Ewigkeit?
Als ich ein Kind war, hörte ich viele Botschaften, in denen Himmel und Hölle einen wichtigen Platz einnahmen. Oft war mir aber unwohl dabei, vor allem weil in mir eine grosse Angst aufstieg, in der Hölle zu landen. Diese Angst konnte ich – Gott sei dank – weitgehend hinter mir lassen. Wenn ich jedoch heute um mich schaue, kann ich mich selten daran erinnern, dass in letzter Zeit ein Geistlicher viel über die Ewigkeit ausgesagt hätte. Begriffe wie Ewigkeit, Himmel und Hölle sind in meinem Umfeld rar geworden. Es besteht offenbar eine grosse Scheu, sie auszusprechen, wahrscheinlich weil viele Christen unsicher geworden sind, wie sie genau zu deuten und mit unserer beschränkten Sprache zu beschreiben sind. Angst sitzt vielen noch in den Knochen, weil früher zu viel spekuliert, manipuliert und Druck ausgeübt wurde. Diese Bedenken sind berechtigt und ernst zu nehmen, denn Angst ist meistens ein schlechter Ratgeber,und doch sollten wir "das Kind nicht mit dem Bad ausschütten". Gott hat uns eine Perspektive der Ewigkeit gegeben!
Denn die neue Einseitigkeit heute heisst Problemlösung sofort und Lebenshilfe um jeden Preis. Gefragt ist auch unter Christinnen und Christen häufig nur noch, was gleich zu gebrauchen und zu verwerten ist. Gut ist, was mir unmittelbar nützt: „Was bringt mir das?“ ist zu einer neuen Kultur geworden! Ob das langfristig gut ausgehen wird? Das bezweifle ich. Warum? Gott ist einfach kein Garant für Wohlstand und Wohlergehen, weil er an umfassender Liebe und andauerndem Frieden, dem „schalom“, interessiert ist. Gerade Paulus schrieb der Gemeinde in Korinth, einer problembeladenen Gemeinde, viel über die Liebe, den Himmel und die Ewigkeit und relativ wenig über konkrete Problemlösung!
Ob und wieviel es geholfen hat, weiss ich nicht. Was ich jedoch weiss, dass meine Problemorientierung häufig Ichbezogenheit ist. Und da bleibt Gott aussen vor, unser Miteinander wird überbelastet und soziale Strukturen zerbrechen. Ein lebendiger Glaube an den ewigen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, orientiert sich neu an der Bibel, die einen weiten, gar ewigen Raum öffnet und beschreibt: das Reich Gottes. In diesem Raum und mit dieser Perspektive kann ich von mir selbst wegblicken auf sein ewiges Reich. Zugleich ermutigt mich diese Sicht, bereits in dieser Welt verantwortungsvoll zu leben, denn sie ist entscheidender Ausgangspunkt einer grösseren Dimension.
Labels: Christentum, Glaube, Gott, Gottesbild, Menschenbild, Spiritualität, Theologie
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