Sonntag, April 09, 2017

Klaus Berger: Die Bibelfälscher

Klaus Berger hat mit Die Bibelfälscher - Wie wir um die Wahrheit betrogen werden; ein weiteres Werk verfasst, das im Münchner Pattloch-Verlag 2013 unter der ISBN 978-3-629-02-185-4 erschienen ist. Er ist ein katholischer Christ, der viele Jahre Neues Testament an der evangelischen Fakultät der Universität Heidelberg gelehrt hat. Er ist eine prägnante Persönlichkeit, die sich auch heute nicht scheut, Glaubensaussagen zu machen, die gegen die Mehrheitsmeinung im deutschsprachigen Raum stehen. So ist es nicht erstaunlich, dass auch dieses Buch Die Bibelfälscher Widerspruch erfährt, teilweise zu Recht, da auch mir nicht alle seine Argumente eingeleuchtet haben. Aber etliche Passagen sind so gut formuliert und daher bedenkenswert, dass ich sie hier bringen will: Klaus Berger bezeichnet seine eigenen Positionen mit Sed contra, also mit Gegenpositionen. Seine Hauptaussage ist, dass die liberale Bibelexegese, die sogenannte Bibelkritik, Bibeltexte umdeute, verliere dabei Historie und werde so zum geschichtsfreien Glauben. Er behauptet zudem etwas vollmundig, dass in den letzten vierzig Jahren die deutsche Exegese nichts Relevantes hervorgebracht habe. Rudolf Bultmann habe Theologie betrieben, indem er den (philosophischen) Filter von Martin Heidegger gehabt habe. Berger dagegen stellt folgende Prämissen für die Bibelexegese auf: 1. Aus der Geschichte für die Geschichte. 2. Historizität spiele eine unterschiedliche Rolle, je nach Textform und –gattung. 3. Im Zweifelsfall für den Text; deshalb ihn so stehen lassen, wie er überliefert wurde. 4. Mystische Fakten seien nicht zu begründen (und können nicht immer erklärt werden). 5. Göttliche Macht übersteige menschlichen Mangel; deshalb gebe es „Siegeslieder“ 6. Charismatische Erfahrung hebe Grenzen auf, auch die zeitlichen. . . . . . . Zur Bergpredigt schreibt Berger ab Seite 116: • Gott sei der Geduldige, Friedensstiftende, Barmherzige und Treue • Der Mensch solle Gott ähnlich werden durch den Ruf Jesu in die Nähe und Nachfolge • Ziel sei Gott schauen; Nachfolge sei Jesus anschauen; daher sei selig sein wichtig Berger findet es zu anmassend, Worte Jesu in echte und unechte einzuteilen, da wir nicht Augenzeugen waren (Seite 143). Wesentlich sei, was Wort und Tat über Gott sagt (Seite 150). Die Religion Jesu und der Urchristen war mystisch und apokalyptisch (Seite 155). Das jüdische Gesetz sei (mit dem Neuen Testament) nicht aufgehoben worden, aber in seiner kultisch-rituellen Seite durch Jesus Christus erfüllt. Die Gleichnisse Jesu seien keine Mahnreden, sondern haben eine Pointe und zielen aufs Zukünftige. Die Bibel soll vom Regal auf den Tisch, damit sie entstaubt und mit neuer Lust gelesen werde (Seite 299)! Zentral sagt mir die Bibel etwas über Jesus (Seite 300): • Bibel sagt es in vier Evangelien und offenbart damit Mut zur Vielfalt • Bibel sagt es in Apostelbriefen, die Jesus auslegen für Fragen und Sorgen der Menschen • Bibel sagt uns, dass Gott drei Gesichter hat: Vater, Sohn und Heiliger Geist • Bibel erzählt uns von Menschen, die bis zum Tod mutig ihren Glauben bezeugten. Die Bibel erzähle davon, dass Gott die Übermütigen in alle Winde zerstreut, dass er die Mächtigen vom Thron stürze und die Elenden aufrichte. Die Bibel sagt mir, dass und warum die Liebe das Grösste sei. Die Bibel lehre uns vor allem beten (Seite 301)! Vieles aber sage die Bibel nicht, und sie frage auch nicht danach (Seite 304). Berger definiert gegen Schluss eine gute Bibelauslegung, sie sei dann gut: • Wenn wir daraus ein Gebet formen können. • Wenn wir Gott und die ganze Wirklichkeit sehen. • Wenn der Bibeltext zu reden beginne und nicht erdrückt werde durch Lehre, Regeln, Systeme und Theorien. • Wenn Gottes Gegenwart kräftig werde. • Wenn um Worte und Sätze gerungen werde. • Wenn vorhandene Spannungsfelder aufrecht erhalten bleiben: Gott – Mensch, Israel – Heiden, Allmacht – Böses, Liebe - Gericht.

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