Montag, Dezember 19, 2016

Von den Dörfern zu den Dünen

Um die Mittagszeit nach zwei bis drei Stunden Wanderung erreichten wir das nächste Dorf, Oulad Mhiya, das aus einer Kasbah und auch aus einigen Neubauten bestand. Das schönste Haus hier und vielerorts in Marokko war jeweils die Moschee mit dem farbig angemalten Minarett. Die Minarette sahen fast immer gleich aus: Es waren quadratische Türme von etwa vier Meter Seitenlänge, die ungefähr fünfzehn Meter hoch sind. Die Farbe war oft gebrochenes rosa mit weissen Rändern. Zuoberst war nochmals ein Türmchen aufgesetzt, worin der Lautsprecher für den Muezzinruf untergebracht war. Der Ruf des Muezzins zum Gebet muss aber gesprochen respektiv gesungen sein und wird niemals ab Gerät abgespielt. Er wird nur mit dem Lautsprecher verstärkt, damit er weit herum hörbar ist.
Etwas ausserhalb des Dorfs konnten wir eine Mittagspause einlegen. Unser marokkanischer Koch hatte ein einfaches, aber leckeres Mittagessen gekocht und die Bastmatte ausgebreitet im Schatten von Palmen. Wir sassen oder lagen zu Tisch und genossen Tee, Gemüse und Beilage. Vor uns lag eine Sanddüne, die sich vom stahlblauen Himmel abzeichnete. Nach zwei Stunde Pause ging die Wanderung über einige Sanddünen und eine steinige Ebene weiter. Das alte Nomadendorf Mhamid el Rhezlane lag vor uns. Einige Kinder spielten auf einem Platz vor dem Dorf. Im Dorf selber, in seinen engen Gassen trafen wir wieder auf vereinzelte verhüllte Frauen, die sich diskret bewegten und sich fast unsichtbar machten. Kommunikation war aus sprachlichen Gründen schwierig - sie sprechen berberisch - und wegen kulturellen Unterschieden unüblich. So durchquerten wir rasch das Dorf und kamen in die anschliessenden Felder. Palmhaine begleiteten uns noch kilometerweit. Irgendwann nahmen dann die Sanddünen wieder zu und nach einer Stunde Marsch hatten wir das Nachtquartier erreicht. Unsere Kameltreiber hatten bereits ein Biwak mit Koch-, Ess- und WC-Zelt aufgebaut. Unsere Zweierzelte stellten wir selber auf und legten unsere Matten, Schlafsäcke und persönliche Utensilien hinein. Bis zum Abendessen war freie Zeit zur Regeneration und Entdeckung der näheren Umgebung. Um halbsechs ging die Sonne unter, um sechs Uhr wurde es dunkel und um sieben Uhr gab es im Esszelt ein Essen mit Gemüsesuppe, Hauptgang und kleinem Dessert.

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