Mittwoch, August 04, 2010

Die Natur des Menschen (Seiten 351-387)


Sowohl Aehnlichkeiten als auch Unterscheide des Menschen zu den Tieren sind gross. Es gibt eine ungefähr zwei Millionen Jahre alte Menschheitsgeschichte, die mit dem „Homo habilis“ begonnen hat. Zum Status des menschlichen Geistes schreibt Barbour auf Seite 358: „Wir wissen ungefähr, wie eingehende Information von Sinnesorganen verarbeitet werden und wie ausgesandte Signale die motorische Kraft der Muskeln kontrolliert. Aber wir wissen sehr wenig darüber, was dazwischen abläuft; wie die hereinkommenden Information mit dem Gedächtnis, den Gefühlsreaktionen und dem Verstand abgestimmt wird. Wir wissen, dass die linke Hemisphäre des Gehirns meistens mit analytischem, systematischem, abstraktem und logisch geordneten Denken verbunden wird... die rechte Hemisphäre eine grössere Rolle beim intuitiven, konkreten, kreativen und ganzheitlichen Denken spielt (Mustererkennung, künstlerisches Schaffen und Religion nach Eugene d’Aquili)."

Barbour beschreibt sehr tiefsinnig, wie die Bibel die Natur des Menschen beschreibt, nämlich dass wir keine Einzelpersonen sind, die ein Selbst besitzen, sondern dass uns unsere Beziehungen, unser soziales Selbst, ausmachen. Denn Sprache und symbolisches Denken wären ohne andere Menschen unmöglich. Eine grundsätzliche positive Einschätzung der menschlichen Natur aufgrund des „Imago Dei“ hat das Judentum über Jahrhunderte hinweg gekennzeichnet.
Der Sündenfall sei als historisches Ereignis mit der Evolutionstheorie nicht vereinbar. Trotzdem gelingt es Barbour Sünde treffend zu definieren: Die Sünde setzt sich aus Selbstsucht und Ungehorsam gegenüber Gott zusammen, später kommt soziale Ungerechtigkeit dazu. Wenn wir sündhaft soziale Strukturen erben, werden Ungerechtigkeit und Unterdrückung fortbestehen. In Anlehnung an die amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr und Paul Tillich definiert er Sünde auch als Entfremdung von Gott durch Selbstgenügsamkeit, von unserem wahren Selbst durch Schein und von anderen Menschen durch Ichbezogenheit. Sünde ist Verletzung der Beziehungen und des Eingebundenseins. Dazu gehört auch die Entfremdung von der Natur durch Leugnung ihres Eigenwerts und unserer Abhängigkeit. Diese Gebrochenheit und Gespaltensein kann nur durch Versöhnung, Heilung und Ganzheit überwunden werden. Auferstehung wird den ganzen Menschen betreffen als psychosomatische Einheit, er lehnt einen Leib-Seele-Dualismus vollständig ab. Die Rolle von Jesus Christus sieht er vielfältig:
· Verwirklichung wahrer Menschlichkeit
· Kraft zur Versöhnung geben
· Gesalbter – Messias – Christus (hebräische Sicht)
· Logos – Wort – göttliche Weisheit (griechische Sicht)
· Einzigartige Beziehung zu Gott (heutige Sicht)

Christi Tod hat zwei Seiten: Die objektive Interpretation, die Anselm vorschlug, war Gerechtigkeit Gottes für die Sünden der Menschen herstellen. Die subjektive Interpretation vertrat Abelard, indem er Jesus mehr als Beispiel sah. Barbour definiert Erlösung mit Erfüllung der Beziehungen.
Die Bedrohungen der Zukunft werden Nukleartechnologie, Gentechnik und Informationstechnologie sein. Dagegen empfiehlt Barbour Gerechtigkeit, Erhaltung der Umwelt und Partizipation.

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