Freitag, Juli 05, 2013

Zimzum

Kürzlich habe ich in einem Buch des französichen Philosophen André Comte-Sponville über „Zimzum“ gelesen. Dieser Begriff geht auf die jüdische Mystik zurück, die Isaak Luria, der 1534-72 gelebt hatte, stark mitgeprägt hatte. Folgender Gedankengang stammt von ihm: "Gott hat sich aus Liebe seiner Göttlichkeit entleert und sich zurückgezogen, damit in diesem Rückzug Schöpfung, in dieser Distanz Raum, in diesem Warten Zeit, in dieser Gottleere Universum existieren kann. Schöpfung bedeute für Gott also nicht, diesem, dem Unendlichen, das Er ist, Gutes hinzuzufügen, sondern die Einwilligung, nicht alles zu sein. Die Erschaffung der Welt ist keine Vermehrung, kein Fortschritt, wie die Menschen naiverweise glauben, sondern eine Zusammenziehung, eine Minderung, wie eine Amputation Gottes durch sich selbst." Simone Weil hat es dann so formuliert: „Die Schöpfung ist von Gott kein Akt der Selbstausweitung, sondern des Rückzugs, des Verzichts. Gott und alle Kreaturen, das ist weniger als Gott allein. Gott hat diese Minderung akzeptiert. Er hat einen Teil des Seins von sich entleert. Deshalb sagt Johannes, das Lamm sei bei der Grundlegung der Welt geschlachtet worden... Es ist der Preis der Schöpfung: Wenn die Welt keinerlei Böses enthielte, wäre sie vollkommen; wenn sie vollkommen wäre, wäre sie Gott, und es gäbe keine Welt.“

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