Montag, Dezember 12, 2016

Wüstentrekking in Marokko - ein Reisebericht

Am 6. November flogen meine Frau und ich mit Royal Air Maroc von Zürich über Casablanca nach Marrakesch. Es war meine erste Reise nach Afrika und unser erster Aufenthalt in einem islamischen Land. Natürlich haben wir uns vorbereitet und einiges gelesen über Land und Leute, Kultur und Religion. Mit der Reise klappte alles bestens und noch fühlte sich vieles wie gewohnt und auch westlich an. Erst der Weg zu unserem Hotel in der Medina, der Altstadt Marrakeschs, war ungewohnt und etwas orientalisch. Durch enge Gassen an dunklen Gestalten vorbei erreichten wir schliesslich unser Hotel. Durch eine unscheinbare Tür gelangten wir an die kleine Réception, wo einer Nachtschicht hatte. Dahinter öffnete sich ein Innenhof, an dem die Zimmer auf mehreren Stockwerken angeordnet waren. Da wir spät angekommen waren, war die Nacht nur kurz und mit dem durchdringenden Gebetsruf des Muezzin der nahegelegenen Moschee begann der Tag kurz nach fünf Uhr. Auf der Dachterrasse war ein grosszügiges Frühstücksbuffet bereit, wo wir uns stärken konnten. Bald darauf ging unsere Weiterreise mit einem Kleinbus in die Wüste los. Die Fahrt über den hohen Atlas war von starken Regenfällen begleitet. Das schien den marokkanischen Chauffeur jedoch nicht gross zu beeindrucken. Flott ging die Fahrt voran, auch als die Strasse anstieg und kurviger wurde. Langsamere Lastwagen wurden mit Schwung überholt. Nach einem ersten Kulminationspunkt wurde in einem Strassendorf eine Pause eingelegt. Unsere marokkanischen Führer assen Frühstück, und wir schlürften Kaffee oder Tee. Nebenan bot ein Metzger seine Ware an, halbe Tiere hingen an Fleischerhaken, was für unsere Augen ungewohnt und nicht gerade appetitanregend war. In der Restaurantküche brodelte eine Tagine, ein typisches marokkanisches Tongefäss, auf dem Gasherd, worin Fleisch, Gemüse und Kartoffeln geschmort werden. Bald ging die Fahrt weiter und unser Bus schraubte sich die Passstrasse hoch bis auf 2'200 Meter über Meer. Am Horizont tauchte nun blauer Himmel auf, und die Stimmung der Passagiere hellte sich auch zusehends auf. Die Landschaft bekam Farbe, obwohl die Vegetation zunehmend fehlte. Wir passierten Dörfer, die mehrheitlich aus rotbraunen Lehmbauten bestanden. Männer hielten sich am Strassenrand auf, tranken Tee und waren in Gespräche vertieft. Frauen, meist mit Kopfbedeckung oder verhüllt, waren mit Kindern, Taschen oder Bündeln unterwegs. Die Gegend wurde wieder flacher und glich bald einmal einer Wüste. In der Stadt Ouarzazate gab es einen Zwischenhalt, um einen Mittagslunch einzukaufen.
Nach einigen Kilometern begann die Strasse wieder anzusteigen, da der Ausläufer des Gegenatlases überquert werden musste. Dahinter öffnete sich das Draatal, eine Wüste mit einzelnen Akazienbäumen und einem langen, grünen Palmenhain entlang des Draaflusses. Unser nächstes Ziel war Zagora, die letzte Stadt vor der Wüste. Doch das dauerte, weil immer wieder neue Strassenbaustellen auftauchten, und die Geschwindigkeit gedrosselt werden musste. Wo Wasser ist, da sind auch Menschen und Siedlungen. Verschiedenste Fahrzeuge überholten wir, darunter waren Maulesel und Mercedeskarrossen. Mehrere Schüler waren am Strassenrand zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs. Immer mehr fiel mir auf, dass Marokko ein Land der Gegensätze ist: modern und traditionell, reich und arm, westlich und orientalisch.

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