Mittwoch, August 04, 2010

Prozessdenken (Seiten 388-420)



Wir leben heute in einer Zeit konkurrierender Paradigmen. Das Mittelalter hatte noch eine feste und hierarchische Ordnung: Gott – Mann – Frau – Tiere – Pflanzen – unbelebte Materie. Die Neuzeit, die nach Barbour mit Newton begonnen hat, brach diese Ordnung auf, sie war deterministisch, atomistisch und reduktionistisch. Die Welt und das Universum wurde wie eine riesige Maschine angeschaut. Im 20. Jahrhundert zerbrach auch diese Sicht, denn es gelten sowohl Gesetzmässigkeit als auch Zufall. Die Komplexität der Welt zwingt uns zu einer ganzheitlichen, ökologischen, relationalen und systemischen Sichtweise. Das Universum als Netzwerk und Gemeinschaft zu sehen, erscheint uns angemessener. Vielstufigkeit hat die duale Weltsicht abgelöst.
In diesem Kapitel zitiert und verarbeitet Barbour oft den britischen Mathematiker und Philosophen Alfred North Whitehead, der als Begründer des Prozessdenkens gelten kann, und macht dabei folgende Aussagen: „Jedes Wesen ist Gemeinschaftsprodukt vergangener Ursachen, göttlicher Absichten und der eigenen Aktivität des neuen Wesens... Vergänglichkeit, Unbestimmheit und Ganzheitlichkeit sind Merkmale der subatomaren Welt... Naturwissenschaften sind beschränkt, selektiv und abstrakt; individuelles Erleben in der Natur können sie nicht ausmachen, kein Ziel und keine Kreativität in der Natur finden. Deshalb sind sie ergänzungsbedürftig durch Einbezug von Metaphysik und Erfahrung.“

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