Mittwoch, April 16, 2008

Bahira-Legende und Luxenberg

In „Bahira-Legende, Dante und Luxenberg. Von verschiedenen Koranwahrnehmungen“ macht Michael Marx auf Seiten 112-129 einen kurzen Abriss über die Wahrnehmung des Koran. Er beginnt mit Bahira, der ein nestorianischer Mönch war, der Mohammed unterwiesen und inspiriert haben soll. Dies wurde sowohl von Christen als auch von Moslems überliefert, jedoch unterschiedlich gedeutet. Aus der frühen christlichen Sicht ist der Islam ein verdrehtes, häretisches Christentum aus dem 8. Jh. Der Koran ist nach Johannes von Damaskus (675-749) ein christlicher Auslegungstext. Erste lateinische Koranübersetzungen wurden im 12. Jh. In Spanien geschaffen. Noch Nicolaus Cusanus sah im Koran verborgene Wahrheiten des Evangeliums, ein verdecktes christliches Erbe. Martin Luther war dagegen kämpferischer: Katholizismus und Islam seien die beiden Hörner des Antichristen. Carl Heinrich Becker meinte: Ohne Alexander dem Grossen keine islamische Zivilisation. Er trug griechische Kultur, Wissenschaft und Philosophie in den Orient. Abbasidische Forscher rezipierten dies. Und ohne Juden und Christen keine islamische Theologie (Seite 123).

Im islamischen Verständnis ist der Koran das ungeschaffene, vor Erschaffung der Welt bei Gott vorhandene Wort Gottes. In der frühchristliches Theologie hatte nur Christus diese Stellung. Marx bezeichnet den Koran als Nachhall, Echo oder Bestandteil der spätantiken Kirchengeschichte.

Luxenberg wird von Marx sehr sachlich bewertet. Er vermerkt die uneinige Fachwelt und vielstimmige Bewertung. Aber nur wenige Forscher beherrschen heute sowohl Aramäisch, Hebräisch und Arabisch. In islamischen Ländern hatten Luxenbergs Thesen bis heute wenig Echo, es gibt nur je eine Rezeption im Libanon und Iran. Marx bemängelt des weiteren die fehlende Textforschung seit 1945 und die minime Interaktion zwischen Forschern, Fächern, Sprachen und Kulturen. Das ist mit ein Grund, weshalb jüdisch-christliche Anteile im Koran noch wenig erforscht sind.

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