Dienstag, April 01, 2014

Täuschung und Wahrheit (Seiten 310-366)

Regierungen, die ihre Wahrheit vor den Bürgern verheimlichen, sind zugleich Regierungen, die nicht zulassen, dass ihre Bürger irgendwo Geheimnisse haben (nach Lewis Smedes). Dagegen leben und wachsen Juden unter dem Zeichen der Erinnerung (Elie Wiesel). Im Gedenken an den leidenden Christus wird die Erinnerung an allen Schmerz, der zugefügt oder erlitten wurde, geheiligt (Johann Baptist Metz). Unterdrückung braucht Heimlichkeit und Täuschung als Requisit (Seite 315). Hass zerstört Erinnerung, Geschichte ist ein Sonderfall des sozialen Gedächtnisses. Geschichtliche Rekonstruktionen sind immer durch bestimmte Identitäten und Interessen beeinflusst, daher sind sie auch subjektiv und fehlbar. Moderne Historiker meinten, objektiv, methodisch korrekt und wahr zu sein, dabei waren sie „nur“ rational geprägt und überschätzten sich. Heute wissen wir, dass Menschen nur bruchstückhaft wissen und unzureichend reden können. Ueber Gott können wir nur so viel wissen, wie er uns offenbart. Es gibt keinen neutralen Standpunkt, weil wir kulturell und sozial eingebettet sind. Der Wille zur Wahrheit muss mit dem Willen zur Gemeinschaft verbunden werden. J. Th. F. Torrance hat gesagt: „Wahrheit ist Gott, der sich selbst treu bleibt, seiner Treue und Beständigkeit. Gottes Wahrheit bedeutet also, dass er seinem Volk die Treue und den Glauben hält, und von ihm erwartet, dass es ihm Treue und Glauben hält.“ Wahrheit erhält das Vertrauen, jedoch Täuschung zerstört sie.

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