Die Beziehungen zwischen den Dhimmi-Gemeinschaften (Seiten 155-182)
Aegyptische, monophysitische Kopten, jakobitische Syrer und nestorianische Armenier weigerten sich die griechisch-orthodoxen Dogmen von Chalcedon (451) zu anerkennen, dass in Christus zwei unvermischte Naturen seien. Deshalb wurden sie vom mächtigen byzantinischen Reich und dessen Klerus verfolgt. Diese intolerante Regierungspolitik wurde im Codex Theodosianus (438) und Justinianus (534) festgelegt.
Im sassanidischen Persien dagegen wurden Nestorianer und Monophysiten unterstützt, weil der gemeinsame Gegner das griechische Byzanz war. Die byzantinische Kirche wollte das neue Israel sein und verfolgte daher auch die Juden durch Zwangsbekehrung, Enteignung oder Vertreibung. Dies geschah besonders unter dem Herrscher Heraclius (632 oder 634), aber auch in Spanien unter dem westgotischen König Sisebut und anderen (612-20, 633, 681 und 694). „Jude“ war ein Schimpfwort, bedeutete auch Perverser oder Uebeltäter.
Muslimische Araber profitierten von der byzantinischen Unterdrückung der monophysitischen Ghassaniden, nestorianischen Lachmiden und den Armeniern. Sie liefen zu den Araber über, Damaskus fiel um 635 und der spanische König Wittiza 702-710.
In Byzanz herrschte 726-843 Bilderkrieg zwischen Ikonodule (Bilderverehrer) und Ikonoklas-te (Bilderstürmer). Letztere wollten Gottesdienst reformieren, Aberglauben abschaffen und die Machtfülle des Klerus beschränken.
Das Dhimma-System des Islam verlagerte die politisch-religiösen Konflikte auf die wirtschaftliche Ebene. Die türkische Herrschaft des 11. bis 17. Jahrhunderts überlagerte religiöse und nationale Konflikte. Es gab die sogenannten „Millets“, was ethnisch definierte Religionsgemeinschaften waren. Der Islam trat anstelle von Byzanz und nutzte dessen Gesetzgebung zur Unterdrückung des orientalischen Christentums. Aus dem Schutz- und Klientelverhältnis entstanden erniedrigende Vorschriften für Kleider, Schuhe, Haare, Kopfbedeckung, Benutzung Reittiere und Sättel und Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten wie Aemter, Praktiken und Konflikte. Orientalische Kirchen waren eher dafür besorgt, dass heidnische Praktiken ausgerottet wurden.
Byzanz, Russland, lateinische Staaten und der Papst versuchten den christlichen Bevölkerungen und Ländern religiösen Schutz zu gewähren. Ihre Versuche als Schutzmächte kann auch als präkoloniale Politik betrachtet werden. Sie taten dies mit:
· Geld und Geschenken
· Missionare und deren Einrichtungen
· Handelsabkommen mit Osmanen (schützten äusländische Händler, Konsule und einheimisches Personal)
Erst vom 19. Jahrhundert an besserte sich die Lage der orientalischen Christen, da die Umma Repressalien der mächtigen europäischen Staaten befürchtete. Gleichzeitig versuchten sich christliche Volksgruppen wie Serben, Bulgaren und Griechen sich vom islamischen Joch zu befreien, die Emanzipation der Dhimmis begann. Rechtsgleichheit im Osmanenreich wurde durch die Grossmächte 1839-56 erzwungen. Dies rief wiederum Christenhass in der Türkei hervor, der den Niedergang und das Auslöschen christlicher Völker (Armenier, Aramäer) beschleunigte.
Labels: Christentum, Geschichte, Islam, Judentum, Kultur, Orient, Religion, Theologie, Wirtschaft
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