Evolution und fortdauernde Schöpfung (Seiten 310-348)
Evolutionstheorie stelle Heilige Schrift, teleologischer Gottesbeweis, Status des Menschen und christliche Ethik durch Sozialdarwinismus in Frage. Genetik und Evolutionstheorie wurden zu einem neo-darwinistischen System verbunden, das Julian Huxley zusammen mit Ernst Mayr, Theodosius Dobchansky und Gaylord Simpson 1942 „synthetische Evolutionstheorie“ nannte. Zentral dabei sind Spontanmutationen und Rekombinationen der Gene, die das Rohmaterial der Veränderung darstellen. So wie Theorien nie endgültig feststehen, weil sie widerlegt werden können, wird auch die Evolutionstheorie nie abgeschlossen sein und Erweiterungen nötig haben. Beispielsweise wird heute die natürliche Auslese differenzierter gesehen als früher, die sowohl durch Kooperation als auch Konkurrenz geschehen kann, und nicht mehr als alleinige richtungsweisende Kraft in der Evolution angeschaut wird. Stimmig und harmonisch zeigen sich dagegen heute Biochemie, Paläontologie und Taxonomie zueinander in der Evolutionsgeschichte. Epochal war auch die Entdeckung der DNA-Struktur durch Watson und Crick 1953, die „codierte Botschaft“ des menschlichen Lebens enthält. Information ist ein geordnetes Muster, die immer kontextabhängig ist, sie wird übermittelt, indem sie verschlüsselt, übertragen und entschlüsselt wird. In der DNA werden aus vier Basen A, C, G und T und drei Aminosäuren Tausende von Proteinen geformt. So wird der richtige Zelltyp zur richtigen Zeit und am richtigen Ort im wachsenden Embryo zum Zweck der fortlaufenden Funktionstüchtigkeit produziert. Zufall ist präsent bei Mutationen, genetischen Rekombinationen, Gendrift, Klimaveränderungen, etc. Mutationen ereignen sich durch Schäden oder fehlerhafte Replikation der DNA-Moleküle.
In der Molekularbiologie und Atomphysik hat sich „Reduktion“, die Zerlegung eines ganzen Komplexes in handlichere Bestandteile, als nützliche Forschungsstrategie erwiesen. Der einzige Nachteil ist der Ausschluss synthetischer Ansätze, wenn sie als einzig gültige Strategie gehalten wird. Materialismus ist unter modernen Biologen häufig Reaktion auf den Vitalismus, der eine unsterbliche Seele postuliert hat, ohne sie nachweisen zu können. Barbour definiert ähnlich wie Arthure Peacocke Evolution differenziert als Zusammenspiel von Zufall, Emergenz, Gesetzmässigkeiten und Geschichte. Daraus ergeben sich für ihn gewisse theologische Implikationen:
· Ist Evolution ein gerichteter Prozess?
· Warum gibt es eine Tendenz zu grösserer Komplexität, Reaktionsvermögen und Bewusstsein?
· Warum ist die Fähigkeit der Lebewesen gewachsen, Informationen zu sammeln, zu speichern und abzurufen?
Zufall ist für Barbour Teil des göttlichen Schöpfungsplans, er hilft die potentiellen Formen der Materie zu entdecken. Gott hat die Stoffe der Erde mit kreativem Potential ausgestattet, das nach und nach enthüllt wird. Gott kontrolliert Ereignisse, und er bestimmt Unbestimmtheiten. Gott hat absichtsvoll eine System von Gesetz und Zufall erschaffen, er akzeptiert Zufall und Notwendigkeit, Kontingenz und Möglichkeit. Ein geduldiger Gott könnte die Materie mit verschiedenen Möglichkeiten ausgestattet haben, um sie selbst komplexere Formen erstellen zu lassen. Gott experimentiert und improvisiert in einem Prozess der fortdauernden Schöpfung. Er ist wie ein Choreograph oder Komponist, der eine aktive, fortdauernde Beziehung zu seinem Werk hat. Das Geschenk der Freiheit ist durch Liebe gekennzeichnet. Gott beeinflusst Ereignisse, ohne sie kontrollieren zu müssen!
Gott als Geist erscheint ihm besonders hilfreich wegen der Analogie in Lebendigkeit, Kreativität und im Geheimnis des menschlichen Geists. Gott als Künstler enthält Planung und Ueberraschung; der „Logos“ drückt immanente Schöpfungskraft aus.
Labels: Evolutionstheorie, Forschung, Gottesbild, Metaphysik, Naturwissenschaft, Schöpfer, Schöpfung, Weltbild, Wissenschaft
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