Mittwoch, Juni 03, 2009

Wurzelsünde



Letzte Woche habe ich zusammen mit Ruth Maria Michel den vierten Enneagrammkurs geleitet. 19 Teilnehmende haben ihn besucht, das ist doch beachtlich für den Monat Mai. Es ist sinnstiftend, Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten, ihnen besseren Zugang und Orientierung mit ihren Lebensmustern zu verschaffen. Ziel ist es, sich besser kennen zu lernen und stärker auf Gott ausgerichtet zu werden. Dazu gehört auch die Tiefendimension der eigenen Sünde zu erkennen, die sogenannte "Wurzelsünde". Es ist einfach zu wenig zuzugeben, dass ich ein Sünder bin, denn das ändert noch nicht viel in der Nachfolge Christi, sondern es hat etwas Konservierendes an sich. Das ist höchstens ein Anfang. Auch ist wenig gewonnen, die Sünden zu moralisieren, denn so bleibe ich an der Oberfläche und werde ein Pharisäer. Deshalb gefällt mir der Begriff "Wurzelsünde", den Richard Rohr geprägt hat. Denn er bedeutet die radikale Trennung von Gott, von usneren Mitmenschen und von uns selbst. Ich bin gott-los, setze mich, andere Personen oder Dinge absolut, an die Stelle Gottes, des Absoluten. Das ist die eigentliche Sünde, die wir zu oft nicht sehen und wahrhaben wollen. Diese Haltung manifestiert sich konkret in:
- Zorn (Aerger, Wut, oft versteckt)
- Stolz (oft verdeckt)
- Lüge (Betrug, Täuschung)
- Neid (Vergleichsucht)
- Habsucht (Geiz, auch imatriell)
- Furcht (Angst, zwanghaft)
- Masslosigkeit (Genusssucht)
- Respektlosigkeit (Grenzüberschreitung)
- Faulheit (Trägheit)


Es ist zuerst schmerzhaft, aber letztlich wohltuend, sich diesen Fallen, Neigungen und Schlagseiten zu stellen. Denn Sünde ist schlussendlich Zwang und Wahrheit führt in die Freiheit. Schon Jesus hat gesagt: "Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht... die Wahrheit wird euch frei machen" (Johannesevangelium 8,32+34)

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