Die vom Nationalismus geprägten Bewegungen 1820-1918 (Seiten 203-238)
Die Unabhängigkeitskämpfe im osmanischen Reich gestalteten die „Millets“ um. Millet ist eine Nation, Volk oder eine ethnisch-religiöse Gemeinschaft. 1711 gab es einen fehlgeschlagenen Aufstand der Moldau-Walachen, 1769 einen auf dem Peloponnes mit 50'000 toten Griechen. 1806 verjagte die serbische Bauernarmee die Janitscharen. 1821 wurde zum Dschihad in Moldawien, Morea, Konstantinopel, Thrakien, Kleinasien und Mazedonien aufgerufen, 1822 wurden 111'000 Griechen auf der Insel Chios massakriert. 1830 wurde die Unabhängigkeit Griechenlands erreicht, und Serbien erhielt die administrative Autonomie. Damit konnte endgültig die nationale Sprache, Kultur und Geschichte zurückgewonnen werden. 1855-66 wurden islamische Kurden und Tscherkessen im Balkan angesiedelt. 1878 wurde Bulgarien durch Russland geschaffen.
Armenien war aus geografischen Gründen ein Sonderfall, denn es lag am Rand des Umaiyadenreichs. Schon 1050 verwüsteten türkische Seldschuken Armenien. Während der osmanischen Herrschaft waren gebildete katholische Armenier, die Mechitharisten, in Venedig. 1878 gab es russisch-armenische Eroberungen, jedoch Westeuropa stoppte Russland, und in der Folge liess Russland Armenien im Stich. Der osmanische Sultan Abdülhamid, der Zweite, stellte in Armenien eine Kurdenmiliz auf und siedelte bewusst islamische Flüchtlinge an.
1894-96 gab es 150'000 Massakrierte am Schwarzen Meer in Trabazon, Samsun und in Mesopotamien,
1909 30'000 Tote in Adana (Südtürkei).
Nach dem Zerfall des osmanischen Reichs verfolgte die Regierung der Jungtürken primär eine Türkisierung und damit indirekt eine Islamisierung. Deshalb war der Genozid an den Armeniern Dschihad, denn nur Muslime waren an Deportationen, Versklavungen, Zwangsbekehrungen und Massaker beteiligt und profitierten davon.
Auch orientalische Christen in Syrien und im Irak mussten mehr unter einem ungünstigeren geopolitischen Kontext leiden als ihre Glaubensgenossen auf dem Balkan. Zudem wurden sie seit dem 12. Jahrhundert arabisiert und islamisiert. Tragisch war auch ihre innere Zerstrittenheit. Während er Emanzipation trauten Melkiten und Maroniten weiterhin den westlichen Schutzmächten mehr zu; syrische Orthodoxe hingegen hofften auf ein laizistisches-arabisches Grosssyrien. Sie wurden zunehmend assimiliert von Arabern, verloren dadurch ihre syrische Sprache, Kultur und Geschichte und teilten auch den arabischen Antisemitismus und Antizionismus.
Bei den jüdischen Dhimmis zeigte sich der Nationalismus im Zionismus. Ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich parallel jüdischer Messianismus und christlicher Zionismus. Trotzdem hatte Palästina um 1800 nur noch etwa 300'000 Einwohner, danach erfolgte eine Zunahme zuerst durch muslimische Flüchtlinge. Grossbritannien protegierte Juden und den Zionismus vor allem, um anstelle Frankreichs über Palästina zu herrschen. Noch heute bestreiten alle Staaten, die Dschihad und Dhimma geschaffen und gepflegt hatten, mit Ausnahme Aegyptens und Jordaniens, die Existenzberechtigung des Staates Israels!
Labels: Christentum, Geschichte, Islam, Judentum, Kultur, Orient, Religion, Theologie
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