Impuls Exodus
Miskotte zeigt auch auf, dass dort Raum für Naturwissenschaft ist, wo die Natur „entgöttert“, die Geschichte „entdämonisiert“ und die Politik entideologisiert wird.
Wesentlich bleibt aber: Gott regiert, er erlaubt und fordert Gerechtigkeit. Immer wenn JHWH (etwas) hört, dann tut er etwas, er lässt etwas ins Dasein treten, er erfüllt sein Wort. Alle Taten Gottes sind gross, es sind seine Befreiungen „jeschu’oth“, Rechtsprozesse „zedaqoth“ und Gunstzuwendungen „chasadim“. Sein Heilsgeschehen bezieht sich auf das ganze Weltgeschehen, deshalb halten wir in der Geschichte stand und stiften Frieden. Die Kirche darf nicht die sittliche Beunruhigung in die Welt tragen, ohne die Ruhe in Gott zu verkündigen. Das ist messianische Erwartung. Im gespannten Geschehen ruht segnend die ewige Treue (S. 289).
Miskotte behauptet und begründet, dass Israel und die Kirche keine Religionen sind, denn sie feiern nicht das Gegebene wie die Heiden, sondern leben eine Existenz unter dem Wort und haben den Sinn des Lebens empfangen. Sie kennen die göttliche Verborgenheit und Freiheit, das Geheimnis der Zeit und die offene Zukunft, die erwählende Liebe und die Hoffnung. Der Auszug Israels ist Ausdruck davon und hat grundlegende Auswirkungen bis heute, dazu schreibt er auf Seite 307: „Die Vollmacht wirkt sich auch aus in dem Hindurchzug. Das Wort hat seinen Aktionsradius weit gezogen. Die Geschichte der Kirche ist wesentlich die Geschichte des profetisch-apostolischen Wortes. Ueberall kann man etwas von dem „Impuls Exodus“ (Bloch) spüren. Die Offenheit der christlichen Existenz ist auf ein Ende gerichtet. Wo das Herrenmahl gefeiert wird als Erinnerung und Teilnahme an de Opfertat des Herrn, an dem Vollbrachten, erschliesst sich die Zukunft (1Ko 11,26), denn das Mahl ist zugleich eine Speise der Hoffnung, ein Trank der Verheissung.“
Und weiter auf S. 310: „Und wir fragen: Wie lange hat die Kirche den Gott Israels verkündigt, sich an den Tatcharakter seines Wortes gehalten, die Erzählung seiner Taten fortgesetzt? ... Wie bald haben die Christen den Exodus preisgegeben, wie bald sich geschämt, Grenzüberschreiter zu sein, wie schnell haben viele ihre Erwartung gegen das Glück einer geistlichen Sesshaftigkeit vertauscht?“
Der eigentlich und ursprünglich Fragende ist Gott, er fragt nach dem Menschen und dieser hat ihm zu antworten. Die Antwort kann sich vorläufig in fragenden Worten verhüllen. Gott ist der Vorangehende, er waltet in Freiheit über der Unverfügbarkeit der befreienden Antwort. Israel hat in seiner Profetie, in seinem Gesang und in seinen Geschlechtsregistern das ihm zugesagte Land als Unterpfand der Zukunft gefeiert: eine Erde für die eine Menschheit unter dem einen Himmel. Das ist die grosse Liebesgeschichte, welche Leben heisst.
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