tode, vergleichbar einem dunklen, wilden Strudel, der den Menschen in Richtung Tod mitreisst. ... Sünde ist eine wilde Sucht zum Tod. Spiritualität heisst: Das Leben des Menschen und er selbst gewinnen Gestalt von innen her.
S. 596: Verschollenes Gebet des Mittelalters: "Herr, du hast deine Kirche gegründet auf die Briefe des Paulus und auf die Tränen des Petrus ..."
S. 606: Dass einer an die Stelle des anderen treten kann, ist immer Gnade. ... Stellvertretung ist immer schon Gottes Gnade, denn er lässt Unverhältnismässigkeit zu, ja, er stiftet dazu an, dass eine grosse Schuld durch einen kleinen Aufwand, durch ein unverhätnismässiges Zeiche des guten Willens beseitigt und aus der Welt geschaffen wird. ... Und als Gott den Gekreuzigten sah, stellte er auch dieses Geschehen in die Reihe der Dinge, die im Tempel zu geschehen pflegten.
S. 611: "Ich wünsche dir nicht ein Leben ohne Entbehrung, ein Leben ohne Schmerz, ein Leben ohne Störung. Was solltest du tun mit einem solchen Leben? Ich wünsche dir aber, dass du bewahrt sein mögest an Leib und Seele. Dass einer dich trägt und schützt und dich durch alles , was dir geschieht, deinem Ziel entgegenführt." Jörg Zink
S. 624: Sie (=Ostkirche) ist im Ganzen eine österliche Kirche geworden. Sie kann Ostern verbinden mit dem eindeutigen Sieg über den Tod. Es wird Zeit, diese Theologie der Hoffnung auch im Westen sich anzueignen.
S. 625: Ich denke, wir können uns darüber einig werden, dass der Fall Jesus von Nazareth eine Art Höhepunkt von Justizmord und Grausamkeit war. Gekreuzigte sterben einen Nerventod nach Stunden unvorstellbarer Schmerzen und Erstickungsängste.
S. 629: Welche Neuigkeiten sind für uns in dem Satz erhalten: "Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!" Ich möchte es in zehn Punkten sagen:
1. Gott verwandelt
2. Gott berührt unseren Leib
3. Nicht glauben, sondern wahrnehmen!
4. Zwei Standbeine: hier und dann
5. Befreiung
6. Kein privates Geschehen
7. Wunder
8. Sinn des Daseins in ein neues Licht rücken: Freude
9. Jesus ist die Auferstehung (wie ein Leuchtturm)
10. Wird durch das Martyrium bezeugt
S. 634: Ich denke bei dem Stichwort "Freude" an das Gottesbild der drei Freudenfeste, von denen Lk 15 berichtet. ... Das ist einmalig in der Bibel – drei Freudenfeste hintereinander! Das gemeinsame Freudenfest lenkte jeweils die Herzen der Mitfeiernden nach vorne und liess sie nicht länger rückwärts gerichtet sein. Gott also " ist ganz aus dem Häuschen", wenn ein Verlorener den Weg gefunden hat. Wie die Frau, die die Nachbarinnen einlädt, wenn sie das Cent-Stück gefunden hat. Diese Züge im Gottesbild sind ganz unerhört und bei Jesus sehr neuartig. In keiner Religion finde ich einen Gott, der ausser sich ist vor Freude über einen Menschen, der zu ihm findet. ... Wir glauben an einen Gott, der sich über die Umkehr jedes Einzelnen nicht mehr einkriegt vor Freude. Und der dann nichts weiter will und erwartet, als dass wir uns überschwänglich mitfreuen. ... Deshalb darf man sagen: Gott hat wohl überhaupt beschlossen, uns zu erlösen, weil er "süchtig nach Freude" ist, nach dieser Begeisterung über einen, der den Weg in die Gemeinschaft derer findet, die Gemeinschaft der Freude heissen sollte.
S. 640: Glaube kann nur grenzenlos oder gar nicht sein
S. 643: Denn spätesten ab Ostern ist Gott absolut und grenzenlos freigiebig mit Leben.
S. 644: Weder Argumente noch Therapie noch liebevolles Hinführen oder Streicheln der Seele sind der Weg der Aufhebung der Zweifel, sonder überwältigende Erfahrung der Gegenwart des persönlichen Gottes in Jesus selbst.
S 647: Die Bibel unterscheidet nicht zwischen Angst und Schrecken einerseits und der domestizierten Furcht vor Gott andererseits. Nein, das alles ist eins und wird mit demselben einen Wort beschrieben. So heisst Gott auch im Alten Testament der "Schrecken Jakobs". Und seine Herrlichkeit und unfassbare Grösse ist zunächst einmal erschreckend, beängstigend. Wer das nicht erfahren hat, versteht nichts vom biblischen Gott. Wer es zudeckt, mogelt sich an dem vorbei, was gerade Aufbruch zu neuer, realistischer Einschätzung der Welt und des Menschen sein kann. Gott ist nicht einfach nur "die Liebe", sondern zunächst einmal schrecklich.
S. 652: Wer von Jesus nicht viel hält, kann mit seinem Werk, seinem mystischen Leib, Schindluder treiben. Sage mir, was du von Jesus hältst, und ich sage dir, was dir die Einheit der Christen wert ist.
S. 656: Gott bewegt die Geschichte durch Frauen. Und dabei ist Schwangerschaft je und je ein Bild der noch andauernden Verhüllung des Zukünftigen. Das Grosse, das sein wird, ist noch nicht da in erdrückender Herrlichkeit, doch wohl in Umrissen zu erahnen. Das ist die Stunde der Mütter des Heils. Das ist auch unsere Gegenwart. Zeit der Hoffnung, die nicht trügen wird.
S. 657: Wenn die Menschen gottlos werden, sind die Regierungen ratlos, die Lügen grenzenlos, die Schulden zahllos, die Besprechungen ergebnislos, die Aufklärung hirnlos, die Politiker charakterlos, die Christen gebetslos, die Kirche kraftlos, die Völker friedlos. (Antoine de Saint-Exupéry).
Unser hedonistisches, letztlich a-theistisches Durchwursteln in der gesamten westlichen Welt ist am Wendepunkt angelangt. Wir können es schlicht nicht mehr bezahlen. Und es ist auch nicht mehr erträglich geworden in einer Welt ohne Gott. Ganze Kontinente sind zum Ausschlachten freigegeben. Die Natur wurde zerstört, die Menschen ihrer Würde beraubt. In der Arbeitswelt sind neue Formen der Sklaverei entstanden. Politiker und Manager bringen ihre Schäfchen ins Trockene. Ausbeutung wird zu globalen Firmenstrategien. Und es werden keine Kinder mehr geboren. Wozu auch? ...
Der Islam – er ist mehr und anderes als El-Kaidah – ruft uns ein unüberhörbares: So nicht! zu. ... Wenn irgendetwas Indikator für den inneren Zustand unseres Volkes ist, dann die Mechanismen des Verbietens, Nicht-Hinguckens und Nicht-Wahrhabenwollens. Wir unterscheiden uns in der inneren Situation kaum von den christlichen Ländern Türkei und Nordafrika im siebten und achten Jahrhundert, in denen ein morsches Christentum einfach überrannt wurde.
S. 659: ... nur die drei "K" werden uns in dieser weltgeschichtlichen Auseinandersetzung rettend notwendig werden: Katechismus, Kultur und Kinderfreundlichkeit. Mit Katechismus meine ich ein klares und verständliche Begreifen der eigenen Position des Glaubens. Das betrifft ... Dreifaltigkeit und Sühnetod Jesu.
S. 669: Nicht aus dem Unendlichen ins Unendliche läuft die Geschichte. Sie hat die Form und Eigenart eines Mandelhörnchens, ist gekrümmte Zeit. Die beiden Schokoladenspitzen sind Präexistenz und Himmelreich. Sie liegen einander gegenüber, sind aber nicht identisch. Sie sind auch nicht vertauschbar, weil zwischen ihnen die ganze Geschichte des Heils liegt.
S. 670: Präexistent sind für das Judentum so wichtige Dinge wie die Thora und der Name des Messias. Erst im neuen Aeon (kommende Welt) werden die Gerechten, gekleidet in Gottes Herrlichkeit, befreit und erlöst sein.
S. 673: Kirche erscheint damit als eine Gegen-Oeffentlichkeit
S. 674: Offenbarung des Johannes ist das am stärksten jüdisch orientierte Buch des Neuen Testaments. Wenn Offenbarung 13 statt Römer 13 der massgebliche Text für das Verhältnis von Kirche und Staat gewesen wäre, die Kirchengeschichte wäre anders verlaufen.
S. 678: Wer Menschen zu Märtyrern macht, wollte selbst anstelle Gottes angebetet werden. Der Märtyrer hat es ihm verweigert. ... Der Märtyrer bewahrt sich für Gott allein und verteidigt mit seinem physischen Leben das Kostbarste, das man ihm rauben will: Anbetung... die Freiheit zu "abgöttischer Liebe". Die Wut des Tyrannen rührt daher, dass ihm diese Liebe und Achtung der Freien versagt bleibt. Der Märtyrer siegt, indem er sich diese Freiheit vor allem irdischen Anspruch bewahrt und sie allein Gott "anheimgibt".
S. 679: Das Thema der Apokalyptik ist nicht, Angst zu machen, sondern keine Angst zu haben, denn wer den Schatz gefunden hat, von dem her und für den er lebt, den kann nichts in seiner Identität wirklich bedrohen.
S. 682: Denn wenn man fragt, wozu Gott Welt und Menschen wohl erschaffen haben könnte, bleibt auch nichts anderes übrig als zu sagen: zu seiner Freude. ... So ist wohl Freude der letzte Sinn von allem.
S. 685: ... in allen apokalyptischen Texten des Neuen Testaments steht am Ende eine Aussage über die erneuerte und sehr innige Gemeinschaft mit Jesus, so etwa das Bild der Hochzeit in der Offenbarung des Johannes.
S. 687: Schlusswort. Das Grösste aber ist die Liebe. Jesus lieben?
"Solus amor" heisst allein die Liebe (Wilhelm von St-Thierry, Zisterzienser-Theologe)
S. 688: Dass Gott uns zuerst lieb hat, spüren wir in schweigender Einsamkeit.
"Wenn es dir gut geht, lege ich meinen rechten Arm um dich, wenn es dir schlecht geht, meinen linken. Denn dann bist du meinem Herzen näher." Mechthild von Magdeburg
"Wenn ich mit offenen Augen betrachte, was du, mein Gott, geschaffen hast,
besitze ich hier schon den Himmel. Ruhig sammle ich im Schoss Rosen und Lilien und alles Grün, während ich deine Werke preise. Dir schreibe ich meine Werke zu. Freude entspringt der Traurigkeit, und Freude macht glücklich." Hildegard von Bingen
S. 691: Christus, herrlicher König, komm und bring uns Frieden! (Das ist Klaus Bergers Schlusssatz. Damit endet auch meine Zusammenfassung. Ob es dich angeregt hat, das gehaltvolle Buch "Jesus" ganz zu lesen. Mich jedenfalls würde das sehr freuen!)
Labels: Anbetung, Auferstehung, beten, Bibel, Christentum, Evangelien, Freude, Gegenwart Gottes, Gemeinschaft, Gott, Jesus Christus, Leben, Liebe, Neues Testament, Offenbarung, Theologie
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