Freitag, August 03, 2012

Mein Fazit zu Boberts Mystik

Informativ, treffend und hilfreich finde ich Sabine Boberts präzise Beschreibungen und Analysen der Gegenwart. Und im letzten Teil kommt nochmals ihr berechtigtes Anliegen zur Geltung: sie misst christlichen Symbolen und lutherischen Riten grosse Bedeutung zu, auch weil sie noch heute körperlich erfahrbar sind. Im Zeitalter der Information und Virtualität ist dies besonders wichtig und auch gut nachvollziehbar. Deshalb will sie die deutsche Messe wiederbeleben. Ich vermute, dass dies auch viel mit ihrer Konversion von einer baptistischen Freikirche zu der evangelisch-lutherischen Kirche zu tun hat. Freikirchen haben häufig viel Sinn für Inhalte und Lehre, jedoch wenig Ahnung für eine bewusste und passende Wahl von Formen und Liturgien im Gottesdienst, Glaubensstufen und Lebensentwicklung ihrer Mitglieder. Gerade auf sensible Menschen wirkt dies oft einengend, schablonenartig und platt. Manchmal hatte ich beim Lesen aber den Eindruck, dass Sabine Bobert dabei etwas übers Ziel hinausschiesst: sie stellt Entwicklungen, Personen und Kirchen nur positiv dar, die durchwegs auch negative Seiten hatten, die aber von ihr ignoriert und ausgeblendet werden, beispielsweise: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Die Verbindung von platonischer Philosophie und christlichem Glauben, die eine körperfeindliche und hierarchische Entwicklung in Theologie und Kirche begünstigte · Bernhard von Clairvaux, Martin Luther und Ignatius von Loyola haben sicher herausragende Leistungen erbracht, aber sie waren auch an unheilvollen Entwicklungen beteiligt, an Gewalt, Kreuzzügen, Machtpolitik und Antisemitismus · Die orthodoxen Kirchen sind häufig auch ein Machtfaktor und problematisch verquickt mit Politik und Militär in ihren jeweiligen Gesellschaften und Staaten. Dagegen ignoriert Bobert mehrheitlich gewaltlose christliche Bewegungen, die noch heute bedeutsam sind und deren Mystik rezipiert und weitergetragen werden sollte: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · Jüdische Herkunft des christlichen Glaubens · Jüdische Mystik · Nicht (hoch)kirchliche Mystik, z.B. Pietismus, Quäker u.a, die viel bewirkt haben. Es wäre spannend, mit Sabine Bobert darüber ins Gespräch zu kommen.

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