Sch'ma Israel
Höre (hebr. "sch’ma") Israel! JaHWeH, unser Gott, (ist) einzig ("echad")!
Dies ist das zentrale jüdische Glaubensbekenntnis, wie es in Deuteronomium Kapitel 6 Vers 4 überliefert worden ist. Kurz und knapp, aber bereits jedes einzelne Wort hat es eigentlich in sich, wieviel mehr das ganze Bekenntnis und seine Folgen:
"Höre": So fängt das Bekenntnis an, nicht mit reden oder bekennen! Mit einer passiven, empfangenden Haltung, nicht mit aktiven Handlungen. Dies ist einzigartig, denn wenn ich es richtig verstehe, waren die Gottheiten früher welche, die als Figuren angeschaut und angebetet wurden und denen aufwändige Opfer dargebracht werden mussten. Hören dagegen hat eine ganz andere Qualität, es ist viel mehr auf Aufmerksamkeit, Beziehung, Dialog und Nähe angelegt als das Sehen der Götterbilder. Und es hat einen endlosen Lernprozess in Gang gesetzt, in dem das jüdische Volk tief geprägt wurde und viele Denker und Forscher hervorgebracht hatte.
"Israel": Der Empfänger ist ein Volk, nicht nur ein Individuum. Die kollektive Identität ist wichtiger und wird der individuellen vorgezogen. Aber Israel war und ist ein eher kleines Volk, kein grosses wie Aegypten und Babylon. Israel konnte (und kann) sich kaum auf eigene Stärke und Macht verlassen, um zu überleben. Gott sucht eher Menschen und Völker, die nicht ihre eigene Stärke in der Vordergrund stellen, sondern die sich ihrer Kleinheit und Abhängigkeit bewusst sind.
"JaHWeH": ist der Gott Israels, wie er sich Mose beim Dornbusch in der Steppe Sinais offenbart hat. JaHWeH ist mehr als ein Name, er ist die (geheimnisvolle) Gegenwart von Zuverlässigkeit, Unverfügbarkeit, Ausschliesslichkeit und Unbegrenztheit, die den Gott Israels ausmachen. Er ist einfach da, für sie, für uns und auch für mich. Wir dürfen ihn so anrufen, er steht uns jederzeit zur Verfügung, bleibt aber unverfügbar! Wir sind nie mehr allein.
"einzig - echad": JaHWeH unser Gott ist einer; er ist der Einzige, der wirklich ist, der unerschaffen ist, der auf nichts zurückzuführen ist. Auf diese Einheit und Ausschliesslichkeit habe ich mich einzustellen und auszurichten. Es ist müssig, darüber zu philosophieren, wie Gott beschaffen ist und funktioniert, es übersteigt mein Denk- und Vorstellungsvermögen. Aber unser Herz ist so beschaffen, dass wir immer nur auf etwas fokussiert sein können. Das könnte vielleicht ein psychologischer Gotteshinweis sein. Entweder habe ich einen Gott oder es ist ein Götze, ein Idol, das an seine Stelle tritt und das ich anbete und verehre, wo ich meine Zeit und meine Energie hineinstecke (frei nach Wilfried Daim).
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